Weltweit sind Klimapolitiker damit beschäftigt, Aktionspläne und Mechanismen zu entwickeln, wie weniger CO2 in die Atmosphäre abgegeben werden kann. Denn der unverminderte Anstieg von CO2 in der Atmosphäre bedeutet unweigerlich das Scheitern des Zwei-Grad-Ziels. Um die Treibhauskonzentration so schnell zu verringern, wie die klimatische Entwicklung es verlangt, reichen jedoch selbst die ambitioniertesten gemeinsamen Anstrengungen zur CO2-Vermeidung nicht mehr aus.
Ein wichtiger Aspekt im Klimaschutz sind daher „negative Emissionstechnologien“ und Ausgleiche für unvermeidlich erzeugte Treibhausgase. Das Schweizer Unternehmen Climeworks hat jetzt eine Anlage realisiert, die dabei helfen kann: Mit riesigen Luftfiltern extrahiert es reines CO2 aus der Umgebungsluft. Anschließend wird das klimaaktive Treibhausgas unter Hitzeeinwirkung aus den Filtern gelöst und als reines Gas gespeichert. So kann es unter anderem in Gewächshäusern als Dünger eingesetzt werden.
So funktioniert der Climeworks-Filter
Das Verfahren der Climeworks-Anlage nennt sich „Direct-Air-Capture“ (DAC) und soll jährlich bis zu 900 Tonnen Kohlenstoffdioxid aus der Luft filtern können. Dieses soll dann als Rohstoff an Agrarbetriebe weiterverkauft werden. Die erste kommerziell arbeitende Luftfilteranlage hat Climeworks auf dem Dach einer Müllverwertungsanlage in der Schweizer Gemeinde Hinwil in Betrieb genommen. Der Ort ist nicht zufällig gewählt: Damit die Anlage tatsächlich nachhaltig arbeitet, speist sie ihre Energie zu 80 Prozent aus der Abwärme der Verbrennungsanlage. Das Kühlwasser für den Betrieb filtert die Anlage neben dem Kohlenstoffdioxid aus der Umgebungsluft.
Die Anlage in Hinwil besteht aus insgesamt 18 übereinandergetürmten CO2-Kollektoren, die Luft ansaugen und mit einem speziellen chemischen Filter das CO2 aus der Luft abspalten und speichern. Ist einer der Filter vollständig mit CO2 gesättigt, wird er in einem Vakuum auf 100 Grad erhitzt, woraufhin sich die CO2-Moleküle aus dem Material lösen und als Gas zwischengespeichert werden können.
Die Kollektoren sind so aufeinander eingestellt, dass sich die einzelnen Filter stets in verschiedenen Arbeitsphasen befinden. Das gewonnene CO2 wird in ein angrenzendes Gewächshaus geleitet und fördert dort die Reifung von Auberginen, Tomaten und Co.
„Hoch skalierbare negative Emissionstechnologien sind zum Erreichen des 2-Grad-Ziels der Weltgemeinschaft unerlässlich“, betont Christoph Gebald, Gründer und Geschäftsführer von Climeworks. „Die DAC-Technologie bietet hierfür unzählige Vorteile und ist in Kombination mit unterirdischer Speicherung bestens geeignet.“
Und das aus 40 Experten bestehende Climeworks-Team hat ehrgeizige Ziele: Bis 2025 will es ein Prozent der gesamten globalen CO2-Emissionen aus der Luft filtern. Die Anlage in Hinwil dient in diesem Ziel sozusagen als Testlauf, der Skeptiker von der Sinnhaftigkeit und Rentabilität der Anlage überzeugen soll. Um tatsächlich ein Prozent der globalen CO2-Emissionen zu filtern, müssten nämlich noch weitere 249.000 Filteranlagen errichtet werden.
Mehr Informationen gibt es in diesem Video von Climeworks (auf Englisch):