Möbel? Wie sich Upcycling toppen lässt

Bei Holz denken die Meisten vermutlich an ihren Stuhl oder Kochlöffel. Dabei wird mit Holz in großem Stile gebaut, verschönert und sogar verpackt. Klar fallen dabei einerseits viele Holzabfälle und andererseits viele Schnittreste an. Gut, dass sich findige Upcycler darum kümmern! Ein paar von ihnen zeigen am Freitag, den 6. November in Berlin ihre Werke.

Autor*in Marius Hasenheit, 03.11.15

Etwa sieben Millionen Tonnen Altholz landen pro Jahr auf den Werkstoffhöfen. Je nachdem wie das Holz zuvor genutzt wurde kann es dann weiterverarbeitet oder muss verbrannt werden. Gerade bei Holzresten die stark mit Lacken, Holzschutzmitteln oder Beschichtungen behandelt sind, wartet nur noch der Ofen. Letztendlich wird etwa ein Drittel des Holzes stofflich verwertet. Dabei wird auf eine sogenannte Kaskadennutzung gesetzt – das heißt: die Guten ins Töpfchen, die Schlechten in Kröpfchen. Gut erhaltene und weitgehend unbehandelte Hölzer werden teilweise noch verbaut, vieles kann jedoch höchstens noch in der Spanplattenindustrie Verwendung finden.

Inzwischen gibt es jedoch immer mehr Designer und Möbelbauende, die neben dem grobmaschigen Raster der Werkhöfe gute Hölzer ausmachen und zu schicken Möbeln verbauen. Um diesen Herstellern und Designern eine Plattform zur Vermarktung zu bieten, gründete der Werkhof Hagen im Rahmen eines Forschungsprojektes die Initiative Zweitsinn. Designer, die ihre Rohstoffe direkt aufwerten, also upcyclen, sind immer beliebter. Inzwischen werden Möbel aus Gerüstbohlen, Schubladen und sogar Ölfässern angeboten. Ökologisch ist die Verwendung von Altholz definitiv. Laut Zweitsinn werden so pro Kilogramm immerhin fast 350 Gramm CO2 gegenüber der Verwendung von neuem Holz eingespart. Ein weiterer Vorteil ist, dass etwaige Schadstoffe wie Formaldehyd bei altem Holz längst ausgedunstet sind. Bisher bleibt jedoch die große Upcyclingrevolution auf eher wenige, urbane Fans beschränkt. Kein Wunder: Individualität dieser Art hat oft auch seinen Preis.

Ganz anders der Ansatz von Dennis Disterheft und Richard Sasse: Sie upcyclen nicht, sondern „pre-cyclen“ sozusagen. Die beiden Bastler und Designer wollen direkt das Holz nutzen, welches bei einem Sägewerk anfällt und normalerweise nicht verbaut wird. Naheliegenderweise nannten sie ihr Label „Verschnitt„. Das Material sollte den Beiden nicht ausgehen. Immerhin produziert die Sägeindustrie in etwa 2.000 Betrieben in Deutschland etwa 21 Millionen Kubikmeter Nadelschnittholz und rund eine Millionen Kubikmeter Laubschnittholz pro Jahr. Bei ihren Sägearbeiten fallen größtenteils Holzhackschnitzel, Holzspäne und andere Sägeresthölzer an, welche die Holzwerkstoff- und Pelletindustrie verarbeitet. Aber auch größere Holzreste bleiben übrig – viel zu schade um verbrannt zu werden oder als Spanplatte zu enden!

Disterheft und Sasse fahren jedoch nicht zeitaufwendig und unökologisch durch die Bundesrepublik um die Verschnitte bei Sägewerken einzusammeln. Ganz bewusst produzieren sie lokal auf dem elterlichen Hof von Richard Sasse, welcher ebenfalls in kleines Sägewerk umfasst. Wer sich die Möbel von „Verschnitt“ und anderen Designer selber anschauen möchte, kann am kommenden Freitag ab 18 Uhr in das stilwerk Berlin kommen.

Wer zudem Lust bekam selber zu basteln, kann bei uns auch Pläne für den Möbelbau finden.