Wenn Farmer in Indien ihre Saat aussäen, heißt das nicht unbedingt, dass ihre Arbeit auch Früchte trägt. Extreme Wetterbedingungen, wie sie schon jetzt mit dem Klimawandel einhergehen, bedrohen ihre Ernten und damit auch ihre Lebensgrundlage.
Für eine reiche Ernte sind die Bauern des zentralindischen Staats Telangara seit jeher auf die saisonalen Regenfälle angewiesen, da die Region regelmäßig von Dürren und Wassermangel betroffen ist. Aber in den letzten Jahren haben sich die Regenfälle als genauso verlässlich erwiesen wie ein gutgemeinter Segen – mal kamen sie, mal nicht. Zu dem ausbleibenden Regen haben sich noch heftige Stürme gesellt, die teilweise ganze Ernten zerstören. Diese extremen Wetterbedingungen können kleine Farmer finanziell ruinieren. Daher sehen nicht wenige einen Zusammenhang zwischen den schwierigen Bedingungen und der dramatisch gestiegenen Selbstmordrate bei indischen Farmern.
Ein Gewächshaus, das dem Klimawandel trotzt
Kheyti, eine indische NGO, die kürzlich auch in der National Geographic vorgestellt wurde, will mit einem neuartigen Gewächshaus Kleinbauern helfen, auch bei harschen Wetterbedingungen gute Ernten zu erzielen. Zusammen mit der Stanford University und dem Institute for Sustainability and Energy der Northwestern University hat Kheyti ein Gewächshaus entwickelt, das die Temperatur im Innern reduziert und die Gewächse gegen Dürren und Hitzewellen schützt. Zum Einsatz kommt hierbei ein neuartiges Material, das mit seiner Aluminium-Beschichtung genauso robust wie atmungsaktiv ist.
Teil des Gewächshauses ist auch ein Bewässerungssystem, das den Wasserverbrauch dramatisch reduziert – Kheyti spricht von bis zu 90 Prozent. Gleichzeitig kann die „Haut“ Telanganas unberechenbaren Regenfällen genauso trotzen wie den mit der Regenzeit einhergehenden Insekteninvasionen.
Kheytis Gewächshäuser wurden speziell für Kleinbauern entwickelt. Große, traditionelle Gewächshäuser aus Glas sind in dieser Region mit Kosten von ca. 30.000 US-Dollar verbunden – und damit jenseits der Finanzierbarkeit für die Besitzer kleiner Ackerflächen. Kheytis Gewächshaus soll dagegen nur 2.500 US-Dollar kosten. Das ist immer noch ein großer Betrag für einen Kleinbauern; daher arbeitet die NGO auch mit Banken zusammen, um den Bauern Kredite zu ermöglichen.
Kleines Gewächshaus mit großer Wirkung
Erste Indikatoren geben Hinweise darauf, dass Kheytis Gewächshäuser nicht nur effektiv darin sind, die Ernte zu schützen, sondern gleichzeitig auch die Produktion erhöhen. Farmer, die das Gewächshaus getestet haben, berichteten, dass sie fünf bis acht Mal so viel Getreide ernten konnten als bisher auf ihren ungeschützten Feldern. Darüber hinaus haben sie diese Erträge auf weniger Raum erzielt; mit einem 235 qm großen Gewächshaus konnten sie so viel produzieren wie auf einem Feld mit einer Fläche von 4.425 qm.
Zentral in Kheytis Ansatz ist eine soziale Komponente: Die NGO baut in der Region Netzwerke auf, um die Gemeinschaften zu unterstützen und bietet Einzelschulungen und logistischen Support an – speziell auch für Frauen, die alleine ihr Farmland bewirtschaften. Erste Erfolge in der Zusammenarbeit mit den Bäuerinnen haben dazu geführt, dass Kheyti das Programm ausgeweitet und mehr Frauen zu einem eigenen Einkommen, sozialer Mobilität und Eigenständigkeit verholfen hat. Ein schöner Nebeneffekt: Kheyti konnte nachweisen, dass die Kleinbauern das erhöhte Einkommen aus den Gewächshäusern oft in die Bildung ihrer Kinder investieren.
Auch wenn die Gewächshäuser ein Erfolgsmodell zu sein scheinen, so sind sie wahrscheinlich doch nur eine Übergangslösung für Indiens Farmer. Eine wirkliche Verbesserung für Telangaras Kleinbauern kann nur bewirkt werden, wenn wir mit globalen Anstrengungen gegen den Klimawandel vorgehen und für ein weltweites Agrarsystem sorgen, dass auch Kleinbauern unterstützt.
Dieser Artikel erschien im Original auf unserer englischsprachigen Seite und ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut.