Nepal gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Ein Großteil der Bevölkerung ist trotz der dafür schwierigen Voraussetzungen in der Landwirtschaft tätig. Oft reicht es dabei aber lediglich für die Selbstversorgung – es fallen nur geringe Überschüsse an, mit deren Verkauf ein zusätzliches Einkommen generiert werden könnte.
Ein gemeinsames Projekt von Studierenden und Produktentwicklern der ETH Zürich und der Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas will genau da ansetzen und die Lebensqualität von Kleinbauern im Nordwesten Nepals verbessern. Dort wachsen nämlich wilde Walnussbäume aus deren Früchten sich wertvolles Öl gewinnen lässt. Das Problem dabei ist, dass die Schale dieser wilden Früchte viermal härter ist als die europäischer Walnüsse. Außerdem ist die Frucht stark mit der Schale verwachsen und lässt sich nur schwer davon lösen.
Da es in den nepalesischen Bergdörfern oft weder Strom noch Benzin gibt, müssen die Bauern – oft Frauen – ihre Körperkraft einsetzen, um die Nüsse mit Steinen zu knacken, zu stampfen und zu Öl zu pressen. Diese Arbeit ist sehr anstrengend, langwierig und umständlich: Um aus 200 Kilo Nüssen etwa zwölf Liter Walnussöl herzustellen, braucht eine nepalesische Bauernfamilie derzeit etwa drei Monate.
Das Schweizer Projekt „MITO“ (eine Ableitung des nepalesischen Worts „mitho“ für „gut, schmackhaft“) will diesen Produktionsprozess mit einer Low-Tech-Lösung erleichtern und die Arbeitszeit stark reduzieren: Mit dem System von MITO sollen in nur zwei Wochen aus 200 Kilo Nüssen zehn bis zwölf Liter Öl produziert werden können. Dieser Prozess wäre etwa zehnmal schneller als die herkömmliche Produktionsweise in den Dörfern: Die Erträge für die Familien würden somit um ein Vielfaches gesteigert. Durch die Verkäufe der Überschüsse könnten die Bauern Geld verdienen und damit unter anderem ihren Kindern ermöglichen zur Schule zu gehen – und so mittelfristig einen Weg aus der Armut finden.
Der Nussknacker mit Pedalpower
Der Prototyp zum Knacken der harten Nuss ist ein System mit drei Modulen: Eins zum Zerkleinern, eins zum Separieren von Schale und Nussfrucht und eins zum Pressen des Walnussöls. Ein umgebautes Fahrrad kann mit jedem der drei Systeme verbunden werden: Die Übersetzung vom Fahrrad zum jeweiligen Modul passiert über einen Keilriemen, der mit der Tretkurbel des Fahrrads und einem der drei Module verbunden wird.
Seit März 2016 arbeiten die jungen Entwickler an dem Projekt und waren auch zur Feldforschung in Nepal. Das Projektteam besteht aus (angehenden) Industriedesignern und Maschineningenieuren der ETH Zürich, die hier ihre Kompetenzen bündeln. Die NGO Helvetas schließlich hilft dabei, das Projekt nachhaltig umzusetzen. Im Herbst dieses Jahres soll der Prototyp in Nepal getestet und vor Ort entsprechend der Bedürfnisse der Kleinbauern weiterentwickelt werden. Der vollendete Pedal-Nussknacker soll dann von nepalesischen Facharbeitern hergestellt werden.
Das MITO-Projekt beinhaltet übrigens auch einen positiven Aspekt für die Umwelt: Die wild wachsenden Walnussbäume wären besser geschützt und würden nicht als Feuerholz gefällt, weil ihre Früchte stattdessen Gewinn bringend genutzt werden könnten.
In diesem Video bekommt ihr einen Einblick in die Projektentwicklung: