Wälder – Unsere grüne Lunge

Unsere Wälder sind Lebensraum, Rohstofflieferant, Erholungsort und Klimaschützer in einem. Doch sie verschwinden weltweit weiterhin erschreckend schnell – dabei brauchen wir die Wälder als grüne Lunge unserer Erde und Speicher für CO2. Es ist eine internationale Herausforderung, den Wald zum Nutzen der gesamten Menschheit zu erhalten und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung weltweit voranzubringen.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 02.02.11

Die Wälder unserer Erde

Wälder sind sehr vielfältig. Je nach Klima, Bodenbeschaffenheit und Waldgeschichte sind unterschiedliche Waldtypen entstanden: immergrüne und wechselgrüne Laubwäldern in den Tropen und Subtropen, Laubwälder und Laub-Nadelmischwälder in unseren Breiten und die Nadelwälder des nördlichen Waldgürtels (Sibirien, Skandinavien, Kanada). Sie sind die artenreichsten Lebensräume überhaupt: von den etwa 1,8 Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde leben etwa zwei Drittel im Wald. Das waldreichste Land ist Russland mit einem Viertel aller Wälder.

Noch vor 20 Jahren bedeckten die Wälder ein Drittel der Landfläche der Erde, heute ist es nur noch ein Viertel, das sind ungefähr 3.9 Milliarden Hektar. Zwar steigt in Europa die Zahl der Bäume wieder und auf der Norhalbkugel wandert die Baumgrenze durch den Klimawandel immer weiter nördlich; doch auf der Südhalbkugel verschwinden jährlich 12 bis 15 Millionen Hektar Wald durch Brände oder Abholzung. Dieser Verlust von Wäldern gefährdet die wirtschaftlichen und ökologischen Grundlagen auf lokaler, regionaler und globaler Ebene.

Wie steht es um den Wald in Deutschland?

Deutschland ist von Natur aus ein „Waldland“; ohne menschliches Zutun wäre ein großer Teil unseres Landes bewaldet. Heute sind rund 31 Prozent der Landesfläche Wald. Die Forstwirtschaft ist nach der Landwirtschaft die flächenmäßig bedeutendste Landnutzungsform.

Die heutigen Wälder in Deutschland sind das Ergebnis menschlicher Beeinflussung; der typische Laub- und Mischwald wurde schrittweise durch schnellwachsende Monokulturen, oft Fichten, ersetzt. Erst in den letzten Jahren werden wieder verstärkt Mischwälder gepflanzt. Der letzte Urwald Deutschlands, also ein noch nicht durch den Menschen beeinflusster Wald, ist recht überschaubar: er beschränkt sich auf einen Felsen oberhalb der Edersee-Schleife im Nationalpark Kellerwald-Edersee in Nordhessen.

Der größte Teil (44 %) des Waldes in Deutschland ist in Privatbesitz, das sind zwei Millionen Waldbesitzer. Der Rest der Wälder ist entweder Staatswald, also in Landesbesitz, oder Körperschaftswald, vor allem im Besitz von Städten und Gemeinden.

Die häufigsten Baumarten in Deutschland sind die Nadelbäume Fichte (28%) und Kiefer (24%), gefolgt von den Laubbäumen Buche (15 %) und Eiche (10 %).

Obwohl wir heute nicht mehr vom Waldsterben sprechen, sind unsere Waldbäume weit davon entfernt, gesund zu sein. Zwar wurden in den 80er und 90er Jahren durch die konsequente Luftreinhaltepolitik schädliche Schadstoffe wie Schwefeloxid und Stickstoffoxide drastisch reduziert. Doch laut Waldzustandsbericht 2012 sind mehr als 70 % der Bäume (vor allem Eichen) weiterhin stark geschädigt. Der Kronenzustand von Kiefern weist heute allerdings den besten Zustand seit Beginn der Erhebungen im Jahre 1984 auf. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich auch der Zustand der Buchen verbessert, der der Fichten hat sich kaum verändert.

Der Wald steht unter Stress, der von verschiedenen Faktoren verursacht wird: durch die Klimaveränderungen, die zu Hitze und Trockenheit führen, durch Luftschadstoffe aus Autoabgasen und Überdüngung in Form von Stickstoffbelastungen aus der Landwirtschaft. Der Klimawandel wird den Wäldern weiter zusetzen, da sind sich die meisten Experten einig.

