Die Angst vor Abhängigkeit von ausländischen Agrarexportgütern und Bodenschätzen, die Konkurrenz um den Anbau von lukrativen Bio-Kraftstoffen oder Land als Vermögensanlage – das sind vereinfacht gesagt die Hauptgründe dafür, dass sich international agierende Unternehmen für den Kauf großer Ländereien interessieren. Wie der jüngste Bericht des „Land Matrix Global Observatory” zeigt, geht ihr Blick dabei fast immer in Richtung der Länder des globalen Südens. Allein seit dem Jahr 2000 wurden laut der Initiative 26,7 Millionen Hektar Agrarfläche in Entwicklungs- und Schwellenländer an Investoren verkauft – das entspricht etwa Größe von Großbritannien und Slowenien zusammen. Die Käufer stammen dabei vor allem aus Malaysia, den USA, Großbritannien, Singapur und Saudi-Arabien. Aber auch Investoren aus westeuropäischen Staaten sind in über 300 Landkäufe involviert.
Der Verkauf der Ländereien geht in vielen Fällen auf Kosten der lokalen Kleinbauernschaft, denn der Landbesitz von indigenen und lokalen Gemeinschaften ist oft nicht registriert und wird bei den Transaktionen einfach mit verkauft. Etwa 50 Prozent der an Investoren verkauften Flächen wurden bereits im Vorhinein von den Bauern landwirtschaftlich genutzt und der Verkauf bedeutet eine existentielle Bedrohung für die vorherigen Nutzer.
Viele der Bauern erfahren erst nach dem Verkauf von ihrer neuen Situation oder sind von den komplexen marktwirtschaftlichen Strukturen der Transaktionen überfordert. Um laufende und geplante Transaktionen transparenter und verständlicher zu machen, schlüsselt die Land Matrix Initiative die Deals zwischen Investoren und Regierungen verständlich und nachvollziehbar auf. So sollen Landgeschäfte für Betroffene und Interessierte identifizierbar und verständlich gemacht werden, um in Aktion treten zu können. Gleichzeitig kann die Datenbank dazu beitragen, Investoren durch die Öffentlichmachung ihrer Geschäfte unter Druck zu setzen.
Wer ist die Land Matrix Initiative?
Land Matrix wird von mehreren großen Organisationen der Entwicklungspolitik und –forschung koordiniert. Beteiligt sind unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und die International Land Coalition, zu der Institutionen wie die Weltbank und die Vereinten Nationen sowie Nichtregierungsorganisationen gehören. Die Initiative analysiert, wer in welchen Weltregionen Ländereien aufkauft und wofür die Landstücke genutzt werden. Das German Institute of Global and Area Studies GIGA ist für das Management und die Pflege der globalen Datenbank verantwortlich und wertet die Daten kontinuierlich aus.
Die Informationen für die Daten der Land Matrix werden kontinuierlich geprüft und stammen aus folgenden Quellen:
- Forschungsarbeiten und politischen Berichte internationaler und lokaler Organisationen und NGOs
- Persönlichen Informationen, die über die Website des Global Observatory eingebracht wurden
- Feldbasierte Forschungsprojekten
- Offizielle Regierungsbüchern
- Firmenwebseiten
- Medienberichten
Mehr Informationen zum Projekt gibt dieses englischsprachige Video: