Im „Law of The Seed“ geht es vorrangig um Saat-Freiheit – die freie Verwendung von Samen und die Freiheit der Bauern, Gärtner und aller Bürger, selbst zu entscheiden, welches Saatgut sie verwenden wollen – im Gegensatz zu der unrechtmäßigen Freiheit von Unternehmen, den genetischen Reichtum des Planeten als ihre Erfindung und ihr Eigentum zu beanspruchen, und gleichzeitig Bürgerrechte zu kriminalisieren.
Die indische Aktivistin, Physikerin, Alternativer-Friedensnobelpreis-Trägerin und Navdanya-Gründerin Dr. Vandana Shiva erklärt das „Law of the Seed“: „Die Saat ist die Essenz des Lebens. Sie ist das erste Glied in der Nahrungskette. Die Kontrolle über die Saat bedeutet die Kontrolle über die Nahrung. Die Kontrolle über die Saat wird heutzutage durch Gesetze vorangetrieben, die von genau den Unternehmen verfasst werden, die die Vielfalt von Saatgut und die Freiheit der Nahrung zerstören. Der größte Player in der Saatgut-Kontrolle ist Monsanto. Monsanto hat in den 1980ern begonnen, auf Saatgut bezogene Gesetze zu verfassen, die anschließend in dem von Großkonzern-Lobbyisten stark dominierten TRIPS-Abkommen (Agreement on Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights) der WTO mit eingearbeitet wurden.
Dieses internationale Abkommen öffnete die Türen für die Patentierung und dadurch den Besitz von Saatgut. Man könnte es auch den ersten Monsanto Protection Act nennen, geschmiedet von Monsanto, um seine unrechtmäßigen und unethischen Patentmonopole auf Saatgut zu schützen. In Indien erfüllt das Biotechnologie-Regelungs-Gesetz die Aufgabe eines Monsanto-Beschützer-Gesetzes, welches darauf abzielt, bestehende Gesetze, die GVOs und Biotechnologie regeln, zu untergraben. Überall auf der Welt werden solche Monsanto-Protection-Gesetze verfasst (vor kurzem hat Obama zum Beispiel durch die Unterzeichnung der sogenannten „Farmer Assurance Provision“ dem GMO-Unternehmen quasi Straffreiheit bei Verletzung von GMO-Auflagen garantiert) , um zu gewährleisten, dass Monsanto ein allumfassendes Monopol auf Saatgut hat. Um das zu erreichen, werden Diversität von Saatgut und das Aufbewahren und Teilen von Saatgut kriminalisiert. Ob es Patent-Gesetze sind oder Saatgut-Gesetze, sie verletzen das wahre Saat-Gesetz, welches auf Vielfalt, Erneuerbarkeit, Vermehrung, Austausch und Widerstandsfähigkeit beruht.“
Der Entwurf des „Law of the Seed“ wurde von folgenden Prinzipien inspiriert:
1. Langfristige Interessen der Menschheit, heutige und zukünftige Generationen betreffend, haben Vorrang vor kurzfristigen und privaten Interessen.
2. Die Bewahrung von natürlichen Ressourcen, Agro-Biodiversität mit einberechnet, hat Vorrang vor jedem unnachhaltigen Gebrauch durch gegenwärtige Generationen.
3. Agro-Biodiversität, sei sie genetischer oder technologischer Art oder entstanden aus den Einflüssen der agrikulturellen Systeme, ist der Treibstoff für den Motor der nachhaltigen Entwicklung und der wichtige Puffer, um nachhaltige Landwirtschaft für eine ungewisse Zukunft zu sichern, die durch Phänomene wie Globalisierung und Klimawandel dominiert wird.
4. Diversität zu erhalten und zu benutzen heißt: viele Möglichkeiten für alle zu erhalten.
5. Kein spezielles agrikulturelles System soll undemokratisch aufgezwungen werden.
6. Die Vielfalt von Produktionssystemen sollte fähig sein, sich mit zu entwickeln, Respekt für die Umwelt und die natürlichen Ressourcen, Respekt für kulturelle und biologische Diversität und menschliche Werte zu sichern.
7. Innovation in der Agrikultur ist ein sich allmählich steigernder, kollektiver und fortlaufender Prozess, der für den Vorteil von allen Menschen genutzt werden soll.
8. Das Prinzip des Teilens und nicht der Besitznahme sollte auf die Biodiversität, die genetischen Quellen und das darauf bezogene Wissen angewendet werden.
9. Pflanzenvielfalt, die Pflanzen selbst, ihre einzelnen Teile und Komponenten, Gene einbezogen – selbst wenn sie isoliert sind – (und auch die essentiellen biologischen Prozesse für die Produktion von Pflanzenvielfalt) sollten nicht patentierbar sein.
Das ganze „Law of the Seed“ kann hier gedownloaded werden. Die Deklaration zur Freiheit von Saatgut kann hier unterzeichnet werden.