Reporter ohne Grenzen entsperrt Webseiten zum Welttag gegen Internetzensur

b_36yjzxaaav9na
©

Grenzenloses Internet? Von wegen! Deshalb gibt es auch den Welttag gegen Internetzensur, heute, am 12. März 2015. Dazu hat sich Reporter ohne Grenzen eine besondere Aktion ausgedacht und neun zensierte Nachrichtenwebseiten in elf Ländern entsperrt.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 12.03.15

Alle Informationen für jeden immer verfügbar im weltweiten Netz? Theoretisch ist das möglich. Praktisch leider nicht. Denn mit Gesetzen und Zensur entscheiden autoritäre Regierungen vieler Länder darüber, welche Informationen den Bürgern ihres Landes zugänglich sind und welche nicht. So sind in China die Mingjing News aus Kanada und die Tibet Post International aus dem indischen Dharamsala gesperrt, um keine Informationen über die soziale und politische Lage der Tibeter zugänglich zu machen. Auch in Ländern wie Bahrain, Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan sind diverse Nachrichtenportale, Facebook oder Twitter blockiert, um nationale, ethnische und religiöse Konflikte auch online zu unterdrücken.  

Zahlreiche autoritäre Regierungen beschäftigen ganze Heere an Zensoren und unterdrücken kritische Informationen in Nachrichtenwebseiten, Blogs und Social Media“, so Matthias Spielkamp, Vorstandsmitglied von Reporter ohne Grenzen (ROG). „Mit dieser Aktion hebt Reporter ohne Grenzen in einigen der am schärfsten kontrollierten Länder weltweit die gezielte Zensur von Webseiten wieder auf und macht blockierte Informationen verfügbar.“ 

Um die zensierten Webseiten zugänglich zu machen hat ROG eine kleine Brücke gebaut: ROG hat die Webseiten gespiegelt und in der Cloud großer Server-Anbieter wie Amazon, Google und Microsoft abgelegt. Um die Webseiten wieder zu sperren müsste man jetzt die gesamte Cloud blockieren. Dass Regierungen so weit gehen ist eher unwahrscheinlich. Denn die Blockade einer Cloud würde bei einem großen Anbieter wie Amazon oder Google auch gleichzeitige tausende Webseiten anderer Betreiber sperren – die wirtschaftlichen und politischen Folgekosten wären enorm. 

Mehr zur Aktion: Feinde des Internets

Die Jahresbilanz der Pressefreiheit für 2014 fällt düster aus

Für den Journalismus war 2014 kein hoffnungsvolles Jahr. Deutlich mehr Journalisten wurden entführt, doppelt so viele wie 2013 sind ins Ausland geflohen. Die Infografiken von Reporter ohne Grenzen veranschaulichen dies.

Digitaler Aktivismus

Handys, Blogs und Social Networks: wie Aktivisten heute digitale Technologien nutzen, um für sozialen Fortschritt zu streiten, zeigen konkrete Beispiele aus der ganzen Welt - von ägyptischen Bloggern über Videoaktivisten in Syrien bis zum kenianischen Handyprojekt Ushahidi.