Der 3D-Druck ist längst keine Zukunftstechnologie mehr, sondern wird im Hier und Jetzt für alles Mögliche eingesetzt: Mithilfe des Verfahrens werden nicht nur Open-Source-Sensoren und komplette Häuser gedruckt, sondern sogar menschliche Nasen und Ohren für Transplantationen. Die Technologie besitzt außerdem ein enormes Potenzial im Kontext von Umweltschutz und humanitärer Hilfe. Und nicht zuletzt wird sie wohl über kurz oder lang unser Konsumverhalten auf den Kopf stellen. Denn warum sollte ich in ein Geschäft gehen, wenn ich das Benötigte, z.B. ein Ersatzteil fürs Smartphone, einfach schnell selbst drucken kann?
Dieses Szenario birgt allerdings auch Schattenseiten, denn mit der Möglichkeit, schnell und einfach alles, was man braucht (oder glaubt zu brauchen), selbst herstellen zu können, könnte unser Konsumverhalten auch dramatisch ansteigen – wenn es keine entsprechenden Regulierungen und kein ökologisches Bewusstsein bei den Konsumenten gibt. Und ein weiterer entscheidender Aspekt ist das entsprechende Material, mit dem gedruckt wird. Aktuell wird nämlich zu einem großen Teil Kunststoff auf Erdölbasis (ABS) als Filament für den 3D-Druck verwendet. Und dass die enormen Plastikmüllberge (allein im Jahr 2015 wurden weltweit mehr als 300 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert) weiter so dramatisch anwachsen, sollten wir in jedem Falle vermeiden.
Recycling vs. nachwachsende Rohstoffe
Ein Ansatz ist natürlich das Recycling bereits vorhandener Plastikabfälle. Wir hatten u.a. bereits über das Projekt 3D-Wash berichtet: Hier werden Plastikflaschen, Verpackungsmüll und Co zu kleinen Pellets gepresst und anschließend zu dünnen Plastikfäden geschmolzen – dem Filament für den 3D-Drucker. Dieser druckt in einem zweiten Schritt Rohre, Verschraubungen oder Hähne für den Aufbau einer funktionierenden Kanalisation in Krisenregionen mit mangelnder Infrastruktur. Und der Sportartikelhersteller Adidas hat gemeinsam mit der Organisation Parley for the Oceans, die sich für die Säuberung der Meere einsetzt, einen Laufschuh designt, der zu großen Teilen aus recyceltem Ozeanplastik besteht. Der Nachteil bei recyceltem Material für den 3D-Druck ist allerdings, dass es oft nicht so gute Qualität liefert, wie neues. Oft wird dem Filament deshalb „frisches“ Plastik zugemischt. Und natürlich hat auch recyceltes Plastik trotzdem noch den Nachteil, dass man es nicht biologisch abbauen kann.
Es gibt für den 3D-Druck aber auch längst komplett plastikfreie und qualitativ hochwertige Materialien wie z.B. PLA (Polymilchsäure), ein Biokunststoff, der u.a. aus Zuckerrüben, Mais- oder Kartoffelstärke, also aus erneuerbaren Ressourcen, gewonnen wird und biologisch abbaubar ist. Jüngst ist es Forschern sogar gelungen, aus giftigen Salzen einen hochwertigen, biologisch abbaubaren Biokunststoff zu gewinnen, der ebenfalls für den 3D-Druck von Medizinprodukten wie Stents und Nahtmaterial einsetzbar wäre. Und das kanadische Startup Genecis schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Aus übriggebliebenen Lebensmittelresten aus Großküchen stellt es ebenfalls Biokunststoffe her – und tut damit zugleich etwas gegen die Lebensmittelverschwendung.
Alle Beispiele zeigen: Nachhaltigkeit lässt sich nur erreichen, wenn Produktionsprozesse ganzheitlich betrachtet werden – das Stichwort ist Kreislaufwirtschaft. Hier findest du mehr Informationen dazu, warum die Circular Economy der Schlüssel für nachhaltiges Wirtschaften ist.