Drones and Satellites for Good – Mit Satellitenbildern im Kampf gegen Meeresverschmutzung

Unsere Ozeane werden immer schmutziger. Während spektakuläre Unfälle von Tankern oder Bohrinseln nur zu etwa 10 Prozent an der globalen Ölverschmutzung unserer Meere beteiligt sind, sind es meist illegale Müll- oder Öl-Entsorgungen auf hoher See, die das maritime Ökosystem zerstören. Satelliten mit Radartechnologie sollen nun helfen, gegen die illegale Verklappung der Meere vorzugehen. Für unser RESET-Spezial Drones and Satellites for Good haben wir uns angesehen, wie man mit Satelliten auf Ölsuche geht.

Autor*in Simon Dupree, 13.08.15

Ölaustritte in Ozeanen haben meist verheerende Umweltfolgen: Das ausströmende Öl verteilt sich, Teile setzen sich auf dem Meeresboden ab oder es wird an die Küsten gespült. Das Fell oder Gefieder von Tieren nimmt das Öl auf und verklebt die Federn. Betroffene Vögel und Säugetiere ertrinken, verhungern oder werden vergiftet. Bedroht sind nicht nur die Natur und das Ökosystem an sich, sondern auch Fischerei, Tourismus und Küstenschutz.

Naturkatastrophen wie die Explosion der Bohrinsel „Deep-Water-Horizon“ im Jahr 2010 im Golf von Mexiko, zählen zu den schwersten Ölpesten weltweit und stehen im medialen Rampenlicht. Die Ursachen der Katastrophe, die Auswirkungen auf die Natur und die damit verbundene Strafverfahren für die Akteure, können in solchen Fällen von der Öffentlichkeit nachverfolgt und kritisch betrachtet werden.

Doch ein Großteil der maritimen Ölverschmutzung geschieht auf illegale Weise und so gelangt Öl tagtäglich auf verborgenen Wegen in unsere Ozeane. Zu diesen diffusen Quellen zählen beispielsweise Lecks in Schiffen bei der Ölförderung oder illegale Schiffstankreinigungen. Jene Prozesse werden als Verklappung bezeichnet. Das Ausmaß der Meeresverklappung ist insgesamt gesehen weitaus größer, als etwa bei Umweltkatastrophen wie dem Deep-Water-Horizon-Blowout. Besonders verheerend: sie passieren illegal und meist abseits der Kameras.

Mit Radartechnologie gegen die Verklappung der Meere

Mit Maßnahmen wie der Ausweisung von Meeresschutzgebieten, verstärkten Schiffsverkehrskontrollen oder dem Einsatz von stabileren Schiffsmaterialien, versucht man die Ölverschmutzung einzudämmen. Zudem nimmt Satellitentechnologie heutzutage eine Schlüsselposition im Kampf gegen illegale Öleinleitungen ein. Anhand von Satellitenbildern können Fernerkundungsspezialisten nicht nur frühzeitig Ölteppiche identifizieren, sondern sogar Öltyp und die exakte Flächengröße des Ölteppichs ermitteln. Hinzukommen zukünftige Prognosen über die Ausbreitung des ausfließenden Öls. Solche Informationen sind sehr hilfreich, um Säuberungsaktionen verschmutzter Gewässer effektiver zu gestalten, Schadensgutachten zu erstellen und schließlich die Verantwortlichen ausfindig zu machen.

Um möglichst unauffällig zu handeln, passiert die Ölverschmutzung oftmals auf großen Flächen und absichtlich unter “erschwerten” Wetterbedingungen wie Nebel, Regen oder bei Dunkelheit. Hier gelangt herkömmliche Satellitenfotografie an ihre Grenzen: Auf den Bildern sind Ölteppiche oftmals nicht von Seetang- und Algenfeldern, Wolkenschatten oder blendenden Sonnenstrahlen zu unterscheiden. Um eine zeitnahe und effiziente Überwachung zu garantieren und Fehlalarme zu vermeiden, setzen Naturschützer heute fast ausschließlich auf Satelliten mit Radartechnologie. Sogenannte SAR-Systeme (Synthetic Aperture Radar) senden elektromagnetische Radarimpulse an die Erde und messen die von den Oberflächen reflektierten Echosignale. Da die Meeresoberfläche von Natur aus eher rau ist, werden aufprallende Radarsignale in sämtliche Richtungen abgelenkt. Ozeane erscheinen so als strahlend weiße Flächen auf den SAR-Bildern. Liegt ein Ölfilm auf dem Wasser, wird dessen Oberfläche einheitlich geglättet. Echosignale werden spiegelhaft und meist in nur eine Richtung zurückgeschickt. Ölteppiche erscheinen mittels SAR so als schwarze Flecken auf den Aufnahmen.

EMSA CleanSeaNet geht gegen Ölverschmutzung vor

CleanSeaNet, eine Organisation, die mittels SAR-Satellitentechnologie europäische Gewässer auf Ölverschmutzungen untersucht, wurde von der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) gegründet. Es handelt sich um ein europaweites Überwachungssystem, das den Mitgliedsstaaten im Kampf gegen illegale Ölausflüsse und bei der Gewässersäuberung helfen soll. Die meisten Ölteppiche werden nach wie vor innerhalb der am häufigsten befahrenen Schifffahrtsrouten entdeckt. Durch das Verbinden von SAR-Echtzeitbildern und einem detaillierten Schiffverkehrs-Monitoring, entwickelte sich CleanSeaNet zu einer erfolgreichen Institution gegen illegale Meeresverklappung durch Öl. Viele Umweltsünder durch die Arbeit von CleanSeaNet bereits so vor Gericht wurden mit empfindlichen Strafen über mehrere hunderttausende Euro belegt. Als beispielsweise 2009 ein russisches Containerschiff vor einem französischen Gericht zu einer Strafe von 350,000 Euro verurteilt wurde, diente das vorliegende SAR-Bildmaterial als Hauptbeweismittel für den Fall. Das Schiff hatte auf seinem Rückweg nach St. Petersburg absichtlich Öl in den Englischen Kanal geleitet und musste von den Betreibern nach Enthüllung des Falls für eine Kaution von 400,000 Euro freigekauft werden.

Eine Veranschaulichung der Arbeit von CleanSeaNet zeigt folgender Clip:

Dieser Artikel ist Teil der Serie unseres RESET-Spezial Drones and Satellites for Good – Wie Drohnen und Satelliten die Welt retten.

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