Korruption – Nachhaltige Nachteile für Alle

Das Thema Korruption ist aktueller denn je. Die zahlreichen Korruptionsskandale die weltweit immer wieder durch die Medien wandern, machen deutlich: Korruption ist ein globales grenzüberschreitendes Problem, welches arme wie reiche Gesellschaften gleichermassen betrifft.

Autor*in Uta Mühleis, 06.10.08

Übersetzung Rima Hanano:

Kleine Gefälligkeiten in Deutschland, eine Hilfe für die Polizei in Honduras. Gombo, biére, taxi, carburant, motivation oder “le tschoko” in Kamerun. Begriffe, die für Korruption verwendet werden, sind so vielfältig wie ihre Erscheinungsformen, die von Bestechung über Unterschlagung, Veruntreuung, Ämterpatronage bis hin zu Vetternwirtschaft reichen. Die Konsequenzen, gravierend.

Eigentlich sollte jede Schulklasse der kleinen Schule in El Edèn/Honduras zumindest mit einem Grundbedarf an Schulmaterial ausgestattet sein. Tatsächlich verfügt die erste Klasse über zwei Spielzeuge. Wo aber ist der Schuletat hin? Nie angekommen. Einfach verschwunden, in irgendwelchen dunklen Kanälen.

Ob im Bildungssystem, im Gesundheitssystem, in der Justiz, in der öffentlichen Verwaltung, in der Politik oder in der privaten Wirtschaft. Korruption ist der Missbrauch von anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil.
Transparency International und die Weltbank sehen in Korruption das größte Hindernis im Kampf gegen Armut, da benötigte Ressourcen von einzelnen korrupten Politikern und Beamten geplündert werden. Laut Schätzungen der Weltbank belaufen sich die jährlichen Schäden durch Korruption auf weltweit ein bis vier Billionen US-Dollar oder zwölf Prozent der weltweiten Bruttowirtschaftsleistung. Alleine Slododan Milosevic veruntreute in den Jahren 1989-2000 mehr als 1 Mrd. US$. Der einstige Präsident Togos, Gnassinbé Eyadéma, veruntreute in den Jahren 1967-2005 mehr als 4 Mrd. US$, während sein Volk weiter verarmte.

Die Folgen von Korruption

Korruption hemmt eine nachhaltige Entwicklung. Denn Korruption führt dazu, dass öffentliche Gelder nie ankommen und öffentliche Ressourcen verschwendet werden. Letztendlich hemmt Korruption die politische, die wirtschaftliche und soziale Entwicklung eines Landes. Der jährlich, durch Korruption verursachte wirtschaftliche Schaden wird von Transparency International (TI) auf ein bis vier Prozent der weltweiten jährlichen Bruttowirtschaftsleistung geschätzt.

Korruption führt in vielen Ländern letztendlich dazu, dass Menschenrechte verletzt werden. Lebenswichtige Ressourcen wie Wasser in Folge von Korruption ausschließlich zu überhöhten Preisen verfügbar sind und der Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wie Bildungseinrichtungen und zur Gesundheitsversorgung durch überhöhte Preise zusätzlich erschwert oder ganz verhindert wird. Die Rechtssicherheit wird durch korrumpierte Richter nicht selten außer Kraft gesetzt.

Wo bitte gehts zur Korruption

Obwohl Korruption ein weltweites Problem darstellt, herrscht, was das Ausmaß der wahrgenommenen Korruption angeht, eine tiefe Kluft zwischen reichen und armen Ländern. Während 20 % aller, in einer Untersuchung von TI, befragten Haushalte in der Asien-Pazifik-Region und in Afrika bei Kontakt mit der Justiz Schmiergelder zahlten, taten dies „nur“ 2 % der befragten Haushalte westlicher Länder und der EU. Als besonders anfällig für Korruption gelten Krisenländer wie der Irak oder Afghanistan und ressourcenreiche Länder wie bspw. Kamerun.
Im jüngsten „Curruption Perception Index 2013“ belegt Deutschland Platz 12 von 177 Plätzen. Als unkorrupteste Länder gelten Dänemark, Neuseeland, Finland und  Schweden. Zu den korruptesten Ländern zählen Somalia, Nord Korea und Afghanistan.

Zum Länder-Ranking 2013 von Transparency International.

Die Ursachen von Korruption

Korruption hat nach TI vor allem weltweite Ursachen und die Korruption durch hochrangige Politiker und Beamte in armen Ländern damit eine internationale Dimension. Bestechungsgelder, kommen oft von multinationalen Konzernen, die ihren Sitz in den reichsten Ländern der Welt haben. So wird dem Siemenskonzern vorgeworfen, in den Jahren 2001-2004 rund 10 Millionen Euro Schmiergelder an nigerianische Regierungsmitglieder gezahlt zu haben. Nigeria zählt nach TI zu den 35 korruptesten der Welt.

Gleichzeitig bereiten träge Verwaltungsapparate, eine schlechte Bezahlung und vor allem fehlende Transparenz in vielen Ländern den Nährboden für Korruption.
In Peru kann es ganze 289 Tage dauern, ein Kleinunternehmen auf gesetzlichem Weg zu gründen. Sechs Jahre kann das offizielle Genehmigungsverfahren für einen Hausbau dauern. Um eine Eigentumsurkunde für ein Stück Land zu erhalten, muss man 28-mal zu einer Behörde gehen. Schmiergelder werden so zum gebräuchlichen Mittel um träge Verwaltungsapparate zu beschleunigen oder gar zu erreichen, dass das oft unterbezahltes Personal im Staatsdienst seine Pflichten überhaupt erst erledigt.
Regierungen, welche die freie Meinungsäußerung und die Freiheit der Presse verhindern, wie Simbabwe etwa, oder die Konzentration von Medienmacht in den Händen einzelner Politiker tolerieren wie in Honduras oder in Italien, begünstigen Korruption noch zusätzlich.

Korruptionsbekämpfung

„Korruption ist ein Monster mit zehn Köpfen, die man nicht alle zur gleichen Zeit beseitigen kann“ , so der Minister Rigoberto Cuellar, der die Antikorruptionsbemühungen in Honduras koordiniert.

Das vermutlich wirksamste Mittel gegen Korruption ist größere Transparenz in allen Bereichen des Regierungshandelns. Freie unabhängige Medien leisten einen bedeutenden Beitrag zur Bekämpfung von Korruption. Um mehr Transparenz bemühen sich NRO wie Transparency International (TI), die zu den führenden globalen Organisationen im Kampf gegen Korruption zählt. TI veröffentlicht jedes Jahr einen Korruptions-Report in dem unter anderem Ländern nach ihrem Korruptionswahrnehmungsindex (= nach dem Grad der bei Amtsträgern und Politikern wahrgenommene Korruption) gelistet werden.

Zu internationale Antikorruptionsbemühungen zählen Konventionen gegen Korruption wie die OECD- Konvention, die Bestechung ausländischer Amtsträger unter Strafe stellt oder die UN-Konvention (UNCAC – UN-Convention against Corruption), die Regierungen dazu aufruft, Bestechung und Bestechlichkeit unter Strafe zu stellen.

Quellen und Links

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