Starten wir mit der guten Nachricht: Es gibt wirklich einfache Möglichkeiten, um beim Kauf eines neuen Computers CO2-Emissionen und Ressourcen einzusparen.
Allerdings versprechen viele Hersteller Nachhaltigkeit dort, wo verklebte oder verlötete Komponenten sowie Spezialteile Reparaturen oder Upgrades verhindern. Ist das okay, sofern die Computer aus recycelten Ressourcen bestehen? Und warum ist die Herstellung von Computern überhaupt schlecht für die Umwelt?
Warum ist die Herstellung von Elektronik schlecht für die Umwelt?
Schauen wir uns den Online-Rechner des Ökoinstituts für den digitalen CO2-Fußabdruck an, kommt gekaufter Computerhardware ein beachtlicher Teil zu. Woran liegt das?
Für die Produktion eines neuen Computers werden viele verschiedene Materalien benötigt. Während sich Glas, das wir etwa für das Display benötigen, oder das Aluminium für das Gehäuse recht gut recyceln lassen, gilt das nicht für andere Materialien. Das Recycling von Edelmetallen wie Gold, Kupfer oder Cobalt ist äußerst aufwändig und kostspielig. Die meisten Hersteller vertrauen daher auf neugewonnene Materialien, die meist aus Minen in afrikanischen oder südamerikanischen Ländern stammen.
Dieser Prozess benötigt nicht nur sehr viel Wasser, das in den betroffenen Regionen meist nur knapp vorhanden ist. Er ist auch äußerst CO2-intensiv, setzt Giftstoffe in die Umwelt frei und geschieht unter ausbeuterischen und gefährlichen Bedingungen für Minenarbeiter:innen.
Für die Produktion eines Notebooks werden zudem Materialien aus vielen verschiedenen Ländern zusammengeführt. Die meisten Halbleiter, die die Grundlage für Computerchips stellen, werden beispielsweise in Taiwan produziert. Und allein diese kleine Komponente muss für den Zusammenbau in einem US-amerikanischen Unternehmen in die USA verfrachtet und anschließend für den europäischen Einzelhandel wieder nach Europa gebracht werden. Der Transport gelingt nur über Frachtschiffe und Flugzeuge, deren Antrieb noch immer auf fossilen Rohstoffen basiert. Wenn wir das für die vielen weiteren Komponenten wiederholen, entsteht schon dadurch ein großer ökologischer Rucksack aus Treibhausgasen, Materialien und mehr.
Lebenszyklus-Analysen von Notebooks sehen aus ökologischer Sicht also recht düster aus. Das Öko-Institut schätzt die freigesetzten CO2-Äquivalente dieser Geräte auf etwa 62 Kilogramm pro Jahr. Es ist also ratsam, ein Notebook möglichst lange zu nutzen. Und genau hier scheitern viele neue Notebooks, in denen Hersteller recycelte Rohstoffe verwenden.
Reicht es, ein neues Notebooks aus Recycling-Materialien zu kaufen?
In Notebook-Shops oder bei bekannten Herstellern finden sich immer mehr Produkte, die anteilig aus recycelten Rohstoffen hergestellt werden. Sofern diese Recycling-Prozesse ausreichend zertifiziert sind und Hersteller die Lieferkette transparent machen, ist das natürlich erst einmal gut. Allerdings weisen viele dieser vermeintlich nachhaltigen Produkte Widersprüche auf, wie uns Philippe Arradon von der IT-Kooperative Commown im Gespräch verriet.
Umwelt-Labels für Notebooks
Möchtest du doch einen neuen Laptop kaufen? Dann achte beim Kauf eines neuen Produkts auf folgende Umweltlabels:
Blauer Engel: Produktübergreifendes Label für ressourcenschonende Herstellung, nachhaltige Rohstoffproduktion, Vermeidung ovn Schadstoffen, Langlebigkeit und der Reduktion von Lärm und Strahlung
Energy Star: US-amerikanisches Label, das besonders energieeffiziente Geräte auszeichnet
EPEAT: Umwelt-Label nur für IT-Geräte. Dabei werden mehr als 30.000 registrierte Geräte in die Kategorien „Bronze“, „Silber“ und „Gold“ eingeteilt.
