Obwohl Kohlendioxid oft in den Schlagzeilen steht, ist es nicht das einzige Treibhausgas, das unsere Umwelt schädigen kann. Im Gegenteil, es ist nicht einmal das schlimmste.
Über einen Zeitraum von 100 Jahren hat Methan eine 28 Mal stärkere Treibhauswirkung als CO2, über 20 Jahre berechnet ist die Wirkung sogar 86 Mal stärker. Insgesamt hat Kohlendioxid zwar eine größere Auswirkung, da viel mehr davon freigesetzt wird. Allerdings macht Methan etwa 20 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen aus. Daher müssen neben den CO2-Emissionen auch Methangase massiv gesenkt werden, um unseren Planeten abzukühlen.
Um diese Tatsache zu verdeutlichen, veröffentlich Bloomberg während des laufenden COP27-Gipfels täglich Bilder von Methanlecks in der ganzen Welt. Dazu hat sich das Medienunternehmen mit GHGSat zusammengetan, einer Organisation, die Satelliten zur Überwachung von Methanlecks rund um den Globus einsetzt.
GHGSat verwendet ein bildgebendes Interferometer, um Methanemissionen mit Satelliten in einer Umlaufbahn in 500 Kilometern Höhe über der Erdoberfläche aufzuspüren. Diese Sensoren können Methan durch die Verzerrung des Sonnenlichts, wenn es in den Weltraum zurückgeworfen wird, erkennen. Methan blockiert einen Teil des Lichtspektrums, der dann von den empfindlichen Sensoren erfasst werden kann. Obwohl andere Unternehmen ähnliche Arbeiten durchführen, haben die Bilder von GHGSat nach eigenen Angaben die höchste Auflösung und die Methanlecks können so bestimmten Anlagen zugeordnet werden. Auch der ESA ist das als eine der wenigen anderen Organisation mit ihrem Copernicus Sentinel-5P-Satelliten gelungen.
Zusätzlich zu den satellitengestützten Sensoren hat GHGSat auch Sensoren für die Vermessung aus der Luft entwickelt, die noch genauere Messwerte ermöglichen. All dies steht Organisationen über die Datenplattform SPECTRA zur Verfügung. Mithilfe dieser Technologie konnten GHGSat und Bloomberg exklusive Bilder veröffentlicht, die Methanlecks aus verschiedenen Quellen und Ländern zeigen.
Die Hauptquellen sind Mülldeponien, Kohlebergwerke und Ölfelder
Vor allem Mülldeponien sind bemerkenswerte Methanquellen und liefern einen nahezu konstanten Strom dieses Gases. Das Gas entsteht bei der Zersetzung von organischem Material, wie zum Beispiel Lebensmittelresten, die in Abwesenheit von Sauerstoff zersetzt werden, und ist laut Bloomberg für 20 Prozent aller Methanemissionen verantwortlich. Allein in einer kanadischen Mülldeponie wurden Methanemissionen von rund 1.185 Kilogramm pro Stunde gemessen. In der EU müssen laut geltenden Verordnungen Deponiebetreiber*innen das entstehende Gas sammeln und entweder verwerten oder zumindest verbrennen. Werden Deponien gut gemanagt, wird der Abfall gas- und wasserdicht eingeschlossen und das Deponiegas im besten Fall einer Verwertung zugeführt und daraus zum Beispiel Strom und Wärme generiert. Allerdings wird das entstehende Methan bisher nicht komplett aufgefangen.
Auch Kohlebergwerke sind eine erhebliche Quelle, insbesondere in China, aber auch in vielen anderen Ländern. Aus einem polnischen Kohlebergwerk werden beispielsweise 3.410 Kilogramm Methan pro Stunde gepumpt. Bei der Förderung von Kohle wird häufig Methangas freigesetzt, das entlüftet werden muss, um Ablagerungen und mögliche Explosionen zu verhindern. Auch hier könnten Gasabscheidungssysteme eingesetzt werden, um nicht nur die Emissionen zu verringern, sondern auch zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen.
Einen großen Anteil an den steigenden Methanemissionen haben Ölfelder. Alleine sechs chinesische Ölfelder sind für ca. 4.477 Kilogramm Methan pro Stunde verantwortlich und die turkmenischen Öl- und Gasfelder pusten jede Stunde 8.501 Kilogramm des extrem klimaschädlichen Gases in die Atmosphäre. Insgesamt sind die größten Methanproduzenten China, die Vereinigten Staaten, Russland, Indien, Brasilien, Indonesien, Nigeria und Mexiko. Diese acht Länder sind für rund 50 Prozent aller Methanemissionen verantwortlich.
Die Darstellung dieses umweltschädlichen und verschwenderischen Prozesses tut dringend Not, um das ganze Ausmaß der Methanemissionen aufzuzeigen und mehr Aufmerksamkeit auf die Reduzierung oder Erfassung der gefährlichen Gase zu lenken.
Dieser Tage befinden wir uns mitten in der COP27-Klimakonferenz, die in Sharm El-Sheikh, Ägypten, stattfindet. Die Konferenz knüpft an die im Pariser Abkommen von 2015 eingegangenen Verpflichtungen an, auch wenn die Fortschritte in diesen Fragen schwer zu beurteilen sind. Nur 24 von 193 Staaten haben der UNO bisher ihre Pläne zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen vorgelegt.
In diesem Jahr geht es vor allem um die Frage, wie neue Technologien, erneuerbare Energiequellen und Managementpraktiken die Emissionen verringern können und wie die Länder des globalen Nordens den Ländern des globalen Südens bei der Anpassung ihrer Wirtschaft helfen können. Wie immer wird auch die Finanzierung der Klimaschutzmaßnahmen diskutiert werden. Und dabei sollten auch die Reduzierung der Methanemissionen nicht vernachlässigt werden. Immerhin haben auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021 mehr als 100 Staaten angekündigt, ihre Methan-Emissionen deutlich zurückfahren zu wollen. Wenn man sich die massiven Methanemissionen verdeutlicht, ist es allerhöchste Zeit, auf Worte auch Taten folgen zu lassen. Für die Beseitigung von Kohlendioxid aus der Atmoshäre gibt es immerhin eine zunehmend gut etablierte Forschungsagenda und technologische Grundlagen. Für die Methanentfernung gibt es bisher keinen vergleichbaren Rahmen.