Nichts geht mehr ohne digitale Technologien – sie beeinflussen, wie wir miteinander kommunizieren, arbeiten und leben und was wir über die Welt wissen. Aber wie wollen wir die Digitalisierung eigentlich gestalten? Wo erleichtern uns neue Tools den Alltag und wie weit wollen wir sie in unser privates Leben lassen? Wie kann die Digitalisierung zu mehr gesellschaftlichen Wohlstand beitragen? Und welche Lösungen für den Umweltschutz und andere Herausforderungen könnte sie zukünftig eröffnen?
Diese und weitere Fragen wurden im Rahmen des spartenübergreifenden Debattenabends am 31.05.2018 im Futurium in Berlin mit Prof. Dr.-Ing. Ina Schieferdecker ((Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft), Sascha Lobo (Autor, Blogger), Kai Goerlich (Chief Futurist, SAP), Prof. Dr. Christian Montag (Leitung der Abteilung Molekulare Psychologie, Universität Ulm) und Martin U. Müller (DER SPIEGEL) diskutiert. Uta Mühleis war für RESET mit einem Impulsbeitrag zu unserem Lieblingsthema auf dem Podium: Wie sehen innovative Wege aus, wenn Digitalisierung auf Nachhaltigkeit trifft?
In einer globalisierten Welt, in der Menschen eher ein Mobiltelefon in der Tasche als Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, sehen wir in der Digitalisierung durchaus großes Potenzial für eine nachhaltige Entwicklung. Natürlich beobachten wir bei der Digitalisierung auch Entwicklungen, die wenig mit Nachhaltigkeit zu tun haben; z.B. führen immer ausgefeiltere Marketingtools und die Dauerverfügbarkeit von Online-Shops zu mehr Konsum. Und auch viele Gadgets, die eigentlich beim Energiesparen helfen sollen, verbrauchen ungleich viel Energie in der Herstellung, so dass im besten Fall ein Nullsummenspiel dabei herauskommt.
Aber es gibt sie, die Projekte und Unternehmungen, die einen sinnvollen Beitrag für eine zukunftsfähige Welt leisten, indem sie die Digitalsierung schlau nutzen. Genau diese hat Uta Mühleis auf dem Podium des neueröffneten Futuriums vorgestellt. Was diese gemeinsam haben: Digitalisierung wird hier als ein sinnvolles Werkzeug eingesetzt, im Mittelpunkt steht die ökologische Nachhaltigkeit und das Gemeinwohl. So werden bereits Drohnen zur Aufforstung in für Menschen schwer zugänglichen Gebieten eingesetzt und Satelliten unterstützen die Überwachung von illegalen Rodungen im Tropenwald sowie illegalen Fischfang. In der humanitären Hilfe setzt z.B. die NGO Field Ready 3D-Drucker in Krisengebiete ein, um notwendige medizinische Geräte (Pinzetten oder auch Prothesen) direkt vor Ort herzustellen, wie u.a. nach dem Erdbeben auf Haiti. Oder das Team aus Amsterdam, dass nach den Prinzipien der Natur ein Hightech-Gerät entwickelt hat, dass kostengünstig und effektiv Mienen entschärft.
Und auch jeder Einzelne kann sich mit Hilfe digitalen Technologien engagieren, z.B. im Rahmen von Online-Volunteering oder auch Micro-Volunteering. Zooniverse ist eine Sammlung von offenen Wissenschafts-Projekten im Internet, die die Leistungen Freiwilliger nutzen, um Forschern mit der Datenflut zu helfen. Wer will kann hier Plankton klassifizieren, Pinguine zählen oder Tiere anhand von Schnappschüssen aus der Serengeti bestimmen.
Insgesamt war das eine gelungene Eröffnungsveranstaltung des Futuriums. Der gläserne Bau mitten im Regierungsviertel Berlins soll ein Raum für eine wissenschaftsbasierte, gesellschaftliche Diskussion über die Gestaltung der Zukunft werden, an dem sich Staat, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft vernetzen. Dabei ist das Gebäude selbst zukunftsweisend, denn es entspricht dem Standard eines Niedrigst-Energiehauses und setzt auf Photovoltaik und Solarthermie. Wir sind gespannt auf diesen neuen Ort der Zukünfte und die Eröffnung des gesamten Futuriums im Frühjahr 2019.