Große Ölunfälle auf See sorgen regelmäßig für Schlagzeilen, der Großteil der Ölverseuchungen betrifft jedoch nicht die Meere: 98 Prozent aller Ölunfälle ereignen sich an Land, jährlich werden rund 25.000 Fälle gemeldet. Häufig haben diese Verschmutzungen langfristige Folgen für den Boden, einschließlich der Kontamination des Grundwassers und der Verringerung der Bodenfruchtbarkeit.
Die Beseitigung von Ölverschmutzungen im Boden war von jeher eine schwierige Aufgabe, da die meisten Methoden, die den Boden reinigen, zugleich dessen langfristige Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Doch nun haben Forscher der Rice University in Houston, Texas, eine neue Methode entwickelt, die den Boden nicht nur reinigt, sondern ihn auch annähernd in seinen Ursprungszustand versetzt.
Das Verfahren basiert auf dem Prozess der Pyrolyse, bei dem der Boden erhitzt wird, um die Erdölkohlenwasserstoffe des Öls zu verbrennen. Normalerweise trocknet dieser Erwärmungsprozess auch das in den Erdschichten enthaltene Wasser aus und macht den Boden dadurch effektiv „tot“. Die Ingenieure der Rice University konnten den Prozess jedoch verfeinern und vor allem den optimalen Temperaturpunkt lokalisieren, an dem die Kohlenwasserstoffe entfernt werden, der Boden allerdings nicht irreparabel beschädigt wird.
Die Suche nach der perfekten Temperatur
Die Vorgehensweise der Forscher erwärmt den Boden in einer rotierenden Trommel in einer sauerstofffreien Umgebung. So können Temperaturspitzen vermieden werden, die bei der Verbrennung von Erdölkohlenwasserstoffen häufig auftreten. Mit dieser Konstruktion führten sie verschiedene Experimente mit kontaminiertem Boden in einem Ofen durch, um die ideale Temperatur für die Pyrolyse zu bestimmen.
Das Ergebnis: Bei einer Temperatur zwischen 350 bis 400 Grad werden Kohlenstoff-Wasserstoffbindungen, die eine Reihe von radikalen Reaktionen auslösen, in stabile, reaktionsarme Kohlenwasserstoffe umgewandelt. 99 Prozent der gesamten Erdölkohlenwasserstoffe (TPH) und 94,5 Prozent der sogenannten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) können so durch das Erwärmen des Bodens entfernt werden. Das macht den Testboden damit fast so fruchtbar wie gewöhnlichen, nicht kontaminierten Boden.
Zur Überprüfung der Fruchtbarkeit des „entgifteten“ Bodens baute das Forscherteam im Labor Simpson-Schwarzsalat an – eine Pflanzensorte, die sehr anfällig bei Ölverschmutzungen ist. Obwohl der Salat anfangs nur langsam wuchs, hatten das Team nach 21 Tagen eine gesunde Pflanze mit den gleichen Keimzahlen und dem gleichen Gewicht wie ein Salat, der in unbelastetem Boden angebaut wurde.
Wie diese Methode in der Praxis bei einer großflächigen Bodenkontamination eingesetzt werden kann, bleibt abzuwarten. Natürlich sollten starke Erdbodenverschmutzung ohnehin vermieden werden, statt kontaminierte Böden mit aufwendigen Verfahren zu reinigen. So könnte man den Ursachen der Bodenverseuchung zum Beispiel besser begegnen, indem man z.B. große Ölkonzerne stärker überwacht und reguliert. Das ist günstiger, effektiver und vor allem nachhaltiger als eine reine Symptombekämpfung. In diesem Zusammenhang sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass ein wichtiger Geldgeber für das Projekt der Rice University die Chevron Corporation war – eine der weltweit größten Ölgesellschaften, die für eine hohe Zahl von Kontroversen um Ölverschmutzungen verantwortlich ist…
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Thorge Jans. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.