Mixmind: Eine Chat-App für konstruktive Debatten mit Andersdenkenden

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© Mixmind
Mixmind will für gute Diskussionen sorgen - ohne Trolle.

Trolle, die provozieren und Anfeindungen, die schnell eskalieren – die Debattenkultur in der Online-Welt schüchtert ein und kann eine entmutigende Wirkung haben, sich mit anderen Positionen auseinanderzusetzen.

Autor*in Tristan Rayner:

Übersetzung Tristan Rayner, 15.02.18

Sich nicht mit abweichenden Meinungen konfrontieren zu wollen, ist nachvollziehbar – doch leider führt dies auch oft zu den vielzitierten „Filterblasen“, vor allem dann, wenn es um polarisierende Themen geht. Natürlich ist es einfacher, den Meinungen zu folgen, mit denen man selbst bereits übereinstimmt. Aber in Bezug auf Nachrichten und Politik kann dies ein Ungleichgewicht erzeugen und sogar darin resultieren, dass man unfähig wird, andere Positionen zu akzeptieren oder einer abweichenden Berichterstattung sofort Voreingenommenheit unterstellt. Die Folge kann auch ein mangelndes Verständnis für Argumente und Kompromisse sein und hat sicherlich das ihrige zum Ausruf „Fake News!“ beigetragen.

Die non-profit App Mixmind will sich dem sogenannten „Schwarmdenken“, bei dem man nur gleiche Ideen und Gedanken wahrnimmt, entgegenstellen: mit einer Plattform, auf der sich Leute mit entgegengesetzten Meinungen austauschen können. Die App will es ermöglichen, dass Debatten, der Austausch von Sichtweisen und ein Dialog zwischen Menschen auf eine positive Weise stattfinden kann – ohne Missbrauch oder negative Beeinflussung.

Mixmind im App-Check

Wir haben uns bei RESET die Zeit genommen, um die App zu testen: Neben wichtigen politischen Debatten beispielsweise zu gleichgeschlechtlicher Ehe oder der Geflüchtetensituation oder auch Themen wie der Legalisierung von Cannabis oder der US-amerikanische Politik, tauschen sich die Nutzer auf der Plattform beispielsweise zu den Vorzügen und Nachteilen von iOS bzw. Android-Smartphones aus.

Als Tech-Redakteur habe ich mich natürlich in die „iOS vs. Android“-Debatte gestürzt. Zunäachst muss man einige Fragen beantworten („Findest du Apple-Produkte überteuert?“), anschließend fragt Mixmind, ob man mit einem anderen Nutzer verbunden werden möchte. Bestätigt man dies, wird man von Mixmind mit einem Nutzer verknüpft, der auf die gleichen Fragen gegenteilige Antworten gegeben hat – und die Diskussion kann beginnen!

Aufgrund meiner persönlich eher liberalen Einstellung und entsprechenden Antworten, war es anfangs etwas schwierig, jemanden zum Diskutieren zu finden. Testweise probierte ich es mit eher rechtskonservativen Antworten – und wurde schnell mit einem progressiv eingestellten Benutzer verbunden, der offen für den Austausch war. Die Plattform ist hierbei also recht starr, was ihr aber zugutekommt, weil dadurch ausgeglichene Bedingungen geschaffen werden. Themen werden nur innerhalb bestimmter Rahmen diskutiert und Aussagen, Quellen und Fragen nur im Wechsel mit dem Gegenüber zugelassen. Für die Antwort gibt es Optionen wie Zustimmen/Widerlegen/Belege anfordern oder nach der Meinung zu einem spezifischen Themenpunkt fragen.

Es gibt außerdem ein „Reputation“-System, bei dem man sich durch eine gute und faire Debattenkultur sogenannte „Mixpoints“ von seinem Diskussionspartner verdienen kann. Diese Punkte wiederum können für sogenannte „Modpowers“ genutzt werden – das sind spezielle Aktionen, die man innerhalb der App vornehmen kann, um eine Debatte wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Beispielsweise kann man einen Nutzer dazu bringen, dass er seine Argumente auf eine respektvollere Weise vorbringt. Oder man nutzt die Punkte, um mehrere aufeinanderfolgende Nachrichten zu senden, ohne zuvor auf eine Antwort des Gegenübers warten zu müssen. Man kann seinen Diskussionspartner damit sogar zwingen, seine Aussagen mit Belegen zu untermauern.

Bei meinem App-Test sprach ich unter anderem mit einem anderen Nutzer, der berichtete, dass es zuvor bereits mehrere Anläufe gegeben hatte, ohne dass eine Diskussion zustande gekommen war. Möglicherweise liegt das daran, dass die App sich eher an eine jüngere Zielgruppe richtet – und diese eher progressive Haltungen vertritt. Darüber hinaus ist für die Nutzung von Mixmind ein Facebook-Account notwendig, was den Zugang zusätzlich einschränkt.

Die App wurde von Felipe Grinsztajn entwickelt. Der in Israel lebende Brasilianer startete Mixmind als soziales Experiment. Die Inspiration dafür, so Grinsztajn, stamme vom Pink-Floyd-Album „The Division Bell“, das sich mit unzureichender Kommunikation auseinandersetzt. „All we need to do ist keep talking – das ist der Satz, der mir daraus lange im Kopf geblieben ist“, so Grinsztajn auf ProductHunt. Wir sehen das bei RESET ganz genauso!

MixMind gibt es in englischer Sprache für iOS und  Android.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien auf unserer englischsprachigen Seite.

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