Mit der Innovation des IT-Startups Stimergy sorgt die Serverwärme eines 3D-Studios für warmes Wasser in dem Pariser Schwimmbad Butte-aux-Cailles. Beim Rendern der 3D-Bilder im französischen Animationsstudio TeamTo werden Unmengen an Serverkapazitäten benötigt. Dabei produzieren die Server als ein Nebenprodukt große Mengen von Abwärme. Mit den sechs Boilern von Stimergy wird diese ansonsten ungenutzte Energie dafür eingesetzt, um das Wasser in zwei von drei Becken des Schwimmbads kontinuierlich auf 27 Grad zu halten.
„Eine animierte Fernsehserie benötigt mehr als 1,2 Millionen Bilder. Jedes dieser Bilder braucht mindestens eine Stunde zum Rendern und jedes Bild wird mindestens zwei Mal gerendert“, erklärt Jean-Baptiste Spieser, technischer Direktor von TeamTO in einem Artikel von CineEuropa. „Gerade Schwimmbäder sind ein großer Energieverbraucher für öffentliche Institutionen. Unsere Datenzentren sind eine Lösung für Bereiche, in denen eine nachhaltige Entwicklung vorangetrieben werden soll”, so Christophe Perron, Gründer und CEO von Stimergy in einer Pressemitteilung.
Nach Angaben des Startups kann ein einziger Server genug Wärme abgeben, um jeden Tag 80 Liter Wasser zu erwärmen. „Wir setzen eine nicht leitende Flüssigkeit ein, um unsere Server flüssig zu kühlen. Die gesamte von den Rechnern abgegebene Wärme wird von der Flüssigkeit aufgenommen“, erläutert Perron. Dank dem Einsatz von Wärmetauschern kann Stimergy die Wärme zur Beheizung eines Schwimmbades oder Wohnhauses nutzen.
Das Schwimmbad ist Teil eines Plans, um den CO2-Fußabdruck der Stadt zu verkleinern und sie nachhaltiger zu gestalten; bis 2024 sollen so 45 Tonnen CO2 eingespart werden. Der tatsächliche Impact des Projekts wird im Frühling 2018 von der Stadtverwaltung bewertet.
Eine Heizung aus Abwasser
Doch das ist nicht das einzige Schwimmbad in Frankreich, das mit übeschüssiger Wärme seine Becken heizt. Das Aspirant-Dunand-Schwimmbad in Paris verwendet Wärmepumpen, um Wärme aus dem Abwasser zu gewinnen. Dabei wird die Wärme, die von verschiedenen elektrischen Geräten, wie z.B. Geschirrspülmaschinen oder Waschmaschinen, aber auch Bade- oder Duschwasser, im Abwasser landet und dieses erwärmt, recycelt. “Das Potenzial ist enorm. Wo es Abwasser gibt, da kann auch Wärme wiedergewonnen werden”, so Bertrand Camus, der Kopf von Suez Water in Frankreich bei Reuters. Suez Water ist das Unternehmen hinter der Technologie, die auch in anderen Gebäuden in Frankreich verwendet wird.
Auch in Deutschland wird auf diese Technologie gesetzt. Im Stuttgarter Neubauviertel „Neckarpark“ decken 450 Haushalte sowie Läden, Gewerbebetriebe und öffentliche Einrichtungen einen großen Teil ihres Wärmebedarfs aus der Kloake unter der Stadt. Sogar im Winter ist das Stuttgarter Schmutzwasser 12 bis 15 Grad warm. Verfügbar machen diese Energie Wärmetauscher, die in der Kanalisation installiert sind und die Wärme auf einen separaten Wasserkreislauf übertragen, der mit einer strombetriebenen Wärmepumpe gekoppelt ist.
Mit Servern Daten verarbeiten und Wohnungen heizen
Und auch Server-Wärme wird andernorts schon genutzt: In den Serverschränken des Dresdner Startup Cloud&Heat wird Wasser dicht an den Prozessoren vorbeigeführt, sodass die Server gekühlt werden und das Wasser dabei gleichzeitig erhitzt wird. Ein Wärmetauscher sorgt dann dafür, dass die Hitze in einen Pufferspeicher geleitet und so nutzbar gemacht wird. Die Server werden dabei nicht zentral in Rechenzentren installiert, sondern dezentral in den zu beheizenden Immobilien.
Allein in Deutschland existieren schon jetzt schätzungsweise mehr als 50.000 Rechenzentren und die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam weiter. Damit steigt auch die Zahl der benötigten Server kontinuierlich, um die riesigen Datenmengen verarbeiten zu können – und diese produzieren permanent Abwärme. Diese Energie zu nutzen scheint dabei mehr als sinnvoll.