Rrreefs: 3D-gedruckte Bausteine sollen Korallen ein neues Zuhause geben

Eine künstlerische Darstellung davon, wie die 3D-Blöcke von rrreef aussehen könnten.

Korallenriffe schwinden in alarmierendem Tempo. Um diese artenreichen Ökosysteme zu schützen, sind innovative Methoden gefragt.

Autor*in Ciannait Khan, 06.09.21

Übersetzung Ciannait Khan:

Der Wettlauf um die Rettung der weltweiten Korallenriffe ist in vollem Gange. Da ein großer Teil des Meereslebens von den wertvollen Ökosystemen abhängt, tüfteln Forschende auf der ganzen Welt an Lösungen – von der künstlichen Züchtung von Korallen im Labor bis hin zur Aufzucht von Korallen auf dem Festland – und es gibt einen enormen Zustrom an neuen Ideen und Technologien, die auf die Wiederherstellung dieser unschätzbaren Ökosysteme abzielen.

Eine der neuesten Techniken stammt von rrreefs, einer Schweizer Non-Profit-Organisation, die einen recht neuartigen Ansatz verfolgt: Anstatt abgestorbene Korallen zu ersetzen, will das Projekt Tonstrukturen aus dem 3D-Drucker bauen, an denen Korallen und anderen Arten wachsen und gedeihen können.

Korallenlarven brauchen eine geeignete Struktur, auf der sie sich niederlassen können, um zu wachsen. Wenn Riffe jedoch absterben, wird ihr Fundament abgeflacht, was die natürliche Erholung behindert. Durch die Nachbildung dieser 3D-Struktur hofft rrreefs, jungen Korallen bessere Chancen zu geben. Die von rrreefs entworfenen Ton-Prototypen sollen in hohem Maße anpassbar sein und ermöglichen komplexe und maßgeschneiderte Designs, die sich an unterschiedliche natürliche Umgebungen anpassen. Diese Strukturen sollen nicht nur Korallen schützen, sondern auch neue Lebensräume für andere Meeresbewohner schaffen und den Küstenschutz wiederherstellen.

Um die benötigten modularen Bausteine in 3D zu drucken, arbeitet rrreefs mit der Technischen Hochschule Zürich (ETHZ), Simulationsspezialisten von CADFEM Suisse und der Zürcher Hochschule der Künste zusammen. Durch den Einsatz nachhaltiger Materialien, robotergestützter Konstruktionsmethoden und hochentwickelter Simulations- und Experimentiersysteme sollen ausreichend komplexe Systeme geschaffen werden, die auf einer ganzheitlichen Betrachtung der beteiligten Ökosysteme basieren.

Auf den ersten Blick mutet es seltsam an, unsere Ozeane mit Stapeln aus künstlichen Lehmziegeln zu füllen. Doch tatsächlich stehen große Teile der Meeresfauna und -flora unmittelbar vor dem Aussterben. Die geschützten Räume, die das künstliche Riffsystem bietet, könnten den um ihr Überleben kämpfenden Arten jedoch einen dringend benötigten Auftrieb geben.

Die Forschenden hinter dem Projekt haben nach eigenen Angaben umfangreiche Untersuchungen über die Eignung der verwendeten Materialien durchgeführt und versprechen, die ökologischen Auswirkungen ihres Projekts mindestens zwei Jahre lang genau zu beobachten. Sie sind auch nicht die ersten, die auf die Idee kommen, künstliche Lebensräume für Korallen mit von Menschenhand geschaffenen Objekten zu schaffen: Sogar ausgediente Flugzeuge und Einkaufswagen wurden schon zu diesem Zweck versenkt.

Gefährdete Riffe

Nach Angaben von Secore.org sind rund 50 Prozent der weltweiten Riffe bereits tot oder nicht mehr zu retten. Innerhalb des nächsten Jahrhunderts wird diese Zahl voraussichtlich auf 90 Prozent ansteigen. Diese Schäden sind auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen, darunter menschliche Aktivitäten wie zerstörerische Fischfangtechniken, Verschmutzung, Küstenerschließung und unverantwortlichen Tourismus. Auch der Klimawandel spielt eine Rolle und ist die Hauptursache für die Korallenbleiche, die immer stärker und regelmäßiger auftritt.

Der Verlust von Riffhabitaten wirkt sich auch auf die rund 4.000 Meeresarten aus, die auf Korallen als Schutz und Nahrung angewiesen sind. Diese reiche biologische Vielfalt bildet oft die Grundlage größerer Nahrungsketten, was letztlich auch die menschliche Bevölkerung zu spüren bekommt. Einem Bericht des US-Büros für Küstenmanagement zufolge sind weltweit bis zu 500 Millionen Menschen auf gesunde Riffe als Nahrungs- und Rohstoffquelle angewiesen.

Als Pilotprojekt plant rrreefs den Wiederaufbau eines Riffs in Kolumbien, das 20.000 kleine Rifftiere und 500 Korallen beherbergen soll. Um Geld für diesen ehrgeizigen Plan zu sammeln, hat die Organisation eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, die ihr Ziel von 70.000 CHF (64.000 EUR) dank über 450 Unterstützern erreicht hat. Wenn alles gut geht, sollen langfristig Hunderte von Kilometern Riffs wiederhergestellt werden.

Neben der Crowdfunding-Kampagne arbeitet rrreefs mit zahlreichen Organisationen zusammen, vom Impact Hub Berlin über den Europäischen Sozialfonds der EU bis hin zu Conservation International. Kürzlich wurden sie bei den SEIF Awards mit zwei Auszeichnungen für ihre bisherige Arbeit geehrt.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut und erschien im Original auf unserer englischsprachigen Seite.

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