Regenwälder erstrecken sich über riesige Gebiete – wie soll also kontrolliert werden, dass dort nicht illegal abgeholzt wird? Das Prinzip ist einfach: Ein Satellit – oder wahlweise Drohnen, die sich aus dichten Wolkendecken nicht viel machen – nehmen über längere Zeit Bilder vom Regenwald auf. Treten größere Veränderungen in der Landschaft auf, wird Alarm geschlagen und der Sache kann auf den Grund gegangen werden. Im Verhältnis zu Bodentruppen oder Flugzeugen eine gute Idee, die in Brasilien oder Peru bereits erfolgreich eingesetzt wird.
Crowd-Intelligence für den Regenwald
In Argentinien nutzt die Umweltschutz-Organisation Greenpeace zusätzlich die Hilfe der Crowd, um gegen die Abholzung vorzugehen. Das Schöne daran: Die Aktion Guardianes ist als Online-Spiel gestaltet. Die Spieler können durch ihre Mithilfe Preise absahnen oder auf dem Leaderboard unsterblich werden.
Wie das Spiel funktioniert? Per Satelliten-Fotos wird der Regenwald überwacht. Die Fotos werden in Waben eingeteilt und die Spieler bekommen Waben zugewiesen. Sie bekommen erklärt, wie Anzeichen von illegaler Abholzung aussehen und vergleichen dann die Bilder aus vergangener Zeit auf Änderungen. Sieht etwas verdächtig aus, wird das entsprechende Gebiet markiert.
Dann kommen die anderen Nutzer ins Spiel. Sie kontrollieren die markierten Flächen und belegen, ob es sich um Abholzung handelt oder nicht. Kommt eine der betreuten Waben in die nähere Auswahl, leiten die Umweltschützer die Daten an die Behörden weiter. Sinn und Zweck dahinter ist es, die Überwachung des Regenwaldes und insbesondere illegaler Abholzungen zu forcieren.
Mikropetitionen machen den Unterschied
Ingo Boltz, Leiter des Greenpeace Andino Innovation Lab, sieht den tatsächlichen Erfolg der Guardianes nicht darin, dass die Ergebnisse von der Organisation verbreitet werden. Die User machen den Unterschied, sagt er: „Wir publizieren die Resultate auf der Plattform online. Der Druck kam aber hauptsächlich durch die Mini-Petitionen aus dem Spiel. Jeder Spieler postet seine Ergebnisse in sozialen Medien. Das heißt wenn 30 Spieler ein Gebiet posten, kontrolliert ein Campaigner die Ergebnisse und das Gebiet selbst wird für die sozialen Medien freigegeben.“
Das Ergebnis von Spiel und Kampagne: „Wir haben über 600 km² von illegaler Abholzung gespottet, die Plattform hat über 30.000 Mikropetitionen geshared und insgesamt waren knapp 35.000 Spieler aktiv. Guardianes ist ein Versuch, den strategischen Wechsel bei Greenpeace umzusetzen. Die Leute sollen zu den Campaignern werden und nicht wir. Die Leute sollen uns nicht nur unterstützen, sondern selbst die Kampagne gestalten.“
Open-Innovation: Ergebnisse und Quellcode sind frei verfügbar
Die erste Version startete in der Region Salta, die zweite für die Regionen Salta und Chaco. Das Spiel lief erfolgreich und so ist nun die dritte Version von Guardianes als HTML5-Version bereits in der Entwicklung und im Beta-Testing. Wann sie verfügbar ist, ist zwar noch nicht klar, sie sollte jedoch nicht all zu lange auf sich warten lassen, sagt Boltz.
Die Ergebnisse der zweiten Version und Kampagne gibt es online zum Download. Schönes Feature: Selbst der Quellcode ist als Open-Source-Projekt angelegt und wird von Greenpeace Argentinien auf Github angeboten.