Das Non-Profit-Projekt Mimycri wurde von den Berlinerinnen Nora Azzaoui und Vera Günther nach ihrem Freiwilligeneinsatz auf der griechischen Insel Chios ins Leben gerufen. Dort unterstützten die beiden ankommende Geflüchtete, die die lange und gefährliche Überfahrt des Mittelmeers mit Gummibooten überlebt hatten. – Seit 2015 haben mehr als eine Million Menschen auf der Flucht die griechische Küste nach einer solchen Reise erreicht.
Zurück in Berlin – mit einer unmittelbaren Perspektive auf die Situation geflüchteter Menschen – gab es ein Bild, dass die beiden nicht mehr loswurden: Die vielen Plastikabfälle an den griechischen Stränden – Überreste kaputter Schlauchboote, mit denen die Geflüchteten die Küste erreicht hatten. Diese Erinnerung inspirierte die beiden Frauen zur Gründung ihres Sozialunternehmens Mimycri.
© mimycri
Sie setzten sich mit lokalen Freiwilligen und Geflüchteten auf Chios in Verbindung, die die Aufgabe bekamen, die die Strände der Insel verschmutzenden Plastikabfälle einzusammeln. Diese Materialien wurden nach Berlin verschickt, wo ein internationales Team aus Designern und Schneidern – mit Geflüchteten in Schlüsselpositionen – hochwertige und funktionale Taschen daraus produzierte. Eine sehr erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne half ihnen, das Projekt zu finanzieren.
Das Produktportfolio von Mimycri umfasst strapazierfähige, wasserdichte Rucksäcke, Beutel und Taschen, die per E-Mail bestellt werden können. Sie sind nicht nur ökologisch und nachhaltig produziert, sondern sie verkörpern auch die Geschichte der vor dem Krieg geflohenen Menschen, die anderswo eine lebenswerte Zukunft suchen, und damit eine Hoffnungsbotschaft.
Integration stärken und Bewusstsein für die Situation Geflüchteter schaffen
Die Mimycri-Taschen helfen den Geflüchteten, die sie herstellen, durch das Beschäftigungsverhältnis ganz unmittelbar bei der Integration. Sie sollen außerdem aber auch dazu beitragen, in den Gemeinschaften, in denen geflüchtete Menschen versuchen, ein neues Leben aufzubauen, ein Bewusstsein für die Hintergründe und Folgen der Flucht zu schaffen: Krieg, Konflikte, die Trennung von Familien, das Leben in fremden Ländern und Kulturen. Das Social Business will so auch den Diskurs hinsichtlich der Notlage geflüchteter Menschen stärken.
Sobald Mimycri komplett wirtschaftlich tragfähig ist, strebt das Unternehmen nicht nur an, alle Mitwirkenden und die Produktionskosten zu bezahlen, sondern will auch künftige Einnahmen in Non-Profit-Flüchtlingsorganisationen reinvestieren bzw. spenden. Die Initiative wurde kürzlich mit dem dritten Platz beim Deutschen Integrationspreis ausgezeichnet: In der nächsten Phase des Wettbewerbs hat das Unternehmen die Möglichkeit, bis zu 100.000 Euro zu erhalten.
In diesem Video stellen die Gründer und Mitwirkende des Projekts Mimycri vor:
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.