Die These des kanadischen Denkers Steven Pinker erscheint zunächst recht unglaubwürdig: Die Menschen werden angeblich immer friedlicher. Der Harvard Professor begründet das jedoch höchst analytisch und bezieht sich vor allem auf Datenauswertungen. Diese bestätigen, dass Gewalt im Laufe der Geschichte kontinuierlich zurückging. Und Pinker zählt hierzu nicht ausschließlich Kriege, sondern alle möglichen Gewaltformen: Mord, Folter, Hinrichtungen, Vergewaltigungen und häusliche Gewalt.
So starben in früheren Stammeskriegen nicht nur deutlich mehr Menschen als in den Kriegen der Moderne, sondern auch die heutigen Mordraten stehen um ein Vielfaches unter denen des Mittelalters und der frühen Neuzeit (gesehen in Relation zur gesamten Weltbevölkerung, nicht in absoluten Zahlen). Zudem wurden im Laufe der Geschichte unzählige barbarische Praktiken wie Menschenopfer, Sklaverei oder sadistische Hinrichtungen abgeschafft oder zumindest marginalisiert.
Warum aber wurde die Welt friedlicher?
In seinem Werk “Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit” (2011, Fischer Verlag) sucht Steven Pinker nach Gründen für die Entwicklung eines friedlicheren Zusammenlebens in heutiger Zeit. “Die Welt ist friedlicher geworden, weil sich die Menschen in der Vergangenheit erfolgreich dafür eingesetzt haben”, so Pinker im Rahmen eines Interviews mit Amnesty International.
Hauptgründe für die positive Entwicklung sieht der Philosoph in der Etablierung demokratischer Regierungen, der Alphabetisierung, dem Aufstieg von Bildung und Wissenschaft und im Aufschwung des Handels. Denn sobald Menschen anfangen zu handeln ist es plötzlich billiger Dinge zu kaufen als zu stehlen.
Steht uns der ewige Friede bald bevor?
Das die Menschheit sich heute in ihrer bisher friedlichsten Epoche befindet, lässt sich aufgrund einschlägiger neuzeitlicher Entwicklungen zugegebenermaßen nur schwer glauben. Was ist mit den furchtbaren Geschehnissen des zweiten Weltkriegs, den seither endlosen Bürgerkriegen oder aber dem Aufstieges des Islamischen Staates und der damit einhergehenden Flüchtlingskrise? Stellen diese Entwicklungen Pinkers These nicht in den Schatten? Oder steht uns der ewige Friede mit weiterem Fortschreiten der Weltgeschichte doch noch bevor? Und vor allem: Was können AktivistInnen tun, um diese Welt friedlicher zu machen?
Steven Pinkers Antworten auf eben diese Fragen könnt ihr in dem von Amnesty Schweiz publizierten Interview nachlesen.
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