Ein Festival der Sinne und der Vielfalt bildete den Auftakt von „Planet Diversity“ und markierte den Beginn der in den folgenden drei Wochen stattfindenden Verhandlungen im Rahmen der Konvention über die Biologische Vielfalt. Es waren Bauern und Gärtnerinnen, Saatguthersteller und –vermehrer, Köche und Lebensmittelhersteller, Profis und Amateure eingeladen, die Vielfalt ihrer Produkte, Sorten und Pflanzen zu präsentieren. Zum Ansehen und Riechen, zum Mitnehmen und Verzehren. Ein kulturelles, politisches und spirituelles Rahmenprogramm beleuchtete das Thema Vielfalt von vielen Seiten.
Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich über 2000 vor allem junge Leute, Schüler und Studenten in den Bonner Rheinauen, 15 Fahrminuten mit der Nummer 66 entfernt vom Hauptbahnhof, um sich dem genussvollen Treiben hinzugeben und sich verwöhnen zu lassen. Kokosnussmöhrensuppe stand auf meinem Speiseplan, nachdem ich mit der bolivianischen Tanzkombo mitgroovend vom Demonstrationszug durch die Bonner Innenstadt zurückgekehrt war. Anschließend ein Fairtrade-Cappucino mit Bio-Soya-Schaum am Greenpeace-Jugendgruppenstand. Aktionismus wurde überall ganz groß geschrieben. Empört erzählten mir die Jugendlichen von anonymen Genmaisfeldern, denen sie auf die Schliche gekommen waren, ein Bioladenbetreiber der ersten Stunde (Geschäftseröffnung 1975 in Köln) beklagte die Aufweichung der Biogrundsätze durch die Discounter-Marken. Biologische Vielfalt sei wichtig, nicht die Produktvielfalt, die die einst so liebevoll und wertvoll hergestellten und verarbeiteten Produkte beliebig erscheinen lassen würde – ganz zu schweigen, von dem mit der Quantität unausweichlich einhergehenden Qualitätsverfall.
In der Mitte des Dancefloors standen mehrere Meter hohe Aufblas-Maiskolben mit der Aufschrift „NATÜRLICH?“ Slogans auch auf 80 % Prozent aller T-Shirts: „It’s not a trick – it’s soya“, oder „Gentechnik – Wir wissen nicht, was wir tun, aber wir fangen schon mal an“.
Die Aktionisten der Kampagne Biopiraterie liefen als Paragraphen- und Copyright-Zeichen verkleidet hinter mit Beinen ausgestatteten Riesensamen und anderen Pflanzenteilen hinterher, um sie gefangenzunehmen. Dabei verteilten Sie Flugblätter, in denen man aufgefordert wurde, „kostbares Wissen bewahren – Kenntnisse dokumentieren – gegen Patente auf Leben protestieren!“, in dem man Hausrezepte von Oma/Mutti/Tante Gerda aufschreiben und dann anschließend zurückgeben konnte. Welch eine Horrorvorstellung, dass Kamille und Ringelblume nur noch teuer über einen Anbieter (Patentinhaber) zu beziehen wären, Omi, die die selbstgemachten Salben seit 50 Jahren an die Nachbarn verkauft, dürfte das dann nicht mehr. Die Ergebnisse wollen die Mitstreiter der attac-AG Wissensallmende, Netzwerk Freies Wissen und BUKO-Biopiraterie-Kampagne am Ende der CBD in den Konferenzräumlichkeiten den internationalen Delegierten und deutschen Politikern präsentieren.
Dokumentiere Kenntnisse über die Verwendung einheimischer Pflanzen! Protestiere damit gegen Patentierung!
Imkereiverbände waren mit viel Infomaterial zum Bienensterben vor Ort, ebenso wie Terre des hommes und andere humanitäre NGOs zum Thema Hunger-Nahrungsknappheit-Lebensmittelpreise-Armut.
Insgesamt war es ein sehr bunter Tag mit viel Musik und lecker Essen und Trinken und GAAAAANZ VIEEEL INFORMATION!
Wir werden Euch von unserem Büro in der Hauptstadt aus weiter über das Geschehen in Bonn zur CBD auf dem laufenden halten!