Mikroplastik in Kosmetik: Selbstverpflichtung reicht nicht

Kosmetikprodukte enthalten nach wie vor oft Mikroplastik

Viele große Firmen haben freiwillig dem Verzicht von Mikroplastik in Kosmetik zugestimmt. Eine Untersuchung von Greenpeace zeigt aber: Viele Hersteller umgehen die Selbstverpflichtung und verwenden in ihren Produkten weiterhin die umweltschädlichen Kunstoffpartikel.

Autor*in Laura Wagener, 26.07.16

Zahnweiß-Zahnpasta, Make-up oder Shampoos – dies sind nur einige der vielen Produkte, in denen winzige Plastikteilchen für den gewünschten Peeling- oder Reinigungseffekt des Produktes sorgen sollen. Als Mikroplastik oder „Microbeads“ klassifiziert werden Plastikteilchen der Größe von fünf Millimetern bis hin zu – für das bloße Auge unsichtbar – Nanometern. Laut Bundesumweltamt werden allein in Deutschland rund 500 Tonnen Mikroplastik pro Jahr durch Kosmetik freigesetzt. Die mikroskopischen Partikel werden in den Wasserkreislauf gespült und von Tieren als vermeintliche Nahrung aufgenommen. Sie können zum Verhungern der Tiere führen oder geraten über den Verzehr der Tiere noch tiefer in die Nahrungskette.

Einige Stoffe gelten als hormonell wirksam oder krebserregend. Dennoch gibt es bisher kein rechtlich bindendes Verbot für Hersteller, Mikroplastik in ihren Produkten zu verwenden. Aufgrund des größer werdenden moralischen und sozialen Drucks haben viele der größten internationalen Kosmetikproduzenten jedoch einer Selbstverpflichtung zugestimmt, in ihren Produkten auf die umstrittenen Kunststoffpartikel zu verzichten. In einer Umfrage hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace bei den 30 weltweit umsatzstärksten Herstellern die Wirksamkeit dieser Verpflichtung abgeklopft – mit enttäuschendem Ergebnis.

Nur 4 von 30 Hersteller verzichten größtenteils auf Mikroplastik

Gibt es eine Selbstverpflichtung, auf Microbeads in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten zu verzichten? Ist sie transparent? Gilt sie weltweit für alle Produkte? Welcher Ausstiegszeitraum ist geplant? Wie definiert die Firma Microbeads? Diese Fragen stellte Greenpeace den laut des Marktforschers Euromonitor international verkaufsstärksten Kosmetik-Herstellern, wie zum Beispiel L‘Oréal, Unilever, Beiersdorf oder Colgate Palmolive.

Anhand der Antworten wurde die Erfüllung der Selbstverpflichtung in Punkten gemessen; die höchstmögliche Punktzahl lag bei 400 Punkten und dem Attribut „optimal“. Nur vier der 30 Hersteller erhielten immerhin die Einschätzung „stark“ und somit den Rang 1, mit Beiersdorf (z.B. Niveo, Eucerin) und Henkel (Schwarzkopf) haben immerhin zwei der Spitzenreiter ihren Geschäftssitz in Deutschland. Die Firmen gaben an, ihre Produkte seit spätestens Anfang 2016 ohne Mikroplastik zu produzieren.

© Greenpeace Ausschnitt des Greenpeace-Rankings zum Verzicht auf Mikroplastik bei Kosmetikherstellern

Fazit: Selbstverpflichtung reicht nicht aus

Besonders die Luxusmarken unten den Herstellern, wie beispielsweise Chanel, Louis Vuitton oder Estée Lauder schnitten im Test ungenügend ab. Der Grund: Da es keine rechtlichen Bestimmungen für die Firmen gibt, definiert jede Firma Mikroplastik selbst. So ist es beispielsweise möglich, dass ein Hersteller auf Zusätze aus Polyethylen verzichtet, dafür jedoch einen anderen Kunststoff verwendet. Außerdem setzen viele Hersteller die Selbstverpflichtung nur auf einen Teil ihrer Produktpalette an, wie zum Beispiel auf Peelings oder Seifen, aber nicht auf Make-up und Nagellack.

Greenpeace fordert daher ein verbindliches Verbot durch das Bundesumweltministerium. Der Einsatz von Mikroplastik in Kosmetik ist übrigens keines Falles alternativlos: Hersteller von Naturkosmetik setzen beispielsweise auf Zuckertenside, Kieselsäure oder Heilerde. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik hat außerdem Bio-Wachs als geeignete und umweltfreundlichere Alternative zu den schädlichen Kunstoffpartikeln vorgeschlagen.
 

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