Erstaunlich ist schon, wie viele vor allem junge Menschen sich den aktuellen Protesten anschließen, die ihren Ursprung in Spanien und New York haben. Am 15. Oktober, dem weltweiten Aktionstag, kamen an sehr vielen Orten weltweit beachtliche Menschenansammlungen zusammen – während in Rom um die 150 000 protestierte, waren es Berlin immerhin zwischen 5000 (taz) bis 10 000 (Veranstalterangaben).
In der deutschen Politik scheint zumindest ein Aspekt der Proteste angekommen: Die ungezügelte Macht der Banken und Börsen ist nicht weiter tragbar. Und irgendwie muss sich jeder nun dazu verhalten. So ließ auch die Kanzlerin den Demonstranten ausrichten, sie persönlich verstehe, dass die Menschen auf die Straße gehen würden. Ein interessantes Statement, wenn man bedenkt, welcher Partei Frau Merkel angehört und wie diese zu Regulierungen des Marktes stehen – nämlich nicht wirklich! Auch wenn Siegmar Gabriel bereits vom „Ende einer Epoche“ spricht, so heißt das nicht, dass sich wirklich was ändert! Dazu braucht die Protestbewegung mit Sicherheit einen langen Atem.
Ob sie diesen hat? Eine schwierige Frage. Sehr schnell und sehr improvisiert ist diese Bewegung in Erscheinung getreten – mit vielen Gesichtern. Sie ist das Aufbegehren vieler Unzufriedener, im Moment jedoch noch sehr ungerichtet. Die Banken sind die Bösen und mehr Demokratie, irgendwie, so die Schnittstelle der Protestler. Was wir aktuell erleben, bezeichnet der Berliner Politaktivist und Professor für Politikwissenschaft, Peter Grottian als „erste Sortierprozesse“.
Ich glaube nicht, dass es ein konkretes Programm, ein Manifest oder tatsächliche Alternativvorschläge zum aktuellen Zeitpunkt zwangsläufig braucht, um eine starke Bewegung zu werden. Aber eine gemeinsame Richtung schon. Im besten Fall kann man sich unterwegs darauf einigen. Ansonsten werden die vielen Unzufriedenen wieder in Kleingruppen mit Spezialanliegen zerfallen. Ich hoffe nicht! Denn das wir alle unter dem Gezocke der Aktionäre und den politischen Entscheidungen einer wirtschafts-zentristischen Politik leiden müssen, ist weder demokratisch noch fair oder zukunftsweisend!
Du willst weitermachen? „Die 1% haben Adressen, 99% haben eine Message“ – so die freie Übersetzung einer Protestaktion, bei der jeder aufgerufen ist, einem Banker eine/ seine persönliche Geschichte zu erzählen. Hier geht´s zur Website: occupytheboardroom.org
In Berlin geht das noch weiter: hier kannst Du Dich auf dem Laufenden halten oder auch auf der Facebook-Seite von #OccupyBerlin.