Modular und fair produziert: Wie Syllucid USB-Kabel nachhaltiger gestaltet

© Andreas Haslinger / Unsplash

Ein Kilogramm Kabel setzt in der Produktion die dreifache Menge an CO2-Emissionen frei. Weil Elektronik in Zukunft dringend nachhaltiger und fairer werden muss, fängt das Unternehmen Syllucid ganz klein an: Bei nachhaltigen und modularen USB-Kabeln.

Autor*in Benjamin Lucks, 12.07.23

Übersetzung Lana O'Sullivan:

Erst allmählich fangen Elektronikhersteller damit an, neben Ladegeräten auch USB-Kabel aus dem Lieferumfang neuer Geräte zu entfernen. Denn Verbindungskabel als kostenlose Beilage wirken zwar kund*innenfreundlich, bei den meisten Kund*innen sind die benötigten Kabel aber bereits vorhanden. Sie landen entweder in der Schublade oder als Elektroschrott auf der Mülldeponie. Dabei enthalten selbst einfache USB-Ladekabel Plastik, seltene Erden und Materialien, die unter hohem CO2-Ausstoß und in zum Teil ausbeuterischen Verhältnissen gewonnen werden.

Langlebige Elektronik bietet dabei ein großes Potenzial, CO2 einzusparen. Entwicklungen hin zu langlebigeren Notebooks, Waschmaschinen, Smartphones und Fernsehern könnten rund 3,93 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente jährlich vermeiden. Unternehmen wie Fairphone oder Shiftphone bieten bereits modulare Smartphones an, die sich im Schadensfall deutlich leichter reparieren lassen als herkömmliche Modelle.

Das Unternehmen Syllucid überträgt genau dieses Konzept auf USB-Kabel. Wie das deutsche Startup Recable setzt der Hersteller dabei auf Recycling-Materialien. Zusätzlich erfüllen die Kabel von Syllucid aber mehrere Zwecke gleichzeitig. Dadurch ist es nicht zwingend nötig, für verschiedene Geräte mehrere Kabel zu kaufen.

Modularität senkt Bedarf an verschiedenen Verbindungskabeln

Ermöglicht wird das bei den modularen USB-Kabeln über austauschbare Stecker. Somit wird nicht nur eine Kompatibilität zu den Standards USB-C, Lightning und microUSB garantiert, Verbraucher*innen sparen sich dadurch den Kauf weiterer Kabel. Das 1,2 Meter lange Kabel „Origin“ unterstützt zudem mehrere Standards für die Energieversorgung. Darunter USB Power-Delivery für bis zu 60 Watt, Quick Charge 3.0 für bis zu 36 Watt und Apples eigenen Ladestandard für bis zu 18 Watt Ladeleistung.

Dadurch lässt sich das Kabel sowohl für das Aufladen von Notebooks sowie in Verbindung mit Android- und iOS-Smartphones nutzen. Die Datenübertragung stellt das Unternehmen rudimentär nach USB 2.0 sicher. Eine Nutzung zur Übertragung von Videoinhalten sowie der Transfer mit hohen Datenraten entfällt dadurch allerdings.

Ausgetauscht werden die verschiedenen Anschlüsse magnetisch, wodurch sich ein weiterer Vorteil ergibt. Statt Notebooks oder Smartphones vom Tisch zu ziehen, reißt das Kabel einfach ab und lässt sich anschließend wieder zusammenstecken.

Recycling-Materialien und lange Lebensdauer

Syllucid hat bei der Entwicklung zudem versucht, die häufigsten Fehlerquellen und Schadensfälle herkömmlicher Kabel zu vermeiden. Das Modell „Origin“ ist in eine geflochtene Hülle aus Nylon gekleidet, die zusammen mit Verstärkungen an den Enden des Kabels besonders langlebig sein soll. Gleichzeitig beugt dies Kabelbrüchen an den Steckerenden vor.

Neues EU-Energielabel zeigt Reparierbarkeit von Smartphones und Tablets an

Licht im Dunkel der Elektrogeräte: Immerhin ab 2025 soll ein neues Energielabel EU-weit auf Smartphones und Tablets zu finden sein. Die Europäische Kommission hat in Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedstaaten die Einführung eines EU-Energielabels beschlossen, das erstmals auf einer Skala von A-E anzeigt, wie gut die Geräte zu reparieren sind. Das Siegel verschafft nicht nur Verbraucher*innen Klarheit, sondern gibt Hersteller*innen von Smartphones und Tablets hoffentlich einen weiteren Anreiz, ihre Produkte innovativ und nachhaltig zu designen. Mehr Infos hier: FAQ Recht auf Reparatur

Darüber hinaus verwendet Syllucid besonders dicke Kabel, die auch im Inneren noch einmal durch Nylon verstärkt sind. Insgesamt sollen die Kabel dadurch bis zu 10.000 Knicken standhalten. Für einen zusätzlichen Schutz bietet Syllucid passende Tragetaschen für seine Kabel an.

