Ein hoher Wasserverbrauch und der Einsatz von künstlichen Düngemitteln und Pestiziden lassen die Baumwollproduktion nicht besonders gut dastehen. Ein Startup sucht nach Wegen, die Produktion nachhaltiger und transparenter zu gestalten.
Das Thema Plastik hat in den letzten Jahren erheblich mehr Aufmerksamkeit erfahren. Dabei geht es um mehr als Plastikflaschen am Strand oder umhertreibende Tüten im Meer. Ein großer Teil des Plastiks in unserer Umwelt und vor allem in den Meeren findet sich als Mikroplastik wieder, also kleine Plastikpartikel, die mikroskopisch klein sein können. Ein Bericht der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) schätzt, dass von den 1,5 Millionen Tonnen an Mikroplastik, die jedes Jahr ins Meer gelangen, etwa 35 Prozent durch das Waschen synthetischer Kleidung entstehen. Ein Lösungsansatz dafür ist, mehr Kleidung aus natürlichen Fasern wie Baumwolle herzustellen. Doch auch Baumwolle ist leider nicht ohne Probleme. Um die Naturfaser zu produzieren, sind Unmengen von Wasser und Ackerfläche notwendig. Und die Produktion ist vor allem in Regionen angesiedelt, in denen diese Ressourcen rar sind. Abgesehen vom problematischen Wasserverbrauch werden auch eine Menge an Kunstdünger und Pestiziden verwendet. Für kein anderes landwirtschaftliches Produkt werden so viele Pestizide verbraucht wie für den Anbau von Baumwolle: Obwohl Baumwolle nur auf 2,5 Prozent der weltweit verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche angepflanzt wird, werden 16 Prozent aller Insektizide dort eingesetzt.
Es braucht aber auch pestizidfreie Baumwolle: Als „Bio“ zertifizierte Baumwolle verzichtet auf den Einsatz von Chemikalien. Im Jahr 2016 wurden 107.980 Tonnen Bio-Baumwollfasern in 18 Ländern produziert – das entspricht letztendlich aber weniger als ein Prozent der weltweiten Produktion. Das Startup HydroCotton aus England arbeitet deshalb an einer Technologie für den Anbau von Baumwolle, die mit 80 Prozent weniger Wasser auskommen soll als herkömmliche Anbaumethoden – und ohne künstlichen Dünger und Pestiziden. Und nicht zuletzt: Die Produktionsweise und der Weg der Baumwolle zum Konsumenten soll transparent gemacht werden.
Nachhaltigkeit per Sensoren, Blockchain und Co
Die Einsparungen von Wasser und Nährstoffen werden erzielt, indem diese direkt den Wurzelzonen der Pflanzen zugeführt werden. Das Ganze wird ergänzt mit einer Methode zur Rückgewinnung von Nährstoffen und Wasser, die nicht sofort von den Pflanzen aufgenommen werden. Pestizide kommen überhaupt nicht zum Einsatz, da alternative Schädlingsbekämpfungsmethoden angewendet werden. Sensoren, die im Anbausystem eingebettet sind, lassen es zu, die Nachhaltigkeit der Baumwolle zu verfolgen. Momentan untersucht HydroCotton verschiedene Möglichkeiten wie Blockchain und Smart Tagging, um die Baumwolle die gesamte Lieferkette hindurch im Blick haben zu können.
Im November 2018 begann der erste Versuch. Das Startup testete zwei Baumwollsorten, baute die Pflanzen bis zur Reife an, bestäubte die Blüten künstlich und konnte eine erfolgreiche Baumwollernte ohne Pestizide erzielen. Da der Test in England stattfand, wurde durch den Winter hindurch künstliches Licht verwendet und Ende Mai 2019 konnte zum ersten Mal geerntet werden. Das Ziel ist es, Konzepte zu entwickeln, die nachhaltige Messungen die Wertschöpfungskette entlang möglich machen; dadurch können Firmen transparent produzieren und es gibt Bäuerinnen und Bauern ein Tool in die Hand, um ihre nachhaltige Anbauweise nachzuweisen.