Im Jahr 1992 wurde Mexiko-Stadt von den Vereinten Nationen zur „weltweit am stärksten verschmutzten Stadt“ erklärt. Seitdem ist viel erreicht worden: Die Stadtverwaltung konnte ehrgeizige Pläne zur Reduzierung der Emissionen (insbesondere im Verkehrssektor) umsetzen, darunter Fahrverbote an bestimmten Wochentagen und die Einführung des größten Fahrrad-Sharing-Systems in Nordamerika. Die Stadt ist auf dem richtigen Weg und hat zwischen 2008 und 2012 eine beeindruckende Reduktion der CO2-Emissionen um 7,7 Millionen Tonnen erreicht. Doch die Luftverschmutzung ist nach wie vor sehr hoch und auch die Straßen der Stadt sind noch immer notorisch überlastet.
Denn obwohl die Stadt bereits über ein ausgedehntes öffentliches Verkehrsnetz mit Metro, Stadtbahn, Bussen, Schnellbussen und Leihfahrrädern verfügt, bietet das System den neun Millionen Stadtbewohner*innen und den zusätzlichen 17,3 Millionen Menschen, die täglich pendeln, immer noch keine angemessene Lösung – und die Bevölkerung von Mexiko-City wächst weiter. Mobilität ist also ein großes Thema auf der Agenda der Stadt, nicht zuletzt wegen der anhaltenden Luftverschmutzung: 45 Prozent der Treibhausgasemissionen der Stadt werden allein vom Verkehr verursacht.
Die Verantwortlichen für die Stadtplanung sind daher immer auf der Suche nach innovativen Wegen, um die Belastungen durch das städtische Verkehrsnetz zu verringern. Eine solche Idee ist das Projekt „Eje 8 Green Corridor“, das ursprünglich mit Unterstützung des CFF (C40 Cities Finance Facility), einem globalen Städtenetzwerk zur Verbesserung der Umwelt und zur Bekämpfung des Klimawandels, sowie der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) entwickelt wurde. Geplant war ursprünglich die Verwirklichung eines 22 Kilometer langen Straßenabschnitts, ausschließlich für Elektrobusse und Fahrräder, entlang der „Eje 8 Sur“-Allee, einer der meistbefahrenen Straßen Mexikos, die im Süden der Stadt nach Osten und Westen verläuft. Trotz der Durchführung mehrerer Machbarkeitsstudien wurde das Projekt im Jahr 2018 jedoch zunächst gestoppt – Grund war die Bürgermeisterwahlen in Mexiko-Stadt.
Erst in diesem Jahr kündigte die neue Bürgermeisterin Claudia Sheinbaum einen neuen strategischen Mobilitätsplan für die Megacity an, für den ein Budget von 10,2 Milliarden mexikanischen Pesos (rund 475 Millionen Euro) einplant ist. Laut Gustavo Jimenez, geschäftsführender Direktor der Verkehrsaufsichtsbehörde von Mexiko-Stadt, hat sich das Projekt „Eje 8 Green Corridor“ mit der neuen Regierung verändert und wird nun zu einer erhöhten Busspur, die speziell für Elektro-Oberleitungsbusse konzipiert ist. Die acht Kilometer langen Strecke soll täglich von bis zu 160.000 Menschen genutzt werden. Die Busse selbst sollen über Oberleitungen entlang der Stracke geladen werden. In regelmäßigen Abständen soll es Stationen geben, an denen die Menschen aus- und auf verschiedene Verkehrsmittel umsteigen können. Der Bau soll planmäßig Ende 2020 beginnen.
In diesem Video (auf Spanisch) ist zu sehen, wie das Ganze am Ende aussehen soll:
Bis zum Jahr 2024 soll eine Verringerung der durch den Verkehr verursachten Verschmutzung um enorme 30 Prozent erzielt werden. „Wir arbeiten noch an Strategien für die Elektromobilität, aber in Mexiko ist geplant, neue Elektrobusse in Betrieb zu nehmen und Elektro- und Hybridtaxis zu fördern“, so Jimenez. Erreicht werden soll dies mithilfe eines weiteren großen Plans für saubere Verkehrsmittel: Im Februar 2019 veröffentlichte die Bürgermeisterin Details zu einem großen Schwebebahnprojekt für die Stadt. Das geplante Netz „Cablebús“ soll 34 Kilometer lang sein und sich auf vier verschiedene Linien verteilen. Möglich wären damit bis zu 114 Millionen Fahrten für die Einwohner*innen der Stadt, was vor allem den in der Peripherie lebenden Menschen einen besseren Zugang zum Stadtzentrum ermöglichen würde. Statt tagtäglich im dem überlasteten Verkehr stecken zu bleiben, könnten sie darüber „schweben“. Wenn dieses Projekt in die Tat umgesetzt wird, hätte Mexiko das weltweit größte Netz kabelgebundener Verkehrssystemen (und würde La Paz mit seinem „Mi Teleférico“-Netz den Titel stehlen). Die Linien der Schwebebahn sollen bereits im Juli 2020 in Betrieb gehen.
Die Stadt investiert neben Elektromobilität auch direkt in Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung, über die wir bei RESET bereits berichtet haben, z.B. vertikale Gärten und künstliche Roboter-Bäume zur Reinigung der Luft.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.