Fokus auf faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Materialgewinnung

Auch wenn Syllocid seine Kabel flexibler und langlebiger macht, für deren Produktion verwendet das Unternehmen seltene Erden wie Gold und Neodym. Begründet wird dies durch eine bessere Leitfähigkeit durch vergoldete Stecker und Neodym komme wiederum in den Magneten der Kabel zum Einsatz. Die Gewinnung beider Materialien steht oft im Zusammenhang mit der Ausbeutung von Arbeiter*innen sowie mit menschenunwürdigen und vor allem unsicheren Arbeitsbedingungen.

Syllucid versucht das mit der Verwendung von Fairtrade-Gold auszugleichen. Bei diesem müssen die Quellen des gewonnenen Goldes strenge Zertifikate erfüllen und Minenarbeiter*innen erhalten einen Fairtrade-Bonus. Durch diesen soll sichergestellt werden, dass die Entlohnung den Arbeiter*innen eine ausreichende Lebensgrundlage sicherstellt. Darüber hinaus werden Investitionen in Werkzeuge und Infrastruktur getätigt, um die Arbeit möglichst sicher und gefahrlos zu gestalten.

Die nachhaltigen Kabel werden mit CO2-neutralem Lötdraht hergestellt, bei welchem die Zulieferer zusätzlich sicherstellen müssen, dass ihre Gewinne nicht für die Finanzierung von Kriegen und Konflikten in den Ursprungsländern verwendet werden. Syllucid spendet zudem 5 Prozent seines Gewinns an das PUR Project, welches Aufforstungsprojekte im Amazonas-Regenwald betreibt. So möchte das Unternehmen die negativen Auswirkungen der Metallgewinnung in Regenwaldgebieten ausgleichen.

Um nachhaltige Elektronik für eine größere Zielgruppe interessant zu machen, kombiniert Syllucid eine bessere Nachhaltigkeit mit einem praktischen Nutzen. Das kann durchaus effizient sein, da es Kund*innen einen weiteren Anreiz gibt, sich für das mit 35 Euro recht kostspielige Verbindungskabel zu entscheiden. Hierdurch, so das Unternehmen auf seiner Homepage, möchte man zukünftig weitere Alternativen zu Elektronikprodukten anbieten und dabei die „wahren Kosten der Elektronikbranche für unseren Planeten“ aufzeigen.

Mit seinem umfassend nachhaltigen Ansatz zeigt Syllucid der Elektronikbranche, die bisher noch kaum ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt, dass es auch anders geht. Daher: Zur Nachahmung empfohlen!

Trufi: Mit einer App die Sackgassen des öffentlichen Verkehrs auflösen

Mit den Öffis von A nach B ist die nachhaltigste Fortbewegung. Aber ohne zuverlässige Informationen über Haltestellen, Routen und Fahrpläne wird es kompliziert. Die NGO Trufi entwickelt digitale Lösungen für den ÖPNV weltweit.

kudryashka
kudryashka
Proof of Concept: Charity-Shopping, „buy one, give one“, Aufrunden – Unser Fazit

In den vergangenen Tagen haben wir Shops und Plattformen unter die Lupe genommen, die beim Shoppen Spenden sammeln. Hier unsere Empfehlungen für deine Shoppingtour mit Impact.

Proof of Concept: Aufrunden für einen guten Zweck

Beim Shoppen Geld Spenden ist angesagt: Wie Plattformen mit dem Aufrunden von Rechnungen versuchen, alle Onlinekäufer zu Spendern zu machen - eine Mikrospende nach der anderen.

Proof of Concept: Online Charity-Shops

Mit dem stetig wachsenden Trend, unsere Einkäufe online zu tätigen, wurde eine Vielzahl an sogenannten „Charity-Shops“ ins Leben gerufen, die sich das neue Shoppingverhalten zu Nutze machen und neben dem Einkauf Spenden generieren. Die Idee ist einfach - aber funktioniert das? Wir schauen genauer hin.

RESET Spezial: Nachhaltiger Konsum – Wir checken, was dahinter steckt

Die Grenzen zwischen Philanthropie und Konsum vermischen sich stetig. Charity Shopping, Sharing Economy, digitale Tools für einen bewussten Einkauf - wir schauen uns verschiedene Formen des nachhaltigen Konsums genauer an. Das Ziel? Es gibt viel heiße Luft, Labels, Trends und Bewegungen wenn es darum geht, „grün“ zu werden. Aber was hat einen wirklichen Impact und was ist nur Marketing? In unserem aktuellen Spezial prüfen wir verschiedene Konzepte auf Herz und Nieren.