Rainforest Connection – wenn der Urwald am Handy ist und nach Hilfe schreit

Rainforest Connection hilft mit alten Handys, Solarpanelen und künstlicher Intelligenz beim Regenwldschutz.

Alle zwei Sekunden wird ein Waldgebiet von der Größe eines Fußballfeldes abgeholzt – ein großer Teil davon ist Regenwald und wird illegal gerodet. Ein System aus Solarpanelen und alten Handys soll hier helfen.

Autor*in Laura Wagener, 06.12.17

20 bis 40 Prozent des weltweit gehandelten Holzbestands stammt laut der Deutschen Gesellschaft der Vereinten Nationen aus illegalen Quellen. Leider ist die Quote der illegalen Waldrodung im Regenwald besonders hoch: Bis zu 90 Prozent der Abholzungen in tropischen Regenwälder sind illegal, schätzt die INTERPOL. Was uns das angeht? Die Regenwälder sind ein über Jahrtausende gewachsenes Ökosystem, das nicht nur die Lebensgrundlage für viele Tiere, Pflanzen und indigene Völker darstellt, es ist auch eine der Hauptsäulen des uns bekannten gemäßigten Erdklimas. Ihr sattes Grün verstoffwechselt über die Photsynthese nicht nur einen wichtigen Teil des Kohlendioxidausstoßes der Welt zu Glucose und Sauerstoff. Über den riesigen Waldflächen bilden sich außerdem Wolken aus Wasserdampf, die bis weit in die Atmosphäre aufsteigen und dort – ähnlich wie Eis- und Schneedecken in der Arktis – die Sonnenstrahlung nach außen reflektieren und so die Erde vor zu starker Erwärmung schützen. Schätzungen zufolge sind inzwischen so große Teile des Regenwaldes abgeholzt, dass dieser Verlust für rund 20 Prozent des weltweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich ist – vor allem, weil auf den abgeholzten Flächen statt neuem Wald Straßen entstehen.

Das Problem von Rangern und Waldschützern: Der Regenwald ist so groß, dass es schwierig wird, den Dieben das Handwerk zu legen. Hier setzte die Idee Topher Whites an, seines Zeichens Entrepreneur und Regenwaldliebhaber: Um die illegale Rodung zu stoppen, muss man erst einmal herausfinden, wo sie stattfindet!

Rainforest Connect – wo eine Säge, da auch ein Holzdieb

Mit seiner Idee „Rainforest Connect“ schlägt Topher gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Er verbaut ausrangierte Handys – in den USA, dem Konsumland Nummer 1, eher Überfluss als Mangelware – mit Photovoltaik-Elementen und hochsensiblen Mikrofonen. Die blumenförmigen Gebilde, die nun ähnlich wie ein Walky-Talky funktionieren, werden in die Baumkronen gehängt und empfangen Geräusche aus über einem Kilometer Umkreis.

© Rainforest Connection Facebook Die Handy-Blume von Rainforest Connect

Die Audiodaten werden dann zur Echtzeit-Analyse an eine Cloud geschickt, wo sie mittels künstlicher Intelligenz in Echtzeit analysiert werden. Bei einem verdächtigen Geräusch, also Kettensägen, Motorengeräuschen oder ähnlichem, wird ein Alarm an einen Waldwächter vor Ort ausgesandt, der den Holzdieben das Handwerk legen kann. Das Projekt wird bereits erfolgreich in Waldgebieten in Indonesien, Afrika und Equador eingesetzt und soll zukünftig auch Rangern in Brasilien und den USA beim Aufspüren illegaler Holzdiebe helfen.

Wie genau das Projekt funktioniert und was Topher zu seiner Idee inspiriert hat, verrät er in diesem TED-Talk:

Übrigens: Seit dem ersten Einsatz im Jahr 2014 wurden die Einsatzmöglichkeiten von Rainforest Connect weiter ausgelotet. In Ecuador wird die Technik beispielsweise außerdem eingesetzt, um bedrohte Tierarten zu orten und so ihren Schutz effektiver zu gestalten. Zudem hilft die mittlerweile gut gefüllte Datenbank des Start-ups, der Wissenschaft ein umfassendes Bild der Geräusche und somit Geschehnisse im Regenwald zu liefern.

Wenn du selbst einmal in den Regenwald hineinhören möchtest: Die Rainforest Connection App transportiert ihre User mitten hinein in die Geräusche des Dschungels. Spenden für das Projekt können auf der Seite der Initiative abgegeben werden.

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