Bei RESET.org befassen wir uns viel mit den verschiedensten Technologien zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen – von der bekannten Sonnen– und Windenergie bis hin zu neuartigen Energiequellen. Eine große Hürde wird jedoch immer wieder genannt, wenn über erneuerbare Energien diskutiert wird: sie gelten meistens als weniger zuverlässig und gleichzeitig teurer als traditionelle fossile Brennstoffe. Diese seien im Vergleich dazu zwar „schmutzig, aber billig“.
Eine neue Studie der Universität Oxford legt jedoch nahe, dass das so nicht stimmt. Dass fossile Brennstoffe schmutzig sind, steht auch hier außer Frage, aber sie sie sind keinesfalls billig.
Das 1,5-Grad-Ziel ist ohne eine echte Transformation unseres Energiesystems unerreichbar. Aber wie kann sie gelingen? Was sind die Energiequellen der Zukunft? Welche digitalen Lösungen stehen bereit und wo sind Innovationen gefragt? Und wie kann die Transformation vorangetrieben werden?
Das RESET-Greenbook „Energiewende- Die Zukunft ist vernetzt“ stellt digitale, innovative Lösungen vor und beleuchtet die Hintergründe.
Das Oxford Institute for New Economic Thinking untersuchte historische Preisdaten sowohl für erneuerbare als auch für fossile Energieträger, um einen Langzeitvergleich zu erstellen. Die Daten für fossile Brennstoffe reichten bis zum Höhepunkt der industriellen Revolution in den 1880er Jahren zurück. Über den gesamten Zeitraum von 140 Jahren und inflationsbereinigt kamen die Forschenden zu dem Schluss, dass die Preise für fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas stark schwanken und erhebliche Steigerungen und Rückgänge aufweisen. Ein langfristiger Trend wäre dabei nicht erkennbar. Wichtig ist jedoch, dass die Preise für fossile Brennstoffe heute weitgehend die gleichen sind wie 1880, in den meisten Fällen sind sie sogar teurer.
Gleichzeitig werden erneuerbare Energien immer günstiger. Obwohl sie ursprünglich viel teurer waren, sind sie heute auf dem gleichen Preisniveau wie Öl und nähern sich Kohle und Gas an. Im Durchschnitt sind die Kosten für erneuerbare Technologien wie Solar- und Windenergie und Akkumulatoren seit ihrer Markteinführung um etwa zehn Prozent pro Jahr gesunken – und sinken weiter.
Hinzu kommt, dass die fossilen Brennstoffe zwar derzeit mehr Energie liefern, ihre Produktionsmenge aber seit 1880 nur geringfügig zugenommen hat. In vielen Fällen ist sie auf einem Plateau angelangt. Erneuerbare Energien hingegen haben an Effizienz gewonnen und nähern sich nun dem Produktionsniveau der fossilen Brennstoffe an.
Auf der Grundlage dieser Daten entwickelte das Team mithilfe probabilistischer Modelle drei Zukunftsszenarien (schneller Übergang, langsamer Übergang und kein Übergang) für den Übergang von nicht erneuerbaren zu erneuerbaren Energiequellen und bewertete die voraussichtlichen Kosten für den Zeitraum von 2020 bis 2070. Dabei legt ihre Analyse nahe, dass ein schneller Übergang zu erneuerbaren Energien (bis 2050) deutlich günstiger ist als das Modell „Langsam“ und „Kein Übergang“. Sie kamen zu dem Schluss, dass die jährlichen Energiesystemkosten für das Modell des schnellen Übergangs bis 2050 um 514 Milliarden USD niedriger sind als bei dem Szenario ohne Übergang. Berücksichtigt man Änderungen bei den Zinssätzen und die zusätzlichen Kosten, die fossile Brennstoffe in anderen Bereichen der Gesellschaft verursachen würden, kommt das Team zu dem Schluss, dass die Einsparungen letztlich bis zu 12 Billionen USD betragen könnten.
Das Szenario „Schneller Übergang“ ist besonders vorteilhaft, da verstärkte Investitionen in erneuerbare Energien die Technologien nur weiter verbessern, die Kosten wahrscheinlich senken und die Leistung erhöhen werden.
Letztendlich sieht das Oxford-Team die Behauptung, dass eine Umstellung auf erneuerbare Energien zu einem Rückgang des BIP und astronomischen Preisen führen würde, mit Skepsis. Stattdessen könnte die Umstellung in nur relativ kurzer Zeit zu massiven Einsparungen führen. Und hier mit eingerechnet sind noch nicht einmal die Kosten, die uns der Klimakollaps kosten würde, wenn uns der Umstieg auf erneuerbare Energien nicht unverzüglich gelingt.
Dieser Artikel gehört zum Dossier „Energiewende – Die Zukunft ist vernetzt“. Das Dossier ist Teil der Projekt-Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), in deren Rahmen wir vier Dossiers zum Thema „Mission Klimaneutralität – Mit digitalen Lösungen die Transformation vorantreiben“ erstellen.
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