ReTuna – die erste Shopping Mall mit 100 Prozent Recyclingprodukten

Ein Blick in das ReTuna-Einkaufszentrum

Am klimafreundlichsten ist das Produkt, das gar nicht neu produziert werden muss. Daher setzen viele nachhaltige Produktdesigner auf Up- und Recycling ausrangierter Produkte. In Schweden hat jetzt das erste ausschließlich auf diesen Produkten basierende Einkaufscenter eröffnet – DIY Werkstatt inklusive.

Autor*in Laura Wagener, 18.04.17

Als ich mit 15 mit meinen Freunden eine Paddeltour durch Schweden plante, staunte ich nicht schlecht: Um Flora und Fauna durch die Gegenwart des Menschen nicht zu schaden, waren für Wasserwanderer ausschließlich biologisch abbaubare Kosmetika und Produkte, wie Mückenspray oder Shampoo, zugelassen. Fünfzehn Jahre später ist Schweden nach wie vor der Musterschüler unter den EU-Staaten, wenn es um Natur- und Ressourcenschutz geht. Etwa 100 Kilometer westlich von Stockholm in der Stadt Eskilstuna ist jetzt ein Vorzeigeobjekt in Sachen nachhaltiger Konsum entstanden: das erste Recycling-Einkaufszentrum. Wobei Einkaufszentrum streng genommen nicht der richtige Begriff ist: In der ReTuna Återbruksgalleria wird nicht nur ge- und verkauft, sondern sie fungiert gleichzeitig als Werkstoffhof und Re- und Upcyclingwerkstatt.

ReTuna – von nachhaltigem Konsum zu DIY-Upcycling

Besucher des ReTuna können nicht nur kreativ aufgewertete alte Gegenstände erwerben, sondern sind auch dazu aufgefordert, ihren eigenen Wertstoff-„Müll“ vorbeizubringen. Experten vor Ort entscheiden dann, ob es Möglichkeiten gibt, den Gegenstand zu reparieren, upzucyceln oder ob er fachgerecht entsorgt wird. In vielen Fällen, so die Ambition, sollen jedoch Möglichkeiten zur Weiterverarbeitung gefunden werden. Die upgecycelten Waren – das Angebot reicht von Textilien über Interior Design, Spielsachen, Baustoffe und Elektronik – werden anschließend in einem der 14 Ladenlokale des Einkaufszentrums angeboten. 

© ReTuna

Das Einkaufszentrum setzt zudem auf nachhaltige Bildung: Besucher können sich von den Experten in Workshops vor Ort im Re- und Upcycling ausbilden lassen. Möglich sind dabei mehrmonatige Kurse sowie Crashkurse für Eilige. Und wie es zu einem Einkaufszentrum gehört, kommt auch das leibliche Wohl nicht zu kurz: Im hauseigenen Bio-Café und Restaurant kann sich zwischen den Ladenlokalen klimafreundlich gestärkt werden. Außerdem umfasst das Angebot von ReTuna einige Konferenzräume und eine Galerie. Die Einnahmen aus diesen Wirtschaftszweigen sollen die Upcyclinggeschäfte ko-finanzieren. 

ReTuna ist mit seinem Konzept bisher weltweit einzigartig. Wenn sich das Konzept durchsetzen kann und ähnliche Geschäftskonzepte auch in weiteren Städten Fuß fassen würden, könnte nicht nur die Menge an Wertstoffmüll deutlich reduziert, sondern auch ein breiteres Bewusstsein für den wortwörtlichen Wert im Müll geschaffen werden. Dass das Konzept auf Interesse stößt, beweist das Video vom Eröffnungstag der ReTuna Återbruksgalleria auf der Facebook-Seite der Mall.

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