Es gibt wenig, was wir mit so zuverlässiger Sicherheit jeden Tag produzieren wie Müll. Allein seit der Erfindung von Plastik in den 1950er Jahren sind weltweit etwa 8,3 Milliarden Tonnen Plastikmüll angefallen. Das entspricht etwa dem Gewicht von 80 Millionen Blauwalen… also deutlich mehr, als es auf der Welt überhaupt Blauwale gibt.
Was macht man mit all diesem Müll? Teile werden verbrannt, Teile davon recycelt, wieder andere werden zu Müllbergen zusammengeschoben und ein großer Teil landet in Gewässern und in der Landschaft. Die holländische Konzept- und Materialdesignerin Inge Sluijs hat sich insbesondere mit dem in der Nähe von Gewässern angelegten Müllhalden beschäftigt und nach einer Verwertung für den sich dort ansammelnden Abfall gesucht – und wurde fündig. Aus dem Müll einer englischen Müllhalde entwickelte sie mittels „Plasmavergasung“ einen Rohstoff, den sie „Plasma Rock“ nennt und der sich durch seine extreme Härte gut als Bodenmaterial, beispielsweise für die Befliesung von Terrassen eignet.
Plasma Rock aus Müll als Kunst- oder Baumaterial
Wie genau wird aber aus dem Müll ein Stein? Das Verfahren der Plasmavergasung ist an und für sich genommen nicht neu und wird schon seit einigen Jahren zum Unschädlichmachen von kleineren Mengen Giftmüll eingesetzt. Bei dem Prozess wird in einem Gas zwischen zwei Elektroden eine extrem hohe elektrische Spannung hergestellt. Dadurch wird das Gas zu einem bis zu 17.000 Grad heißen Plasma, welches das zugeführte Material – hier also den Müll – in seine molekularen Bestandteile aufgespaltet.
Das Ergebnis ist zum einen ein Synthesegas und zum anderen eine Art Pulver aus den restlichen anorganischen Bestandteilen des Stoffs. Sluijs‘ Innovation besteht darin, dieses Material zu pressen und so in neue, nutzbare Formen zu überführen – wie beispielsweise den Plasma Rock. Die Designerin hat das neue Material bisher sowohl für Dekorationszwecke eingesetzt, als auch nutzbare Bodenfliesen daraus gepresst. Laut Sluijs reichen 100 Kilogramm Müll für rund 20 Kilo völlig giftfreien Plasma Rock aus.
Die Vision der Holländerin: Aus teilweise giftigem, in jedem Fall aber für die Umwelt schädlichem Müll soll im großen Stil ungiftiges und neu verwendbares Material hergestellt werden. Für sie stehen insbesondere Deponien in der Nähe des Meeres im Focus ihrer Bemühungen, denn der ansteigende Meeresspiegel droht die Mülldeponien zu versenken – den Müll dann noch auf ähnlich effiziente Weise unschädlich zu machen, rückt dann in weite Ferne.