Im aktuellen Zeit-Magazin gibt es eine lesenswerte Reportage von Michael Obert über „Konfliktrohstoffe” im Kongo. Dort werden Erze wie Coltan oder Kassiterit gefördert, die für Mikrobauteile in Handys oder Computern verwendet werden. Neben den miserablen Bedingungen beim Abbau finanzieren bewaffnete Gruppen den seit 15 Jahren dauernden Krieg durch die Erlöse aus der Förderung, was das Thema immer wieder in die Schlagzeilen brachte.
„Hunderttausende von Arbeitern wühlen sich in solchen Stollen durch entlegene Bergregionen und Urwälder im Kongo. Es sind entwaffnete Rebellen, entflohene Häftlinge, Deserteure, Räuber, Mörder, Verzweifelte. In bis zu 70 Metern Tiefe graben sie mit archaischen Werkzeugen nach kostbaren Erzen, ohne die unser Leben in der modernen Welt kaum vorstellbar wäre: Kassiterit und Coltan.”
Der Artikel berichtet auch über das Projekt eines Coltan-Fingerprints, an dem die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) arbeitet. Es soll durch einen chemischen Herkunftsnachweis eine Zertifizierung der Handelskette ermöglichen, vergleichbar dem Fairtrade-Siegel. Erze, die mit diesem Siegel gehandelt würden, müssten internationale Standards erfüllen, etwa Mindestlöhne für die Schürfer, geregelte Arbeitszeiten und Sicherheit unter Tage:
„Beschlossen wurde das Vorhaben 2007 beim G-8-Gipfel in Heiligendamm. Als Alternative zu einem generellen Exportverbot ist es inzwischen eingebettet in die Strukturen des kongolesischen Bergbauministeriums und in eine Initiative von elf zentral- und ostafrikanischen Staaten gegen die illegale Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Nun soll das Gütesiegel im Kongo endlich Wirklichkeit werden. ,Wir sitzen in den Startlöchern‘, sagt [BGR-Geologe] Uwe Näher. ,Alles ist bereit‘. Doch um mit der Arbeit zu beginnen, müsste Näher in die Pilotmine von Nyabibwe reisen – und in den Bergen wird geschossen. Wer Bukavu verlässt, riskiert sein Leben.”
Kritisch beurteilt Obert den im September von der Regierung verhängten Abbaustopp. Seiner Ansicht nach wird dadurch – ebensowenig wie durch einen von Menschenrechtsorganisationen geforderten Boykott – das Problem nicht gelöst. Zwar sei der Kampf um Rohstoffe ein Motor des Krieges, den Motor abzuwürgen, bringe jedoch noch keinen Frieden.