2017 erkrankten schätzungsweise 10 Millionen Menschen an Tuberkulose, 1,6 Millionen Menschen starben im gleichen daran. Das macht Tuberkulose zur weltweit tödlichsten Infektionskrankheit und einer der zehn häufigsten Todesursachen. Über 95 Prozent der Erkrankungs- und Todesfälle werden in den Ländern des Globalen Südens verzeichnet. Vor allem im Hinblick auf eine positive HIV-Erkrankung ist die Kombination tödlich, da die Krankheiten sich gegenseitig beschleunigen. Das ist auch der Grund, warum sich die Sustainable Development Goals (SDGs, Ziele für eine nachhaltige Entwicklung) mit der Bekämpfung von Tuberkulose und anderen Krankheiten auseinandersetzen: Bis 2030 will man gegen die Epidemien von Aids, Tuberkulose, Malaria und anderen übertragbaren Krankheiten erfolgreich bekämpfen; dies ist ein Teilziel von Ziel 3 der SDGs, ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.
Tuberkulose wird von einem Bakterium über die Luft übertragen, das in meisten Fällen die Lungen befällt. Es reicht also schon aus, wenn eine mit Lungentuberkulose erkrankte Person hustet oder niest, um andere Menschen in der unmittelbaren Nähe anzustecken. Das macht die Krankheit auch so gefährlich – sie kann sich sehr schnell ausbreiten. Insbesondere Menschen mit einem schwachen Immunsystem sind anfällig für die Krankheit, also beispielsweise Menschen, die mit HIV, Mangelernährung oder Diabetes leben. Die Krankheit ist aber behandel- und vorbeugbar! Die WHO schätzt, dass zwischen den Jahren 2000 und 2017 etwa 54 Millionen Leben durch eine Diagnose und Behandlung von Tuberkulose gerettet werden konnten.
Die Schwierigkeit, vor allem in Ländern des Globalen Südens, ist die lange Dauer der Behandlung. Um einen Rückfall und eine Resistenz der Bakterien zu vermeiden, müssen bis zu einem halben Jahr lang verschiedene Antibiotika eingenommen werden. In Ländern mit schlechter Gesundheitsversorgung fehlt es jedoch häufig an ausgebildetem Personal, um die Patienten zu begleiten und die regelmäßige Einnahme der Medikamente zu beobachten. Dies führte in den letzten Jahren vermehrt zu multiresistenten Erregern, gegen die Antibiotika wirkungslos sind. Doch auch multiresistente Tuberkulose ist behandelbar, in diesen Fällen ist aber eine umfassendere Behandlung notwendig.
NimCure – ein digitales Pflegetool
Nigeria ist eines von 30 Ländern mit hoher Tuberkulose-Belastung. Laut WHO sind etwa 418.000 Menschen in dem Land in Subsahara-Afrika an der Infektionskrankheit erkrankt. Das nigerianische Institut für medizinische Forschung (NIMR) hat sich nun mit dem Co-Creation Hub (CcHUB), einem Innovationszentrum in Lagos, zusammengeschlossen. Das Ziel dieser Partnerschaft ist es, ein digitales Instrument zu entwickeln und zu steuern, um die Einhaltung der Behandlung durch Tuberkulose-Patienten in Nigeria zu unterstützen und zu verbessern. Ein digitales Pflegetool für Patienten mit Tuberkulose also.
Die daraus entstandene App NimCure ist diesen Monat in Verbindung mit einer medizinischen Studie mit 30 Patienten und sechs Betreuungspersonen gestartet. Mit der App werden Patienten mit Betreuern verbunden, die ihre Behandlung aus der Ferne unterstützen und verwalten. Außerdem können Patienten kurze Videos aufnehmen, um ihre Tagesdosis zu protokollieren. Darüber hinaus ermöglicht die App den Patienten, den Behandlungsfortschritt zu verfolgen, wichtige Benachrichtigungen und Erinnerungen zu erhalten und ihr Pflegepersonal zu kontaktieren. Pflegekräfte können mit der App die Patientenbehandlung überwachen, Videoeinreichungen bewerten, den Behandlungsfortschritt der Patienten verwalten und diese direkt kontaktieren. Somit soll es mehr Menschen ermöglicht werden, medizinische Versorgung beziehungsweise Überwachung zu erhalten, vor allem auch in ländlichen Gebieten, wo die medizinische Infrastruktur nicht gut ausgeprägt ist. Für die Dauer des Pilotprojekts werden die Patienten und Betreuer mit Handys und Internetdaten ausgestattet.
Da Smartphones und das Internet immer mehr an Bedeutung gewinnen – vor allem in Afrika – könnte die App tatsächlich viele Leben retten. Es bleibt abzuwarten, wie die Pilotphase verläuft, die auf acht Monate angesetzt ist, und wie eine spätere Verwendung der App ablaufen soll. Denn nicht alle Menschen in Nigeria können sich ein Handy und teure Datenpakete leisten, auch wenn die Nutzerzahlen kontinuierlich steigen.