Die Landwirtschaft ist allerdings mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Unwetter und Wassermangel als Folge von Klimawandel, Bodenerosion, Versalzung, Landgrabbing – es gibt zahlreiche und sehr unterschiedliche Probleme für die Landwirte.
Die Ideen, um diese Herausforderungen zu meistern sind jedoch mindestens genauso vielfältig. In Äthiopien entwickelte beispielsweise das Non-Profit-Unternehmen Roots Up ein spezielles Gewächshaus, welches Wasser für die Bewässerung sammelt. Nötig sind dafür nur Stäbe und eine Plastikplane, unter der sich tagsüber die warme Luft sammelt. Abends können die Bauern die Spitze des Gewächshauses öffnen. Die einströmende, abgekühlte Luft kühlt die im Zelt befindliche Luft an einer Grenzfläche ab. Wird dabei der Taupunkt erreicht, so kondensiert das Wasser und kann in einem zentralen Behältnis gesammelt werden. Das Prinzip wird in diesem Video deutlich:
Auch die seltenen, aber dann umso heftigeren Regenfälle können durch die Dachfläche des Gewächshauses aufgefangen werden. Mittels einer Crowdfundingkampagne konnten die Gründer 8.468 US-Dollar für Gewächshäuser und Workshops für die Bauern sammeln. Nun wird sich zeigen, ob das Konzept auch in anderen Regionen Schule macht, wo Wasser Mangelware ist.
Handy statt Mistgabel und Traktor – Apps für die Landwirtschaft
In vielen sehr ländlichen Regionen des Globalen Südens, wird eher per Smartphone also über irgendeinen anderen Kanal kommuniziert. Diesen Umstand nutzen viele Projekte, um Informationen zu verbreiten oder Hilfe zu leisten. So entwickelten findige Entwickler beispielsweise Aufsätze für das Smartphone, um Augenanalysen durchzuführen oder Apps um Aids zurückzudrängen. Auch für Landwirte gibt es Apps, wie zum Beispiel mAgricorner welche ungemein helfen können. Diese liefern zum Beispiel Daten zu den aktuellen Preisentwicklungen der Ernteerzeugnisse, Wettervorhersagen oder Informationen zu neuen Gesetzen und Handelsmöglichkeiten. Und davon kann potenziell eine große Gruppe von Bauern profitieren. mAgricorner wird inzwischen von immerhin 3500 Bauern in ländlichen Regionen Pakistans genutzt.
Wissen ist Macht
Im Gegensatz zur weitläufiger Meinung, ist in vielen landwirtschaftlichen Regionen das Wissen über gute Anbau- oder Zuchtmethoden nicht einfach mit älteren Generationen verloren gegangen. Die Herausforderung ist für viele Bauern viel mehr, dass sie sich wegen veränderter Umstände auf völlig neue Methoden einlassen müssen. Wer beispielsweise im Zuge der Diversifizierung seiner Produkte auf Milchproduktion setzt, aber nur begrenzt auf Fachwissen zurückgreifen kann, mag die App iCow interessant finden. Diese App vermittelt bereits seit einigen Jahren zuverlässig Informationen zum Melken, Impfen und Füttern. Viele dieser Informationssysteme setzen auch auf SMS oder Sprachnachrichten – so wollen sie auch Nutzende von alten Handys und Analphabeten erreichen.
Natürlich wird Landwirtschaft letztendlich auch zukünftig offline stattfinden. Doch fest steht auch, dass entgegen teilweise aufkommender Smartphone-Müdigkeit hierzulande, die neue Technologie viele Chancen birgt. Eine andere Frage ist, wie die Handys hergestellt werden, welche die Verbreitung der Apps ermöglicht. Eine ebenso wichtige Frage ist: Wie können wir die Wurzeln, statt nur Symptome der landwirtschaftlichen Herausforderungen beheben? Wir dürfen bei all den neuen Ideen für landwirtschaftliche Anpassungen und Produktionssteigerungen Klimaschutz, Umweltschutz und konsequente Nachhaltigkeit nicht vergessen. Neben diesen grundsätzlichen Fragen, sind die neuen Ideen für Anpassungen aber dennoch wichtig – denn an vielen Orten bleibt keine Zeit, um auf ein Beheben der Probleme zu warten.