Wenn man sich das Bild einer Stadt in den Kopf ruft, so kommen einem nicht sofort Blumen, Bäume und Gärten in den Sinn – wohl vielmehr Straßen, Gebäude, Verkehr und Menschen. Dabei bietet die Stadt viel mehr Möglichkeiten als man glaubt.
Gemeinsam gärtnern: Gemeinschaftsgärten
Gemeinschaftsgärten sind bunte Oasen in den Betonwüsten der stetig wachsenden und anonymer werdenden Städte. Sie sind öffentlich zugänglich, werden kollektiv betrieben und sind oftmals von umliegenden Bewohnern und Gartenfans “besetzte” brachliegende Flächen in der Stadt. Im Vordergrund einer solchen Initiative steht der Gedanke des interkulturellen Gärtnerns und das Bedürfnis, eigene, gesunde Lebensmittel zu ernten. Dabei muss niemand als Gartenprofi starten. Ganz im Gegenteil: man probiert und tauscht sich aus, arbeitet körperlich und entflieht so dem Alltag der Stadt.
Neben Gemeinschaftsgärten, die von der Nachbarschaft mehr oder weniger legal “eingenommen” werden, gibt es außerdem Kirchen, politische Gruppen und Schulen, die sich für solche Projekte engagieren.
Diese Art von Gärten ist kein neues Phänomen. Seit den 1970er Jahren gibt es “Community Gardens” in New York City; seit etwa 10 Jahren in diversen Städten Deutschlands. Vor allem in Berlin sprießen die Gemeinschaftsgärten geradezu aus dem Stadtboden.
Der interkulturelle Garten Bunter Garten Buchholz e.V. in Berlin beispielsweise 2000 m² groß und wird zur Zeit von Gartenfreunden aus Vietnam, Mongolei, Schweden, Italien, Serbien und Deutschland genutzt. Es gibt viel Gemeinschaftsfläche mit einer Kräuterspirale, einem Teich, einem Brunnen mit Pumpe und allem, was das grüne Herz begehrt.
Ein weiteres Beispiel ist die Nachbarschaftsinitiative Rosa Rose, die seit ihrer Existenz in 2004 schon einiges miterlebt haben. Nachdem ihr erster Standort in der Kinzigstraße zwangsweise geräumt wurde, “beackern” die Rosa Rosen seit 2009 ihren neuen Standort auf der Jessnerfläche in Friedrichshain. An jedem 7. im Monat trifft sich der Verein zum gemeinsamen Diskutieren, Arbeiten, Organisieren, Bauen, Pläne schmieden, Pflanzen, Gießen, Kuchen essen usw.
Über viele weitere nationale Projekte informiert die Plattform urbanacker.net und bietet die Möglichkeit zum Austausch zu urbaner Landwirtschaft, interkulturellen und Gemeinschaftsgärten, Naturschutz und alternativem Gärtnern.
Denk dreidimensional: Gärten auf Dächern, Balkonen und vor dem Fenster
Der Traum eines eigenen Gartens lässt sich inzwischen mit hängenden und ausklappbaren Vorrichtungen auch auf kleinstem Raum verwirklichen: Viele Pflanzen benötigen nicht viel Raum in der Horizontalen, sie wachsen auch vertikal. Neben Hauswänden eignen sich hängende Gärten an Zäunen und Säulen. “Vertical Garden” nennt sich die platzsparende Alternative zum flächigen Garten. Lilli Green sammelt Ideen zum Thema Urban Gardening.
Aber nicht nur Freiflächen in der Stadt eignen sich für kollektive Gartenprojekte. Flachdächer nehmen riesige Areale der Stadt ein und sind meist grau und ungenutzt. Bei gegebener Stabilität und Drainage kann ein Flachdach ebenso bepflanzt und genutzt werden.
Egal ob in der Stadt oder auf dem Land, auf der Terrasse, dem Balkon oder im Vorgarten. Fast überall ergeben sich Möglichkeiten für den Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern. Ein gutes Nachschlagwerk für den Bio-Gärtner mit wenig Platz: Handbuch Bio-Balkongarten
gemeinschaftsdachgaerten.de informiert ausführlich über Dachgärten. Außerdem kannst Du Dich der Gemeinschaftsdachgarten-Community Berlin anschließen, die sich für einen “Großstadtjungel” einsetzt.
Erfahre noch mehr zu grünen Städten in unserem Handeln-Artikel für Guerilla-Gärtner!
Tipps für umweltbewusste Balkongärtner und Gartenbesitzer
- Die meisten herkömmlichen Balkonblumen sind weitgereist und daher für unsere heimischen Insekten ziemlich nutzlos. Ein Wildpflanzen-Balkon hingegen ist Futterplatz, Nistgelegenheit und Winterquartier in einem und unterstützt somit die Artenvielfalt rund ums Haus. Tipps dazu und zu anderen Themen rund um Garten- und Balkonbepflanzung gibt der NABU: Balkon und Garten
- Egal ob in der Stadt oder auf dem Land, auf der Terrasse oder auf dem Balkon, oder im Vorgarten. Fast überall ergeben sich Möglichkeiten für den Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern. Ein gutes Nachschlagwerk für den Bio-Gärtner mit wenig Platz: Handbuch Bio-Balkongarten
- Torf gehört ins Moor und nicht in Blumenkästen und Gärten. Denn mit dem Torfabbau werden die artenreichsten Ökosysteme zerstört. Die meisten Blumenläden und Baumärkte bieten auch Torf-freie Blumenerde an. Andere Alternativen findest Du hier: Kein Torf im Garten
- Handbücher reichen Dir nicht aus? Direkte Hilfe und Beratung bei der Umgestaltung oder Planung Deines Gartens bekommst Du bei Biogärtnereien. Weitere Infos und Links zu Bio-Gärten sowie eine Liste von Biogärtnereien in Deutschland findest du hier: http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2739. Mit Onlineshop und Gartenberatung bietet die Gärtnerei Teske aus Berlin tatkräftige Unterstützung bei diversen Garten-Projekten.
- Einen digitalen Einstiegskurs zum Gärtnern bietet die kostenlose und werbefreie Lernplattform Serlo.org mit Artikeln, Anleitungen, Videos und Übungsaufgaben zu allen wichtigen Gartenthemen rund um das Jahr.
Links zum Thema
- Andrea Heistinger, Arche Noah: Handbuch Bio-Balkongarten. Gemüse, Obst und Kräuter auf kleiner Fläche ernten
- Lesetipps rund um den Biogarten: oekolandbau.de
- NABU: Tipps für Gärten und Balkone
- Stiftung Interkultur: Bunter Garten Buchholz
- Gemeinschaftsgarten Rosa Rose, Berlin Friedrichshain
- Informationsplattform urbanacker.net
- Online Magazin Lilli Green: Urban Gardening
- NABU: Umfangreiche Tipps zur Baumscheibenbepflanzung inklusive eine Übersicht empfehlenswerter Pflanzen als pdf
- Free download: Die Prinzipien der Permakultur (pdf englisch)