Laborfleisch – auch kultiviertes oder In-vitro-Fleisch genannt – ist derzeit einer der populärsten Investmentbereiche und gehört zu den vielversprechendsten Feldern des technologischen Fortschritts. Und das künstliche Fleisch könnte schneller auf unseren Tellern landen, als uns bewusst ist. Dass schon morgen ein Steak aus dem Labor in der Pfanne brutzelt, ist zwar unwahrscheinlich – aber bereits in naher Zukunft könnte sich das Konzept durchsetzen.
Die Idee, „sauberes Fleisch“ herzustellen, ist nicht neu. Tatsächlich sagte bereits Winston Churchill im Dezember 1931 in einem Artikel über die Zukunft im „The Strand Magazine“: „Es ist absurd, ein ganzes Huhn zu züchten, um nur dessen Brustfleisch oder Flügel zu verzehren. Diese Teile sollten einzeln in einem geeigneten Medium gezüchtet werden.“ In den 86 Jahren, die seither vergangen sind, gab es maßgebliche Weiterentwicklungen, die eine Verwirklichung von Churchills Version nun möglich machen.
Und: Die Produktion von In-vitro-Fleisch könnte – verglichen mit der konventionellen Fleischproduktion und Massentierhaltung – auch der Umwelt zugutekommen. Untersuchungen von Wissenschaftlern der Oxford University und der University of Amsterdam zeigen, dass im Labor gezüchtetes Fleisch nicht nur 96 Prozent weniger Treibhausgasemissionen verursacht als herkömmlich produziertes Fleisch, sondern für dessen Herstellung zudem 96 Prozent weniger Wasser und 45 Prozent weniger Energie nötig sind.
Unterstützung kommt von Milliardären
Wenn ein Startup ein Investment von einigen der reichsten Menschen der Welt bekommt, dann generiert das Aufmerksamkeit. Wenn dieses Startup daran arbeitet, tierische Proteine zu produzieren, ohne dabei aber Tiere zu töten, dann ist das Interesse der Leute wohl umso größer.
Bill Gates, Richard Branson und der Agrar- und Lebensmittelkonzern Cargill investierten erst kürzlich 14,4 Millionen US-Dollar in Memphis Meats. Das Startup aus dem Silicon Valley hat bereits erfolgreich Hühner- und Entenfleisch aus den Zellen der Tiere kultiviert – ohne dass diese dabei geschlachtet werden mussten. Das Geld aus der Finanzierungsrunde, die im August dieses Jahres abgeschlossen wurde, soll dazu genutzt werden, die Produktionskosten weiter zu reduzieren.
Derzeit kosten 450 Gramm des Rinderhackfleischs, das in der sogenannten „Fleisch-Brauerei“ von Memphis Meats hergestellt wird, noch 15.000 US-Dollar. Aber die Kosten sinken schnell. Das Ziel des Unternehmens ist es, innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Produkt auf den Markt zu bringen, dass auf dem Preisniveau eines hochwertigen Steaks liegt.
Und die vegane Alternative?
Viele Unternehmen gehen einen anderen Weg und suchen Alternativen zum Fleisch auf pflanzlicher Basis. Darunter auch die zwei US-Unternehmen Beyond Meat und Impossible Foods.
2016 brachte Beyond Meat seinen „Beyond Burger“ in die Läden der Biosupermarktkette Whole Foods. Der komplett pflanzliche Burger war innerhalb einer Stunde ausverkauft. Seit kurzem kooperiert das Unternehmen nun mit einem nordamerikanischen Großlieferanten, um den Burger in weiteren 3.500 Märkten zu verkaufen.
Impossible Foods hat insgesamt 257 Millionen US-Dollar (etwa 218 Millionen Euro) für seinen Burger eingesammelt – unter anderem von namhaften Investoren wie Bill Gates. Das Hauptprodukt des Unternehmens ist ein Burger-Bratling auf Basis von Sojabohnen, der brät, riecht, schmeckt und sogar „blutet“, wie richtiges Fleisch. Erreicht wird dies über das eisenhaltige Häm-Molekül, das Fleisch seinen Geschmack verleiht und natürlicher Bestandteil von Pflanzen und Tieren ist.
Und auch außerhalb der USA kommt Bewegung in die Sache: Im September wurde bekannt, dass China ein 300 Millionen US-Dollar schweres Handelsabkommen (rund 254 Millionen Euro) mit Israel unterzeichnet hat, das sich auf den Import von In-vitro-Fleisch von drei Unternehmen fokussiert: SuperMeat (wir hatten hier bereits über das israelische Startup berichtet), Future Meat Technologies und Meat the Future.
Burger und Fleischbällchen aus dem Labor – das könnte durchaus eine Antwort auf den weltweit zunehmenden Fleischverbrauch sein, mit der die ressourcenintensive Massentierhaltung eingeschränkt und die Umwelt geschont würde. Doch selbst wenn die Preise für Laborfleisch auf ein bezahlbares Niveau sinken, bleibt eine Frage: Werden die Leute es tatsächlich essen?
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.