Liverpool könnte die erste klimapositive Stadt der Welt werden

Liverpool ist schon jetzt sehr umweltfreundlich – will sich aber noch steigern.

Mithilfe der Blockchain will die englische Stadt Liverpool nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv werden.

Autor Mark Newton:

Übersetzung Mark Newton, 02.08.18

Der Stadtrat von Liverpool kooperiert mit einer maltesischen NGO, der Poseidon Foundation, um ein Blockchain-System einzuführen, mit dem der CO2-Fußabdruck von Einkäufen genau verfolgt und automatisch durch Mikrospenden für nachhaltige Waldschutzprojekte ausgeglichen werden kann. Die Kooperation soll dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck von Liverpool um über 110 Prozent zu reduzieren – mit dem Ziel, die Stadt bis 2020 zur weltweit ersten „klimapositiven“ Stadt zu machen.

Im Handumdrehen CO2-neutral?

Die Mission der Poseidon-Stiftung ist es, die Art und Weise, wie weltweit mit CO2-Emissionen umgegangen wird, zu revolutionieren: Verbrauchern soll es ermöglicht werden, am Klimaschutz teilzuhaben, indem sie ihre täglichen Einkäufe sofort ausgleichen.

Wenn ein Kauf getätigt wird, werden die CO2-Kosten dieses Produkts mit auf die Rechnung gesetzt und Poseidon wird in Echtzeit informiert. Die NGO verwendet diese Zahlung dann, um damit ihre eigenen Tokens zu kaufen, die wiederum gegen Emissionsgutschriften eingetauscht werden. Die Zahlung für diese Emissionsgutschriften wird schließlich an Naturschutzprojekte geschickt und der Nutzer wird über die Poseidon-App über seinen jeweiligen Beitrag informiert. Der gesamte Prozess wird mithilfe der Blockchain überwacht und verifiziert – und transparent gehalten.

Der Bürgermeister von Liverpool, Joe Anderson, erklärte nach Bekanntgabe der Kooperation:

„Die Technologie von Poseidon ist die erste ihrer Art, die Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen auf der ganzen Welt wirklich eine Lösung bietet, um die Ursachen des Klimawandels umzukehren. Ich bin begeistert, dass mit dem Vertrag diese Spitzentechnologie in unsere Stadt kommen wird.“

Details zu konkreten Projekten sind allerdings noch nicht klar; weder der Stadtrat von Liverpool noch Poseidon haben nähere Angaben dazu gemacht, wann die Technologie eingeführt wird, welche Sektoren beteiligt sein werden und ob die Teilnahme obligatorisch oder freiwillig sein wird. Und auch die Frage nach der Wirksamkeit der Klimaschutzprogramme bleibt offen. Vielleicht würde sich ein Einwirken auf unser Gewissen und eine Änderung unserer Konsumgewohnheiten bereits sehr positiv auswirken – und dass auf eine viel unkompliziertere Art und Weise.

Liverpools Streben nach Grün

In den vergangenen Jahren hat sich Liverpool bereits zu einer der grünsten Städte Großbritanniens entwickelt, wobei der Stadtrat bestrebt ist, die Ziele zur CO2-Reduzierung noch zu übertreffen. Seit 2012 konnte die Stadt ihre CO2-Emissionen um 18 Prozent verringern und bis 2020 will man sogar 35 Prozent erreichen – das ist weit mehr als das 20-Prozent-Ziel der EU-Initiative „Konvent der Bürgermeister für Klima und Energie“.

Liverpool hat insbesondere eine Reihe von Programmen für erneuerbare Energien gestartet (z.B. 550 Prozent mehr Anlagen für erneuerbare Energien in der Stadt), den Transport fossiler Brennstoffe reduziert und die Energieeffizienz von Kommunalverwaltungen und öffentlichen Gebäuden erhöht. Künftig könnte es außerdem Programme für die Installation von Gezeitenenergieanlagen am und um den städtischen Fluss Mersey geben.

Die Blockchain-Technologie wird zunehmend als mächtiges Werkzeug im Kampf gegen Umwelt- und Sozialprobleme angesehen, da sie mit ihrem nicht manipulierbaren, verteilten Datenbanksystem eine hohe Transparenz und Rechenschaftspflicht in Bereichen ermöglicht, in denen dies bisher nicht der Fall war. Allerdings gibt es in Bezug auf Governance-Fragen offene Fragen zur tatsächlichen Umsetzbarkeit und auch der massive Energieverbrauch der Technologie, zumindest bezüglich der Bitcoin-Blockchain, ist alles andere als umweltfreundlich. Poseidon hat allerdings erklärt, dass das Stellar-Netzwerk, auf dem ihre eigene Lösung basiert, viel weniger Strom verbraucht als Bitcoin und Ethereum – und nur einen Bruchteil des Stroms, den z.B. eine VISA-Transaktion benötigt.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania, das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.

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