Millionen von Menschen weltweit sind von Umweltkatastrophen, Krankheiten und Konflikten betroffen. Humanitäre Hilfskräfte müssen oft eine große Anzahl von Menschen unterstützen, die über große Gebiete verteilt leben. Für sie ist es daher entscheidend zu wissen, wo sich die am stärksten gefährdeten Gruppen befinden, die am dringendsten Hilfe benötigen. Allerdings ist bei Millionen von Menschen weltweit nicht auf Karten verzeichnet, wo sie sich befinden ––, wodurch Hilfsmaßnahmen für diese Communities schwierig und ineffizient sind. MapSwipe ist eine mobile Anwendung, die hierfür eine auf Crowdsourcing basierende Lösung bietet und es Freiwilligen auf der ganzen Welt ermöglicht, diese Communities auf die Karte zu setzen.
Wer die App herunterlädt, bekommt von MapSwipe eine Mission: zum Beispiel Hilfe für Geflüchtete in Kolumbien oder medizinische Versorgung in Venezuela. Den Nutzenden werden dann Satellitenbilder der entsprechenden Gebiete angezeigt. Alles, was die Nutzenden tun müssen, ist Klicken und Swipen, um in der App festzulegen, wo sich kritische Infrastrukturen und die Menschen befinden. In einem Tutorial wird erklärt, wie man in den Satellitenbildern Anzeichen von Bewohnern anzeigt: Man tippt einmal auf die Bildkacheln, die ein Gebäude oder eine Straße zeigen, zweimal, wenn es sich möglicherweise um entsprechende Infrastrukturen handelt – wenn man also nichtgenau sagen kann, ob es sich um ein Bauwerk oder eine natürliche Formation handelt – und man tippt dreimal, wenn entsprechende Bilder entweder fehlen oder von Wolken verdeckt sind. Die markierten Kacheln werden dann von anderen Freiwilligen verwendet, um detaillierte Karten zu erstellen.
Die MapSwipe-Freiwilligen liefern wichtige Informationen für das „Missing Maps“-Programm, ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem eine große Gruppe von NGOs, akademischen Instituten, Unternehmen und einzelnen Kartenzeichnern die Lücken in OpenStreetMap schließen, einem von der Gemeinschaft betriebenen Projekt zur Erstellung einer freien und editierbaren Weltkarte.
Die Unterstützung der Crowd ermöglicht es dem Team von „Missing Maps“, ihre Arbeit zu beschleunigen: Sie können sich dadurch auf nur die Gebiete konzentrieren, von denen sie wissen, dass Funktionen kartiert werden müssen und wo sich Communities befinden. Die von MapSwipe bereitgestellten räumlichen Informationen aus der Crowd helfen den Dienstleistern, sich um akute Krisen zu kümmern und langfristige Infrastrukturen und Programme zu planen, um die Ernährungssicherheit, die Gesundheit und das Wohlergehen zu verbessern.
Die Anwendung ist einfach und benutzerfreundlich, und man kann von buchstäblich überall etwas beitragen, wo es eine Internetverbindung gibt – während des morgendlichen Pendelns oder in der Kaffeepause. Es gibt sogar eine Bestenliste, in der die fleißigsten Teilnehmenden des Projekts aufgeführt sind.
Seit dem ersten Release im Jahr 2015 hat MapSwipe mehr als 29.000 Freiwillige eingebunden und räumliche Daten über eine mehr als 600.000 Quadratkilometer große Fläche in 29 Ländern bereitgestellt. Ärzte ohne Grenzen nutzte die Daten von MapSwipe, um den jüngsten Masernausbruch in der Demokratischen Republik Kongo zu bekämpfen. Die Daten boten den Impfkoordinatoren eine aktuelle Momentaufnahme, wo sich die Bevölkerungsgruppen befanden, so dass sie Teams an die Orte schicken konnten, an denen sie am meisten gebraucht wurden, um eine maximale Impfdurchdringung in optimaler Zeit zu erreichen.
Wer MapSwipe ausprobiert hat und seine kartografischen Fähigkeiten noch einen Schritt weiter ausbauen möchte, kann sich direkt an das Humanitarian OpenStreetMapTeam (HOT) wenden, das auch Video-Tutorials zur Kartenbearbeitung anbietet. Wer sich hier einbringt, kann dringende Aufgaben der Kartenerstellung übernehmen und kritische räumliche Informationen zur Verfügung stellen, wenn Krisen erkannt werden. Zu den Karten, die derzeit unter dringlicher Priorität erfasst werden, gehören Taifun-, Zyklon- und Erdrutschkatastrophengebiete in Japan, auf den Philippinen und in Kenia.
Mapswipe ist ein offenes Gemeinschaftsprojekt, die vom Amerikanischen Roten Kreuz, dem Britischen Roten Kreuz, dem Humanitarian OpenStreetMap Team und Ärzte ohne Grenzen gegründet wurde. MapSwipe Analytics Tools werden vom HeiGIT (Heidelberg Institute for Geoinformation Technology) entwickelt, das derzeit an der Entwicklung einer zukünftigen Version von MapSwipe arbeitet. Diese kombiniert die per Crowdsourcing gewonnenen Daten mit Methoden des maschinellen Lernens, um den Kartierungsprozess zu optimieren.
MapSwipe steht sowohl für iPhone als auch für Android zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Website.