Plastikfrei fliegen – das hat sich eine portugiesische Airline vorgenommen

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© Hi Fly

Eine portugiesische Fluggesellschaft will als erste der Welt bis zum Ende dieses Jahres komplett auf Kunststoffe während des Fluges verzichten. Es ist ein positiver Schritt – wenn auch ein winziger in einer stark umweltbelastenden Industrie.

Autor*in Ana Galán Herranz:

Übersetzung Ana Galán Herranz, 30.01.19

Mit dem neuen Kunststoffverbot der EU scheint die Politik auf das zu reagieren, was seit Jahrzehnten von verschiedenen und immer mehr werdenden internationalen Organisationen hervorgehoben wird: dass wir unseren Kunststoffverbrauch drastisch reduzieren müssen und die Auswirkungen von Kunststoffen auf unsere Ökosysteme und unsere Gesundheit nicht länger ignorieren dürfen.

Könnte sich also der Wind gedreht haben und 2019 als das Jahr bekannt werden, in dem viele europäische Unternehmen damit begannen, unnötiges Plastik zu verbannen?

Zumindest poppen aktuell mehr und mehr Beispiele dafür auf, wie zum Beispiel jüngst auch die portugiesische Fluggesellschaft Hi Fly. Das Flugunternehmen hat sich der wachsenden plastikfreien Bewegung angeschlossen und will als erste Fluggesellschaft auf die Verwendung von Einweg-Plastik in ihren Flugzeugen verzichten. Der weltweit erste kunststofffreie Einwegflug nahm die Passagiere mit auf einen Boxing Day Trip von der Basis der Fluggesellschaft in Lissabon nach Natal, Brasilien. Es folgte eine Probezeit mit drei weiteren kunststofffreien Flügen sowie einer Reihe von zwölf Flugreisen nach und von Brasilien über die Weihnachts- und Neujahrsferien.

Das Kunststoffmeer, das normalerweise die Tabletts an Bord überschwemmt – Kunststoffbecher, -verpackungen und -besteck – wurde durch Alternativen aus Bambus, Karton oder anderem kompostierbaren und recycelten Material ersetzt. Das Unternehmen sammelte auch alle Lebensmittelabfälle und Verpackungen ein, um sie an einen zugelassenen Entsorger zu senden, wo sie zur Energieerzeugung verarbeitet werden können. Der Präsident des Unternehmens, Paulo Miripuri, erklärte, dass er gezwungen war, das Projekt zu starten, weil er die Auswirkungen von Einwegmaterialien auf die Umwelt nicht mehr ignorieren konnte. „Über 100.000 Flüge starten täglich rund um den Globus und im vergangenen Jahr beförderten Verkehrsflugzeuge fast vier Milliarden Passagiere. Es wird erwartet, dass sich diese Zahl in weniger als 20 Jahren wieder verdoppelt. Das Potenzial, hier etwas zu bewegen, ist also eindeutig enorm“, sagte er in einer Pressemitteilung.

Und er hat Recht. Fluggesellschaften erzeugen enorme Mengen an unnötigem Abfall. Allein im Jahr 2016 waren das schätzungsweise 5,2 Millionen Tonnen. Davon landet das meiste auf Deponien oder wird einfach verbrannt, da strenge Auflagen der EU für „Flugmüll“, der nicht aus der EU stammt, kaum ein Recycling ermöglichen.

Aber: Ignorieren wir nicht ein viel größeres Problem?

Nach Angaben des Unternehmens betrug das Gesamtgewicht der Plastikabfälle, die bei den 16 Testflügen zwischen Portugal und Brasilien mit 4.400 Passagieren eingespart wurden, immerhin 1.500 kg. Damit ist die Verbannung von Plastik von den Klapptischen der Flugzeuge eindeutig ein gut gemeinter Schritt des Unternehmens. Und vielleicht fühlen sich ja auch andere Fluggesellschaften angespornt, dem Beispiel zu folgen.

Aber Achtung, hier ist ein sprichwörtlicher Elefant im Zimmer! Denn es gibt ein viel größeres Thema, das Hi Fly nicht anspricht – der an sich unglaublich umweltschädliche Akt des Fliegens selbst. Als Individuen können wir keine andere Tätigkeit ausüben, die in so kurzer Zeit so viel CO2 emittiert wie das Fliegen. Das Fliegen macht mehr als zwei Prozent der globalen Emissionen aus, und die Tatsache, dass es dank staatlicher Subventionen und Billigfluggesellschaften günstiger und einfacher denn je ist, sich in den Lebensstil des Jet-Setting einzukaufen, sorgt dafür, dass mehr Menschen fliegen als je zuvor.

Es wäre wahrscheinlich kaum umsetzbar, die Freiheit der Menschen zum Fliegen einzuschränken oder zu diktieren, wer wo und wann und wie oft fliegen darf. Greifen könnte aber eine Preispolitik, die die tatsächlichen Kosten widerspiegelt und in welche die erheblichen CO2-Emissionen eingepreist wären, statt Flüge weiterhin von staatlicher Seite stark zu subventionieren. Und ja, die Industrie selbst arbeitet an Innovationen, die das Fliegen in Zukunft nachhaltiger machen könnten, wie zum Beispiel Elektroflugzeuge und solche, die mit alternativen Biokraftstoffen betrieben werden. Aber am Ende des Tages ist das Effektivste, was wir (derzeit) tun können, zweimal darüber nachzudenken, ob wir für jede Reise wirklich in den Flieger steigen sollten oder besser am Boden bleiben und Bus und Bahn nutzen, wo immer wir können. Die Schweden machen schon vor, wie das geht.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut. Das Original erschien zuerst auf unserer englischen Webseite.

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