Litterbase: Diese Karte zeigt, welchen Schaden Müll im Meer anrichtet

Dieser Screenshot der Litterbase-Website zeigt die Verteilung von Abfällen in den Ozeanen - lila steht für Plastikmüll.

Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts haben mit Litterbase die weltweit erste umfassende Datenbank zusammengestellt, die die Vermüllung unserer Ozeane zeigt – und welche Auswirkungen sie auf die Umwelt hat.

Autor Marisa Pettit:

Übersetzung Marisa Pettit, 24.04.17

Uns allen ist das Müllproblem in unseren Meeren bewusst – vor allem, wenn es um Plastikabfälle geht. Längst gibt es verheerende Auswirkungen auf die Umwelt und Phänomene wie den „Great Pacific Garbage Patch“, einen gigantischen Plastikmüllstrudel im Nordpazifik. Mit jedem Waschen unserer Kleidung spülen wir Unmengen an Mikroplastik-Teilchen in die Meere. Und wir hören immer wieder Nachrichten über Meerestiere, in deren Mägen riesige Mengen an Plastikmüll gefunden werden. Aber bisher waren wissenschaftliche Daten zum diesem wichtigen Thema schwer zu finden: Die verschiedenen Statistiken und Ergebnisse nutzen oft unterschiedliche Maßeinheiten und Kriterien, was die Vergleichbarkeit erschwert. Und es fehlte eine einheitliche Sammelstelle, die alle Daten zusammenbringt. Mit der Datenbank von Litterbase wird diese Lücke nun gefüllt.

Das Online-Portal fasst Informationen aus aktuell 1.303 wissenschaftlichen Studien anschaulich in globalen Karten und Infografiken zusammen. Diese werden beständig aktualisiert und sind für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Dieses äußerst wertvolle Projekt ermöglicht einerseits, die Analyse der Müllproblematik zu verbessern und erhöht andererseits das Verständnis darüber, wie viel Abfall in den Ozeanen schwimmt und wie der Müll verteilt ist.

Grafiken und Karten zeigen die Müllverteilung und die biologischen Auswirkungen

Anhand einer Weltkarte werden die Standorte des bisher identifizierten Mülls visualisiert. Die dargestellten Informationen lassen sich nach verschiedenen Kriterien filtern, z. B. nach dem Veröffentlichungsdatum des jeweiligen Berichts oder danach, wo der Abfall entdeckt wurde, also z. B. am Strand oder am Meeresboden. Jeder Punkt auf der Karte ist mit der jeweiligen wissenschaftlichen Veröffentlichung verlinkt, aus der die Daten stammen. Das Ganze ist also schnell, einfach und transparent.

Neben der Weltkarte werden auch klassische Kreisdiagramme verwendet, um die Daten in einer einfachen und verständlichen Weise darzustellen. Plastikmüll macht – wenig überraschend – den Großteil der Meeresabfälle aus. Aber auch Unmengen an anderen Materialien verschmutzen unsere Meere. Weitere Infografiken zeigen, welche Tierarten am meisten betroffen sind – meist Seevögel und Fische – und welche Interaktionen es mit dem Müll gibt. Am häufigsten verfangen sie sich darin oder die Abfälle landen in den Mägen der Tiere.

Die Daten werden ständig aktualisiert, somit gibt es immer genauen Zahlen zu den neuesten Erkenntnissen. Die Infografiken sind kostenlos und zum Download verfügbar.

Leere Flächen gleich saubere Meeresbereiche?

Leider bedeuten die Lücken auf der oberen Karte – die Westküste Afrikas oder auch nördlicher in Richtung Arktis – nicht notwendigerweise, dass diese Bereiche nicht verschmutzt sind. Vielmehr indizieren diese Flächen, dass es blinde Flecken gibt, für die weitere Forschung nötig ist. Im Gegensatz zum Mittelmeer, wo bereits zahlreiche Studien zur Meeresverschmutzung durch Abfälle durchgeführt wurden, gibt es für riesige Teile der Welt einfach noch nicht genügend Daten.

Zum Glück gibt es bereits mehrere Projekte und Initiativen, die versuchen, die Meere wieder vom Müll zu befreien. Bei RESET haben wir unter anderem über das Projekt Seekuh, Ocean Cleanup und auch den „Abfallhai“ berichtet. Und das Startup ByFusion versucht den Müll aus dem Meer nachhaltig zu nutzen, indem es daraus neue Häuser baut.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Der Originalartikel erschien auf unserer englischsprachigen Seite.

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