Mit der Waldstrategie 2020 will das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz eine tragfähige Balance zwischen den steigenden Ansprüchen an den deutschen Wald und seiner dauerhaften Leistungsfähigkeit erreichen. Die Strategie greift komplexe Zusammenhänge und unterschiedliche Anspruchsebenen auf: Für neun Handlungsfeldern (u.a. Klimaschutz, Eigentum, Rohstoffe, Biodiversität, Waldbau, Jagd, Erholung, Forschung) werden Herausforderungen und Chancen benannt, mögliche Zielkonflikte analysiert und Lösungsansätze formuliert.

Was hat der Wald mit dem Klima zu tun?

Sowohl lokal als auch global steht der Wald in enger Wechselwirkung mit dem Klima. Global tragen die Wälder maßgeblich zur Sauerstofferzeugung und Kohlenstoffspeicherung bei. Lokal wirkt der Wald ausgleichend auf das Kleinklima seiner Umgebung; nicht umsonst sind Stadtparks beliebte Aufenthaltsorte, insbesondere an heißen Sommertagen. Wald und Waldböden wirken als Filter, Sauerstoffproduzenten und Wasserspeicher.

Ein Baum produziert seine Biomasse, wie alle grünen Pflanzen, praktisch aus dem „Nichts“, nämlich vor allem aus Kohlendioxid, Wasser und Sonnenenergie:

Eine 100jährige Eiche mit 130.000 Blättern, ihren biologischen Solarzellen, bindet jährlich rund 5.000 Kilogramm Kohlendioxid zu organischen Substanzen wie Holz, Blätter und Rinde und gibt dabei bis zu 4.500 Kilogramm Sauerstoff ab; das ist der Jahresbedarf von elf Menschen. Gleichzeitig arbeitet der Baum wie eine Klimaanlage. Die Wurzeln der genannten Eiche saugen jährlich etwa 40.000 Liter Wasser aus dem Boden, das die Blätter wieder „ausschwitzen“. Die dabei erzeugte Verdunstungskälte sorgt dafür, dass es im Wald selbst an heißen Sommertagen angenehm kühl bleibt. Außerdem filtert sie im Jahr etwa eine Tonne Staub und Schadstoffe aus der Luft, wirkt also wie ein überdimensionaler Staubsauger. (Quelle: treffpunktwald.de)

Der Wald verschwindet für Steaks und Klopapier

Jeden Tag verliert unser Planet rund 356 Quadratkilometer Wald, vor allem in den Tropen, aber auch in den weitläufigen Gebieten der russischen Taiga. Das sind 35 Fußballfelder Wald pro Minute. Diese immense Waldvernichtung verursacht rund 20 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Das ist mehr als alle Autos und Flugzeuge der Welt zusammen emittieren. Und die Nachfrage nach Holz steigt weltweit!

Aus dem Wald werden beispielsweise Wegwerfartikel aller Art, vom Papiertaschentuch bis zum Pappbecher für den täglichen Coffee to go. Oder die Wälder müssen weichen, weil an ihre Stelle Soja für die immer stärker anwachsende Fleischproduktion angebaut wird oder Palmölpflanzen für Lebensmittel und Bio-Sprit. Die Waldflächen für die landwirtschaftliche Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln, Bioenergie sowie Siedlung, Gewerbe, Industrie und Bergbau zu nutzen ist in der Regel wirtschaftlich attraktiver als die Forstwirtschaft. Ein Happy End, wie das gleichnamige Toilettenpapier suggeriert, ist das wohl nicht!

Auch die oft durch Menschen verursachten Waldbrände tragen zu der Vernichtung großer Waldflächen bei, insbesondere in den letzten Jahren haben Brände zugenommen.

Schätzungen der Weltbank zufolge ist der Wald weltweit für etwa 1,6 Milliarden Menschen, die in extremer Armut leben, eine überlebenswichtige Existenzgrundlage. Die vielfältigen Produkte aus den Wäldern sichern ihre Ernährung, Einkommen, Behausungen und bergen spirituell-kulturelle Werte. Traditionelle Wirtschaftsformen und Kenntnisse der Nutzbarkeit der verschiedenen Walderzeugnisse drohen, wie viele der Pflanzen und Tiere selbst, zu verschwinden.

