Am 11. März 2011 wurde die Küste im Nordosten Japans von einem durch ein starkes Erdbeben ausgelösten Tsunami getroffen, der das Fukushima Daiichi Kernkraftwerk
stark beschädigte und eine dreifache Kernschmelze verursachte. In Folge des Unglücks wurden große Flächen von Wohn- und Ackerland sowie Luft und Wasser verseucht. Etwa 150.000 Bewohner der Präfektur Fukushima mussten umgesiedelt werden – eine Rückkehr in ihre Heimat ist für sie bis auf weiteres nicht absehbar. Die japanische Regierung veranlasste kurz nach der Katastrophe die Stilllegung der 50 noch aktiven Reaktoren, ließ aber zwei von ihnen wieder hochfahren wegen angeblicher Sommer-Stromknappheit.

Die Protestierenden warnten am Sonntag davor, dass die Lage im überfluteten Kraftwerk Fukushima 1 weit davon entfernt ist, sich entspannt zu haben. Akiyoshi Ando, Organisatorin von mehreren Anti-Atomkraft-Demos in Yokohama, fordert die regierenden Politiker auf, die Stilllegung aller Kernreaktoren als zentralen Punkt in ihre Agenda aufzunehmen. Dass sie dieses zur Zeit nicht tun, zeige dass die Meinung und das Wohl der betroffenen Bevölkerung dem amtierenden Premier und seiner Partei nicht am Herzen liege. Die Demonstrierenden werfen Shinzo Abe vor, wirtschaftliche Interessen über die Gesundheit und das Leben der japanischen Bevölkerung zu stellen.

Zwar richtete sich der Unmut der Demonstranten auch gegen den Energiekonzern Tepco, der geplant hat, verseuchtes Wasser aus dem Kraftwerk Fukushima 1 ins Meer abfließen zu lassen falls die Auffangbehälter nicht mehr ausreichen – das Hauptziel der Wut bei den Protesten am Sonntag war jedoch die konservative Liberal-Demokratische Regierung um Premier Abe und ihre pro-nukleare Haltung. Seit er die Regierungsgeschäfte Ende Dezember 2012 übernommen hat, verkündet Abe, stillgelegte Reaktoren überall auf dem japanischen Archipel zu reaktivieren, den Bau von neuen Reaktoren wieder aufzunehmen und japanische Kerntechnologie verstärkt in andere Länder zu exportieren.

Bei seinem Treffen mit Barrack Obama im vergangenen Monat sagte Abe, dass er an den Plänen der vorhergehenden demokratischen Regierung um Premier Yoda Noshihiko zur kompletten Abschaffung der Atomkraft bis in die 2030er Jahre nicht festhalten werde. Er plädierte dafür, die Zusammenarbeit zwischen Japan und den USA im Bereich der Kerntechnologie zu verstärken. Die Haltung von Premierminister Abe macht viele Menschen wütend, da für sie klar ist, dass es in einem dermaßen stark erdbebengefährdeten Land wie Japan keine Atomreaktoren geben darf. Ebenfalls ist neben der akuten Gefahr von durch Erdbeben verursachten weiteren Atom-GAUs das Problem der Entsorgung der sich immer weiter anhäufenden nuklearen Abfälle auch in Japan ungelöst.
Via Telepolis