RESET-Spezial: Geflüchtetenhilfe 2.0 – Erlebe wie es ist, geflüchtet zu sein!

Screenshot aus: My Life as a Refugee

Laut Schätzungen des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) sind aktuell 51 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Sie sind Geflüchtete, Asylsuchende oder Binnenvertriebene. Und durch die Krisenherde in der Welt werden es täglich mehr. Wir stellen die Frage: Wie kann Geflüchtetenhilfe im digitalen Zeitalter aussehen? Das RESET-Spezial „Geflüchtetenhilfe 2.0“ stellt in den nächsten Tagen Projekte vor, die digitale Tools für die Geflüchtetenarbeit nutzen. Heute: Wie ist es ein Geflüchtete*r zu sein? Diese Computerspiele geben Antwort darauf!

Autor*in Annalisa Dorigo, 15.04.15

Es scheint, als würde kein Tag vergehen, an dem Asylsuchende und Geflüchtete nicht in den Nachrichten sind. Jedoch gehen die Fakten zu diesem Thema oft in Rhetorik unter und werden in Diskussionen zwischen politischen Interessengruppen benutzt oder verzerrt. Die dadurch entstehenden Spannungen spiegeln sich nicht nur in unserer Politik wider, sondern auch in der Stimmung in der Bevölkerung. Stereotype und Ignoranz gegenüber fremden Kulturen und Menschen stellen nicht nur eine Gefahr für unser friedliches Miteinander dar, sondern bedrohen ganz konkret unsere Gesellschaft in der globalisierten Welt. Studien belegen, dass Vorurteile gegenüber Geflüchteten und Asylsuchenden oft aus Mangel an Informationen und fehlendem Bewusstsein für deren Situation erwachsen.

Sich spielerisch annähren

Um die Mauer aus Vorurteilen vor allem bei jüngeren Menschen zu durchbrechen, setzt eine Reihe von Organisationen auf eine spielerische Annährung an das Thema. Durch Spiele mit Sinn sollen die Nutzer informiert, herausgefordert und bestenfalls zum Umzudenken angeregt werden. Diese Ansätze funktionieren bereits bei Themen wie Gesundheit, Landwirtschaft (3rd World Farmer), Tierschutz oder Katastrophenmanagement.

Im Spiel „Play against all odds“, das vom UNHCR entwickelt wurde, sind die Spieler selbst in der Rolle des Asylsuchenden. Sie erleben die Probleme und Emotionen ab dem ersten Moment in dem sie erkennen, dass sie in ihrem eigenen Land nicht mehr sicher sind. Die Plattform bietet nicht nur eine Simulation realer Situationen wie Flucht und Verhöre, die die Spieler meistern müssen, sondern enthält gleichzeitig auch echte Berichte von Geflüchteten aus der ganzen Welt. Auch die durchaus wichtige Unterscheidung zwischen Geflüchteten, Asylsuchenden und Migranten wird hierbei nicht vergessen. „Play against all odds“ zeigt vor allem durch die Berichte der Geflüchteten und die Interviews mit berühmten Persönlichkeiten zum Thema, dass sich in all diesem Schrecken auch positive Geschichten erzählen lassen und bietet damit ganz nebenbei viele Hintergrundinformationen und Lehrmaterial.

In „Asylum: Exit Australia“, vom australischen Nationalsender SBS entwickelt, ist der heiße Minikontinent Hauptort der Handlung. Australien, ehemals sicher und friedlich, wird plötzlich zu einem politisch instabilen Land, in dem sich nicht mehr jeder sicher fühlt. Viele Menschen ergreifen die Flucht. Die Spieler finden sich selbst als Geflüchtete wieder, die versuchen das Land zu verlassen. Pass-Kontrollen in Botschaften, Gespräche mit Mitarbeitern von NGOs, die Begegnung mit Menschenschmugglern oder zwielichtigen Arbeitgebern. Das Spiel fängt die Verwundbarkeit der flüchtenden Menschen greifbar ein und skizziert, wer von ihnen profitiert.

In “My Life as a Refugee”, ebenfalls von der UNHCR entwickelt, wählen die Spieler einen von drei Charakteren, jeder mit einer eigenen Situation und Hintergrundgeschichte: Merita ist 27 Jahr alt, verheiratet und erwartet ihr drittes Kind, als der Bürgerkrieg in ihrem Land ausbricht; Paulo ist 15, träumt davon Arzt zu werden, doch in der Realität droht ihm eine Kindheit als Kindersoldat; Amika ist 24, Mutter von zwei Kindern und gerät in Gefahr, weil sie die Vergewaltigung einer Freundin offen anprangert. Jeder von ihnen muss plötzlich seine Familie verlassen und versuchen aus dem Heimatland zu fliehen. In ihrem Bestreben, den Charakter in Sicherheit zu bringen, werden die Spieler mit einer Vielzahl von schwierigen Entscheidungen und Ereignissen konfrontiert. Wie das Schicksal der drei Charaktere endet, hängt von den Entscheidungen der Spieler ab – wie im echten Leben auch, ist die Zukunft der Geflüchteten ungewiss.

Das Ziel all dieser Spiele ist es, Nicht-Geflüchteten die Möglichkeit zu geben, sich in das Leben von Geflüchteten und Asylsuchenden einzufühlen und dadurch deren Situation besser zu verstehen. Durch den spielerischen Charakter der Programme soll der Einstieg in die Thematik erleichtert werden. Solche Ansätze sind vielversprechend. Sie sprechen vor allem junge Menschen an und geben ihnen die Möglichkeit, ihre eigenen Ansichten zu reflektieren und neue Sichtweisen anzunehmen. Denn ob Kindersoldat oder Student – sie alle sind Teil einer gemeinsamen Zukunft.

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