TCO-Siegel: Ältestes Siegel für nachhaltige IT. Unter anderem werden Langlebigkeit. Energieeffizienz und die Umwelt- sowie Sozialverträglichkeit kontrolliert.
So gebe es viele als nachhaltig gelabelte PCs und Notebooks, die kaum reparierbar oder aufrüstbar seien. Komponenten, die sich in der Vergangenheit oder bei vergleichbaren Produkten einfach austauschen ließen, seien inzwischen verlötet oder verklebt. Bei einem Defekt oder bei unzureichender Leistung muss dann direkt ein neuer Laptop her. Während das für die Hersteller mehr Umsätze bedeutet, widerspricht das den vermeintlichen Nachhaltigkeitsansprüchen der Recycling-Laptops.
Wie Hersteller Vorteile wie eine CO2-neutrale Fertigung, den Einsatz von Recycling-Materialien und weitere nachhaltige Praktiken zertifizieren, ist zudem ein weiterer Kritikpunkt. Initiativen zur CO2-Kompensation, etwa durch Aufforstungsprojekte, sind nicht immer sinnvoll. Neue Waldgebiete, die als Monokulturen angelegt werden, produzieren häufig zusätzliches CO2 statt Kohlenstoff zu binden.
Wirklich nachhaltig: Refurbished- oder Gebrauchtkäufe
Auf dem Gebrauchtmarkt für Technik hat sich in den letzten Jahren „Refurbishment“ immer stärker durchgesetzt. Dabei kaufen spezialisierte Unternehmen Hardware an, prüfen diese auf Fehler und eventuelle Schäden und verkaufen sie dann mit neuer Garantie weiter. Für Kund:innen hat dies den Vorteil, dass viele Unsicherheiten beim Kauf gebrauchter Produkte entfallen. Denn anderes als bei privaten Gebrauchtkäufen gibt es hier einen Rückgabezeitraum, Finanzierungsmöglichkeiten und viele weitere Vorteile des modernen Onlinehandels.
Notebooks mit Lego-Prinzip: MNT Reform
Der Berliner Notebookhersteller MTN Research stellt Hardware mit offenen Lizenzen vor. So können die Notebooks von MNT auch dann weiter repariert und angepasst werden, wenn der Hersteller sie offiziell nicht mehr unterstützt.
Wie das zu mehr Nachhaltigkeit führen kann, darüber haben wir uns mit Lucie Hartmann von MNT Research unterhalten.
Vor allem bei Computern und Notebooks bietet sich der Kauf eines Refurbished-Gerätes an. Denn viele Unternehmen kaufen IT-Hardware nicht, sondern mieten sie bei IT-Dienstleistern für einen bestimmten Zeitraum an. Und da diese Verträge zeitlich begrenzt sind, landen viele aktuelle Notebooks und Computer in Refurbishment-Onlineshops.
Philippe Arradon von Commown beschreibt solche Business-Notebooks zudem als „vergleichsweise reparierbar“, da sie an die Anforderungen von Unternehmen angepasst seien. Denn hier sei es üblicher, dass eine IT-Abteilung oder ein Dienstleiter ältere Geräte upgraded oder Reparaturen vornimmt als bei Consumer-Produkten. Dabei ist auch Software ein Aspekt, den man bei der nachhaltigen Notebook-Nutzung mitdenken sollte.
Open-Source-Betriebssysteme holen mehr aus alter Hardware heraus
Microsofts Windows und Apples macOS sind die verbreitetsten Betriebssysteme für Notebooks und Desktop-PCs. Denn wer einen neuen Laptop oder ein Gebrauchtgerät kauft, bekommt eine dieser beiden Optionen in der Regel vorinstalliert dazu. Während die beiden Betriebssysteme alle Funktionen bieten und sich durch die Installation von Software erweitern lassen, haben sie ein Problem: Wie lange sie durch Updates sicher gehalten werden, entscheiden am Ende Microsoft und Apple.
