Retr3D baut 3D-Drucker aus Elektroschrott

Wie eine frei erhältliche Software in Verbindung mit "e-waste" Menschen in Entwicklungsländern eine Perspektive geben könnte.

Autor*in Simon Dupree, 18.08.16

Übersetzung Marisa Pettit:

Die englische Non-Profit-Organisation Techfortrade konzentriert sich auf nachhaltige Technologielösungen. Diese Technologien sollen vor allem das Potenzial besitzen, globalen Missständen wie Armut effektiv entgegenzutreten. Ein derartiges Potenzial hätte beispielsweise Software, die aus elektronischen Abfallprodukten 3D-Drucker erstellen könnte. Mithilfe eines solchen Programms, könnte die sogenannte Dritte Industrielle Revolution (oder Digitale Revolution) auch in jene Gegenden hervordringen, die bisher im Zuge der Globalisierung keine Chance hatten.

Etwas konkreter? Mithilfe von 3D-Druck bekämen vielleicht auch Menschen in Entwicklungsländern endlich einen weitläufigen Zugang zu Bildung, Medizin und Technik. „Wir glauben, dass der 3D-Druck eine Transformation in Entwicklungsländern hervorbringen kann. Ähnlich wie es dort einst einen Wandel im Bereich der Kommunikation durch die rasante Verbreitung von Mobiltelefonen gab“, so Matt Rogge von Techfortrade. (Quelle: 3ders.org

Weltverbesserer-Software?

Ohren und Augen auf: Die oben beschriebene Software existiert. Sie nennt sich Retr3D und kreiert ein individuelles Design zum Bau eines 3D-Druckers, basierend auf den vor Ort verfügbaren Materialien. So kann ein 3D-Drucker auch komplett aus zusammengetragenen Elektro-Abfällen wie zum Beispiel Tintenstrahldruckern, PCs, Smartphones, Tablets oder auch Kopierern entstehen. Da es sich um Komponenten aus der Kategorie e-waste handelt, macht die Software nicht nur den Bau von 3D-Druckern erschwinglich, sondern kümmert sich auch um die Reduzierung der unzähligen, umweltgefährdenden Elektroschrottvorkommen. Die aus dem Upcyclingsprinzip entstehenden 3D-Drucker sollen dabei nicht mehr als 100 bis 120 US-Dollar kosten.

Doch wie baut man mittels Software eine 3D-Fertigungsmaschine aus einem Haufen Elektroschrott?


Ein Python-Skript scannt die Liste der aus Altgeräten ausgebauten Komponenten ein und konstruiert mithilfe der Open-Source-Konstruktionssoftware FreeCAD ein 3D-Modell des neuen 3D-Druckers. So entstehen für die vorhandenen Motoren und Führungen passgenaue Verbindungsteile. Retr3D kreiert also ein Design basierend auf den verfügbaren Materialien. Alle nötigen Design- und STL-Dateien werden danach in einem Ordner gespeichert. Mithilfe weiterer Schnittstellen zu ebenfalls freien Softwarelösungen (z.B. Plater und Slic3r), kann der Zusammenbau des Geräts beginnen.

Momentan arbeitet Techfortrade unter anderem mit Entrepreneuren in Tanzania, Kenia und westafrikanischen Ländern. Die Macher wollen den dortigen Gruppen das erforderliche Wissen zum Bau von 3D-Druckern vermitteln und Kleinstunternehmen mit der erforderlichen Startfinanzierung unterstützen. Techfortrade stellt seine Software zudem weltweit über die Plattform Wevolver zur Verfügung. 

Wie 3D-Druck Menschen helfen kann, zeigt dieser Clip von Techfortrade. Sehenswert!

MARKIERT MIT
3D-Drucker „BigDelta“ baut nachhaltige Häuser aus Matsch

Ein italienisches Unternehmen will dem globalen Wohnraum-Problem mit einem riesigen 3D-Drucker entgegentreten. Der zwölf Meter hohe Prototyp kann Lehmhäuser mit sechs Metern Durchmesser bauen und benötigt dafür so gut wie keine Materialkosten.

Das Internet der Dinge

Die Grundidee des „Internet of Things“ (IoT) ist einfach: Intelligente Sensoren und eine Netzverbindung machen aus jedem Ding eine smarte Datenquelle. Klingt nach Zukunftsmusik? Weit gefehlt: Das IoT hat sich bereits in unseren Wohnzimmer, Küchen und Bädern ausgebreitet. Doch worum geht es bei dieser Entwicklung überhaupt und warum ist sie so revolutionär? Welche Probleme gibt es? Und vor allem: Wie kann das IoT unser Leben nachhaltiger gestalten? 

E-waste World Map – dem Elektromüll auf der Spur

Eine digitale Landkarte zeigt an wieviel Elektromüll von einzelnen Ländern weltweit produziert wird. Die "StEp-Initiative" will mit Ihrem Programm dazu beitragen, den fahrlässigen Umgang mit der Entsorgung von Elektronik und seinen Folgen in den Griff zu bekommen.