M wie Millenniumsgipfel

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Mehr als neunhundert Millionen Menschen hungern. Eine Zahl, die die meisten von uns nicht mehr zu schocken scheint. Für alle die es bisher noch nicht mitbekommen haben ;): Bis gestern haben mehr als 100 Staats- und Regierungschefs in New York drei Tage im Rahmen des Milleniumsgipfels der Vereinten Nationen eine Zwischenbilanz im weltweiten Kampf gegen Armut und Hunger gezogen.

Autor*in Rima Hanano, 23.09.10

Hintergrund ist die im Jahr 2000 verabschiedete Millenniumserklärung von 189 UN-Mitgliedsstaaten und die daraus hervorgegangenen Millenniums-Entwicklungsziele, die unter anderem vorgeben, Hunger und Armut auf der Welt bis 2015 zu halbieren. Fünf Jahre würden bleiben, diese Ziele zu erreichen, ABER: Die Zukunft der lebensrettenden Ziele ist ungewiss. So kritisieren Vertreter von NRO, dass die Geberländer weit hinter ihren finanziellen Zusagen liegen. Geberländer, darunter auch Deutschland und die USA, verwiesen indes auf die Verantwortung der Entwicklungshilfeempfänger. (Mehr dazu)

In einem Interview mit Deutschlandradio Kultur kritisierte der österreichische UN-Diplomat Thomas Stelzer, dass im weltweiten Vergleich nur fünf Staaten auf dem Weg seien, das Ziel zu erreichen, 0,7 Prozent des Bruttonationalproduktes für Entwicklungshilfe auszugeben. Auch Deutschland gehört zu den Schlusslichtern und verwendet derzeit (2010) lediglich 0,4 % an Stelle der, aufgrund der Finanzkrise angepeilten, 0,51 Prozent des Bruttonationalproduktes. (ursprünglich sollten es 0,7 % sein).
Auf den Vorschlag von Dirk Niebel, private Spenden auf die öffentliche Entwicklungshilfe anzurechnen, hagelte es Kritik.

Ulrich Post, Vorstandsvorsitzender des Verbands Entwicklungspolitik Deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) erklärt in einem Interview mit der ARD welche Maßnahmen notwendig sind, um wenigstens einen Teil der Millenniums-Ziele zu erreichen und fordert unter anderem einen verbindlichen Aktionsplan für die Geber- als auch die Nehmerländer, an dessen oberster Stelle verbesserte Rahmenbedingungen für die Entwicklungsländer stehen – ein besserer Marktzugang und verlässliche Zusagen über die Entwicklungshilfe stehen sollen.
Insgesamt ziehen NRO eine negative Bilanz des Millenniumgipfel.

Während die Staats- und Regierungschefs einen Eiertanz um feste und eindeutige Zusagen in New York hinlegten, versucht die deutsche UN-Kampagne für die Millenniums-Entwicklungsziele die Ziele der UN bekannt zu machen um auch in der Zivilgesellschaft eine starke Lobby zu bilden. Dennoch scheinen erstaunlich wenig Menschen von den MDGs zu wissen. „Den meisten Menschen ist das, was in Afrika, Lateinamerika oder Asien bearbeitet wird, zu weit weg“, sagt Dirk Messner, der Leiter des deutschen Instituts für Entwicklungspolitik DIE in Bonn in einem Interview auf Deutsche Welle World.

Eine Umfrage der deutschen Welle in Bonn zu den MDGs lässt mäßigen Erfolg erahnen.
Mehr zum aktuellen Stand der Umsetzung der MDGs: Millenniums-Entwicklungsziele Bericht 2010 (PDF 13,5 MB)

MDG-Gipfel: Merkel will mehr „Hilfe zur Selbsthilfe“

Obama verlangt von Entwicklungsländern mehr Initiative

NGOS ziehen negative Bilanz des Millennium-Gipfels

Hintergrund:

Im Jahr 2000 verabschiedeten 189 UN-Mitgliedsstaaten die Millenniumserklärung – ein Fahrplan  für die internationale Zusammenarbeit bis zum Jahre 2015.  Zur Umsetzung dieser Erklärung wurde eine Liste mit acht konkreten internationalen Entwicklungszielen, den sog. Millenniums-Entwicklungszielen, abgeleitet. Zentrale Ziele sind, Hunger und Armut auf der Welt bis 2015 zu halbieren. Mehr zu den Milleniumsentwicklungszielen.

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© UN Photo
Die Millenniums-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals, MDG)

Im Jahr 2000 verabschiedeten 189 Länder die Millenniumserklärung. Zur Umsetzung dieser Erklärung wurde eine Liste mit acht konkreten Zielen, den sog. Millenniums-Entwicklungszielen, abgeleitet. Diese Ziele - unter anderem die Halbierung der weltweiten Armut und die Eindämmung von HIV/AIDS – wollen die Staaten bis zum Jahr 2015 erreichen.