Rank a Brand: Sneakers oder Sondermüll?

Bild: Mista.Boos/ flickr

Die einen tragen sie jeden Tag, die anderen mindestens zum Sport: Sneakers gehören zu den beliebtesten Freizeitschuhen. Ob rot, grün, blau oder gestreift, so vielfältig die Designs sind, eins ist den Turnschuhen doch gemein: sie sind alles andere als umwelt- und gesundheitsfreundlich!

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 31.05.11

Nicht selten enthalten die Schuhe zinnorganische Verbindungen, die krebserregend und so giftig, sind, dass sie in Schutzanstrichen für Schiffe schon lange verboten sind. Außerdem enthalten die Farben oft aromatische Amine und Anilin, die hoch giftig sind. Für Schuhe weltweit wird mittlerweile fast nur noch chromgegerbtes Leder verarbeitet. Die Nachteile sind ein hoher Wasserverbrauch und schwermetallbelasteter Abfall, die Rückstände der Chemikalien bleiben in den Schuhen. Vollgepumpt mit all diesen Chemikalien müssten die Schuhe nach Gebrauch eigentlich im Sondermüll landen! Produziert werden die Sneaker in den meisten Fällen in den Ländern wie China, Vietnam oder Indonesien – unter sehr fragwürdigen Bedingungen.

Wollen wir mit gutem Gewissen laufen? Dann müssen wir es barfuss probieren!

So zumindest schätzt Greenpeace die aktuelle Situation in der Schuhindustrie ein. Schuhe, die unter sozial, ökologisch und politisch einwandfreien Bedingungen produziert werden, gibt es kaum.
Das bestätigte auch “Öko-Test”. Von 15 Damen-Sneakern zwischen 20 und 125 Euro fielen alle Modelle mit der Note “ungenügend” durch. Neun Modelle enthielten zinnorganische Verbindungen.

Licht am Ende des Tunnels: es tut sich was bei den Sportartikelherstellern

Puma hat dieser Tage Schlagzeilen mit der Veröffentlichung seiner Umweltkosten gemacht. Damit ist Puma weltweit der erste Konzern, der die Umweltkosten der gesamten Wertschöpfungskette in seine Geschäftsbilanz von 2010 aufgenommen und der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Erfasst wurde der CO2-Ausstoß und der Wasserverbrauch des Sportartikelherstellers und seiner Zulieferer, im Herbst 2011 möchte der Konzern weitere Faktoren in die Rechnung mit einbeziehen, wie die Verursachung von saurem Regen oder Smog, schädliche organische Verbindungen, sowie Abfall und Flächennutzungsänderungen. Puma hat angekündigt, die Erkenntnisse künftig nutzen zu wollen, um die Umweltauswirkungen zu minimieren. Ob der Schritt in die Öffentlichkeit mehr als nur reine PR für den ökologisch bewussten Konsumenten ist, wird sich anhand konkreter Veränderungen noch zeigen müssen. Mehr dazu hier.

Rank a Brand: Die Sportartikel-Hersteller im Vergleich

Rank a Brand hat einige der Sportschuh-Hersteller nach ihrer Performance bewertet. Verwunderlich nicht, dass keiner besonders gut abschneidet.

Puma hat zwar neben seinem Schritt in die Öffentlichkeit auch angegeben, CO2 bis 2012 um 20% reduzieren zu wollen und diesen Prozess nach außen kommunizieren zu wollen. Auch im Bereich “Verbesserung der Arbeitsbedingungen” schneidet Puma nicht ganz schlecht ab und engagiert sich für die Bezahlung von Mindestlöhnen, eine Begrenzung der Arbeitszeit und ist Mitglied der Fair Labor Association (FLA). Der Bereich Umweltschutz ist jedoch noch sehr entwicklungsbedürftig; auschließlich das Abwasser-Treatment wird reguliert. In den grünen Bereich kommt auch Puma als Listenanführer damit nicht.

Bei Adidas und Reebok sieht das ähnlich aus, allerdings engagieren sich die beiden hauptsächlich im Bereich der fairen Arbeisbedingungen, fast keine Punkte gab´s für den Klima- und Umweltschutz. Beide planen immerhin, CO2 einzusparen, zum Umweltschutz gibt es aktuell keine Pläne.

Nike ist zusammen mit Champion noch etwas schlechter aufgestellt. Bei beiden gibt es Pläne, CO2 zu reduzieren und auch auf das Abwasser wird acht gegeben. Champion plant darüber hinaus, den CO2-Ausstoß auch innerhalb der Liefer- und Produktionskette zu reduzieren bzw. zu kompensieren. Bei den Fragen zum Arbeitseinsatz erreichen beide nur halbe Punktzahl. Beide sind Mitglieder der Fair Labor Association (FLA), aber Mindestlöhne und –arbeitszeiten gibt es nicht.

Das waren die etwas besseren Hersteller; alle anderen, die in die Bewertung aufgenommen wurden, schneiden miserable ab; dazu gehören New Balance, Brooks, Russell Athletics, Lotto Sport und Diadora.

Hier kannst Du Dir nochmal die einzelnen Hersteller anschauen. Rank a Brand bietet in der Dokumentation auch viele Links an, die Du weiterverfolgen kannst.

Und jetzt?

Um unsere Füße endlich in “gesunde” Schuh stecken zu können, gibt es noch viel zu tun! Es gilt weiterhin, auf die Hersteller Druck auszuüben, damit diese endlich faire Arbeitsbedingungen bei ihren Zulieferbetrieben durchsetzen und umwelt- und klimagerecht produzieren. Dass dieser Druck sehr wohl etwas bewirkt, zeigen nicht nur die Erfolge der sog. Urgent Actions, sondern auch die Tatsache, dass sich bereits einige Firmen zu einer unabhängigen Kontrolle in Zusammenarbeit mit der Clean Clothes – Kampagne entschlossen haben.
Ausserdem empfiehlt sich, Turnschuhe im Sommer nicht barfuss zu tragen. Da über die Poren in der Haut Schadstoffe aufgenommen werden können, empfiehlt „Ökotest“, auch an heißen Tagen auf dünne Füßlinge zurückzugreifen.
Die guten Neuigkeiten: mittlerweile gibt es auch Alternativen zu den etablierten Sportswear-Firmen: Hersteller wie VIVOBAREFOOT Running, Veja oder For Your Earth setzen auf Modelle mit Sohlen aus recycelten Materialien oder Naturkautschuk, Innenfutter und Schnürsenkel aus Bio-Baumwolle und faire und CO2-sparende Produktionsbedingungen. For Your Earth pflanzt sogar noch einen Baum für jeden verkauften Schuh! Finden kannst Du die z.B. in Online-Shops wie Hess Natur und beim Avocadostore.
Besonders innovativ sollen die Schuhe von OAT sein: Laut OAT lassen sich die Öko-Sneaker nach Gebrauch einfach auf den heimischen Kompost werfen, wodurch der Zersetzungsprozess in Gang gesetzt wird. Wer möchte, kann die Schuhe auch in Wasser tunken und im Garten einpflanzen, wo die integrierten Samen an dieser Stelle schon bald Pflanzen aus dem Boden sprießen lassen. Das hat Zukunft!

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Rank a Brand: Bei welchen Handy-Marken klingelts grün?

Jedes Jahr gibt es unzählige neue Handy-Modelle. Aber welche Marken achten auf Umwelt und Menschenrechte? Ein Überblick.