Im Herbst 2025 hat Microsoft etwa den Support für Windows 10 eingestellt. Ein Betriebssystem, das zum Zeitpunkt des Support-Endes noch immer auf 200 bis 400 Millionen Geräten genutzt wird. Nutzer:innen müssen dementsprechend auf ein anderes Betriebssystem wechseln – wer sich dabei für Windows 11 entscheidet, muss in vielen Fällen mit einer langsameren Performance oder einer größeren Software-Installation rechnen. Oder kurz gesagt: Windows 11 läuft bei vielen Nutzenden schlechter und nimmt mehr Festplattenspeicher ein.
Mach mit beim Digitalen Datenputz
Unnötiger Datenmüll und eine zu volle Festplatte können die Performance von Computern weiter einschränken. Liegen sie stattdessen in der Cloud, kostet die Datenspeicherung Strom und Wasser. Daher ist es ratsam, Daten regelmäßig zu löschen.
Die Corporate Digital Responsibility Initiative veranstaltet daher einmal im Jahr den „Digitalen Datenputz“. Der Aktionstag soll Unternehmen und Privatpersonen zum Reinigen von Festplatten, Cloud-Speichern und externen Festplatten motivieren.
Über den Link gelangst du direkt zum Digitalen Datenputz!
Open-Source-Betriebssysteme sind daher ein weiterer Schlüssel für die nachhaltige Weiternutzung älterer IT-Hardware. Da sie gemeinschaftlich entwickelt werden, gibt es hier unzählige Varianten, die besonders für ältere Hardware optimiert sind. Sie benötigen weniger Speicherplatz, beanspruchen die Hardware aufgrund weniger Hintergrundprozesse nicht so stark oder sind grafisch einfacher gestaltet, um effizienter zu laufen.
Betriebssysteme wie Linux Ubuntu sind zudem kostenlos und haben keine Einschränkungen im Software-Support durch Großkonzerne. Sie sind zudem datensicherer, werden nicht durch KI-Funktionen wie den Microsoft Copilot oder der „Apple Intelligence“ an energiehungrige Serverfarmen geknüpft und bieten dabei nicht einmal weniger Funktionen.
Fazit
IT-Hardware verursacht aus ökologischer Perspektive viele Probleme. Denn für die Konstruktion eines einzelnen Notebooks werden Rohstoffe benötigt, die aktuell kaum nachhaltig und ethisch abgebaut werden können. Gleichzeitig beobachten wir bei IT-Hardware seit vielen Jahren einen Trend zu Produkten, die kaum reparierbar sind und sich bei unzureichender Leistung auch nicht upgraden lassen. Das macht den Neukauf von Desktop-PCs und Notebooks noch einmal schwieriger, wenn wir unseren digitalen CO2-Fußabdruck klein halten wollen.
Wie sieht eine grüne digitale Zukunft aus?
Elektroschrott, CO2-Emissionen durch KI, Wasserverbrauch von Rechenzentren – aktuell scheint die ungezügelte Digitalisierung nicht mit einem gesunden Planeten vereinbar. Doch es gibt viele Lösungen für eine ökologische und faire Digitalisierung – wir haben sie recherchiert:
Dementsprechend ist es auch kaum ratsam, Produkte zu kaufen, die zwar teilweise mit grünen Lieferketten glänzen, sich am Ende aber nicht reparieren lassen. Denn auch bei IT-Harware gilt: Der nachhaltigste Notebook-Kauf ist der, den wir vermeiden. Reparaturen, Upgrades und der Austausch des Betriebssystems mit einer ressourcenschonendem Open-Source-Variante sind daher immer ratsam.
Ist das nicht möglich, sind Refurbished-Käufe eine sichere und nachhaltige Möglichkeit, an ein neues Notebook zu kommen. Und anders als bei vielen neuen Geräten haben wir hier die Möglichkeit, direkt beim Kauf ein quelloffenes Betriebssystem zu wählen oder die Konfiguration an unsere Bedürfnisse anzupassen.

Dieser Artikel ist Teil des Dossiers „Digital und grün – Lösungen für eine nachhaltige Digitalisierung“, in dessen Rahmen wir Lösungen für eine ökologische und faire Digitalisierung vorstellen. Wir danken der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für die Projektförderung!
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