In unseren Schränken, Abstellräumen und Kellern sammelt sich immer mehr Kram an. Ob Bücher, nicht getragene Kleider, ein kaputter Stuhl, Spielzeug, ein alter Ofen oder einfach eine Kiste mit Krimskrams drin – solange es auf ein Lastenrad passt, nehmen es der Mitbegründer von „PeekUp“, Martin Rammensee, und sein Kollege Dmitry Boguslavskyy mit. Damit wird einem das oftmals zeitaufwändige Kümmern um ausgemistete Sachen abgenommen – und das auch noch komplett umweltfreundlich.
Wenn möglich, werden die Sachen noch weiterverwertet, also verkauft oder gespendet. Geht das nicht, dann kümmern sich Martin und Dmitry um eine umweltfreundliche Entsorgung. Der alte Kühlschrank kommt auf den Wertstoffhof, alte Klamotten in den Kleidercontainer vom Roten Kreuz und alte Dokumente zum Altpapiercontainer. Pro Abholung bezahlen Kund*innen neun Euro. Den Termin der– aus gegeben Anlass Corona-gerechten – Abholung können sie selbst festlegen. Ist man nicht zu Hause, werden die ausgemisteten Sachen auch vor der Tür abgeholt. Organisiert wird das Ganze über eine Webseite.
Die Idee kam den beiden beim Kaffeetrinken Anfang Oktober. Nachdem sie eine Website einrichteten und Werbung über Facebook schalteten, kamen direkt am nächsten Tag die ersten Anfragen. Seitdem melden sich fast täglich neue Leute. Innerhalb der ersten fünf Wochen wurden bei Martin und Dmitry schon 26 „PeekUps“ gebucht. „Heutzutage kann man sich innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen jedes erdenkliche Objekt auf der Welt per Amazon nach Hause bestellen. Aber wenn man eine Kiste voller Zeugs hat, die man auf einer bequemen und umweltgerechten Weise loswerden will, dann ist das gar nicht so leicht“, so Martin gegenüber RESET. Mit dem Projekt habe man offensichtlich „einen Nerv getroffen.“
Viele der Kund*innen bei PeekUp gaben bei den Abholungen an „zu bequem“ zu sein oder keine Zeit zu haben, die Sachen umweltgerecht zu entsorgen. Ein Kunde meinte bei der Abholung per Lastenrad einfach nur: „I hate cars!“. In Berlin, einer Stadt, in der man sonst gut ohne Auto überall hinkommt, seien Fahrten zum Wertstoffhof oder der Getränkekauf in großem Stil noch die einzigen Ausreden sich ein Auto zu kaufen, sagt Martin. Mit Getränkelieferdiensten und Projekten wie PeekUp wird ein Leben (in der Stadt) ohne Auto nun also immer leichter. Darüber hinaus sei es auch befreiend, sich von alten Gegenständen zu trennen, meint Martin. „Alles was man hat, ist auch eine Verpflichtung. Deshalb versuche ich selbst auch, möglichst wenige Gegenstände zu haben.“
Je nachdem, was abgeholt werden soll, wird ein passendes Lastenrad benutzt. Bisher lagern Martin und Dmitry die Sachen noch in einem privaten Keller zwischen. Demnächst sollen die Sachen aber in einem kleinen Lager, das von der Deutschen Bahn angemietet wird, unterkommen, bis sie weitergeschenkt, -verkauft oder recycelt werden.
In Zukunft möchten Martin und Dmitry das Projekt noch größer machen. Weitere Leute sollen demnächst eingestellt werden, um noch mehr PeekUps machen zu können. Und langfristig soll das Projekt auch in andere Städte kommen, denn bis jetzt gibt es PeekUp nur in Berlin.
Die Lastenräder, die für die PeekUps verwendet werden, kommen von dem dazugehörigen Unternehmen namens Cargobike. Wer selbst mal ein Lastenrad Probe fahren, ausleihen oder kaufen möchte und nicht weiß, wo die nächste Leih- oder Verkaufsstelle ist, der/die wird auf der Lastenradkarte schnell fündig.