Pocket FM bringt freies Radio für ALLE

Wie eine kleine schwarze Box als Radiostation in Krisengebieten eingesetzt werden kann.

Autor*in Simon Dupree, 01.09.16

Menschen, die in abgeschiedenen Regionen oder Krisengebieten leben, sind oftmals von Internet- und Radioempfang abgeschnitten. Wichtige Information bekommt man dort entweder gar nicht oder (zu) spät. Zudem kann von einem Zugang zu Bildung in Bürgerkriegsregionen, Katastrophengebieten oder überfüllten Flüchtlingscamps keine Rede sein. 

Um jene Lücken zu füllen, entwickelte die Berliner Organisation Media in Cooperation and Transition (MiCT), unterstützt vom Auswertigen Amt, eine kleine schwarze Box namens Pocket FM.

Mit Pocket FM werden Radiosignale in Regionen übertragen:

  • für die es sich entweder nicht lohnt, große Radiosender aufzustellen
  • Autoritäten einen unabhängigen Radioempfang gezielt unterbinden möchten 
  • Infrastrukturen durch Umwelt- oder Kriegsschäden zerstört wurden. 

Durch Pocket FM können wichtige Informationen zeitnah empfangen und weitergesendet werden.

Wo und wann wird Essen und Trinken ausgegeben? Welchen Straßen können heute sicher benutzt werden? Wie bewässert und düngt man Pflanzen in klimatisch anspruchsvollen Zonen am effektivsten? Oder aber: Was sind die aktuellen Geschehnisse und Entwicklungen im eigenen Land? Pocket FM wurde gezielt für die Beantwortung dieser und weiterer Fragen entwickelt. In der Vergangenheit implementierte MiCT Pocket FM bereits in Sierra Leone, um die Bürger über das Ebolavirus aufzuklären. Das „Ebola Bye Bye“ FM-Projekt spielte eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Krankheit. In Tansania war der kleine schwarze Kasten auch schon im Einsatz. Dort informierten Radiosender über Pocket FM die Bevölkerung über landwirtschaftliche Themen wie das dort grassierende Bananenvirus. Nun ist Pocket FM in Syrien und weiteren Kriesengebieten im Einsatz.

Zum Aufbau der Box…

 

Pocket FM ist mit einem stabilen FM-Transmitter ausgestattet. Dieser basiert auf einem Raspberry Pi Computer und softwaregestützten Features. So kann man Pocket FM via SMS und WiFi an-/ fernsteuern und den aktuellen Standort via GPS ermitteln. Hierdurch können cloudbasierte Radiosendungen über Satellitenfunktion empfangen, heruntergeladen und mittels FM-Wellen weitergesendet werden. Der Transmitter hat eine Sendereichweite von bis zu 8 km. Dieser innovative Ansatz erhöht die Sendemöglichkeiten in „Offlinegebieten“ enorm. Ein zentraler Vorteil von Pocket FM gegenüber normalen Radiostationen ist seine Größe. Das Gerät kann im Prinzip auf kleinstem Raum plaziert werden.

Die Entwickler verzichteten auf mechanische Komponenten wie Lüfter und Festplatten, da diese viel zu anfällig und wartungsintensiv für die geplanten Einsatzorte wären. Pocket FM läuft mittels Solarzelle oder über eine Autobatterie. Zudem wurde auch bei der Bedienung auf eine unkomplizierte Menüführung geachtet. Man braucht daher kein speziell geschultes Personal zur Bedienung des Senders. „Wir wollten ein Gerät entwickeln, das, einmal eingerichtet, ohne besondere Wartung in Betrieb bleibt“, so Philipp Hochleichter, Projektleiter von Pocket FM in einem Interview mit golem.de

Pocket FM ist kein Produkt für den Massenmarkt. Es wurde von öffentlichen Mitteln gefördert und der Einsatz dient dem speziellen Förderzweck. Allerdings können Interessierte das Gerät bald nachbauen. Alle Baupläne und die benötigte Software werden demnächst unter offener Lizenz veröffentlicht. 

Quellen: golem.de, siemens-stiftung.org, pocket-fm.com

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