Der Rohstoff Holz

Holz war und ist ein wichtiger und begehrter Rohstoff: als Baumaterial ebenso wie als Energieträger, als Grundlage für Papier und zur Herstellung von Möbeln. In Deutschland ist Holz der wichtigste heimische Rohstoff. Der gesamte Wirtschaftssektor, der auf dem Rohstoff Holz aufbaut, beschäftigt rund 1,2 Millionen Arbeitskräfte und erzielt einen Jahresumsatz von 172 Milliarden Euro (2013), insbesondere im ländlichen Raum.

Der Begriff Nachhaltigkeit hat seinen Ursprung in der Waldwirtschaft: Übernutzung, Waldweide und Energiehunger führten im Mittelalter zur Formulierung des Grundprinzips der Nachhaltigkeit. Vereinfacht besagte es, nicht mehr Holz zu nutzen, als auf Dauer nachwachsen kann. Die Brundtland-Kommission (1987) und die Rio-Konferenz (1992) haben den Nachhaltigkeitsbegriff als „Sustainable Development“ in die internationale Diskussion eingeführt.

Nach heutigem Verständnis umfasst das Prinzip der Nachhaltigkeit einen Ausgleich zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten über Generationen und Regionen hinweg. Bei der Umsetzung von forstlichen, waldbaulichen Maßnahmen ist nur das ökonomisch langfristig erfolgreich, was ökologisch vernünftig angelegt wurde.

Ein Siegel, das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern garantiert, ist das FSC-Siegel, das mittlerweile Möbel genauso auszeichnet wie Papier, Baustoffe und Windeln. Einen entsprechenden Ratgeber bietet der WWF. Ein weiteres Siegel ist das PEFC-Siegel. Es garantiert ebenfalls für Holz- und Paperprodukte, dass sie aus nachhaltiger Waldnutzung stammen.

Von Waldschutzgebieten und „Paper parks“

Neben der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern ist es nötig, bestimmte Waldgebiete zu schützen, um sie langfristig zu erhalten. Ob Naturschutzgebiet, Nationalpark, Naturwaldreservat, Biosphärenreservat, Naturpark, Wildreservat oder Landschaftsschutzgebiet: Weltweit existieren mindestens 140 unterschiedliche Schutzgebiets-Kategorien, alleine 90 in Europa. Für einige, wie Biosphärenreservate und Nationalparks, gelten internationale Richtlinien. Andere werden national geregelt. Sie unterscheiden sich nach der Strenge des Schutzes und der erlaubten Eingriffe.

Doch nicht alle Lebensräume werden gleichermaßen geschützt: Die meisten Schutzgebiete wurden in Regionen ausgewiesen, in denen der Widerstand verschiedener Interessensgruppen – z.B. Land- und Forstwirtschaft, Tourismusindustrie oder Bergbauunternehmen – am geringsten war. Dazu kommt, dass einem Großteil der Staaten das Geld und der politische Wille fehlt, die bestehenden Schutzgebiete effektiv zu betreuen – von der Einrichtung neuer Schutzgebiete ganz zu schweigen. Vor allem in den Entwicklungsländern stehen oft nicht ausreichend Mittel zur Verfügung, um notwendige Gehälter, Infrastruktur und Ausrüstung zu finanzieren, um damit die Artenvielfalt zu schützen und die Wälder zu erhalten. Viele dieser Gebiete bestehen deshalb leider oft nur auf dem Papier – sie sind so genannte „Paper parks“.

Um die global bedeutenden Schutzgebiete zu finanzieren und neue zu errichten braucht es deshalb neue Wege des Schutzgebietsmanagements, der Mittelbeschaffung und der Naturschutzfinanzierung. Profitieren werden die Wälder und infolge auch das Klima erst dann, wenn die Maßnahmen nicht mehr von oben nach unten aufgesetzt werden. Internationale Regelungen sind notwendig, doch sie müssen mit lokalen und regionalen Maßnahmen verknüpft werden, in Absprache mit der ansässigen Bevölkerung.

Quellen und Links

Indra Jungblut, RESET-Redaktion (2011), überarbeitet von Ariane Kujau (2013)

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