Peaceparks – Grenzübergreifende Naturparks für den Frieden

Politische Grenzen entsprechen eher selten Grenzen zwischen Ökosystemen. Für eine nachhaltige und umweltschonende Nutzung ökologische Einheiten ist eine grenzüberschreitende Kooperation sinnvoll. Peace Parks haben zum Ziel, länderübergreifende Schutzgebiete zu schaffen.

Autor*in RESET , 11.11.11

Ich kenne keine politische Bewegung, keine Philosophie, keine Ideologie, die mit dem Peace-Park-Konzept nicht vereinbar wäre. In einer Welt voller Konflikte und Zerissenheit ist Frieden der Grundstein für die Zukunft. Die Peace Parks sind bedeutende Bausteine für diesen Prozess.

(Nelson Mandela über Peace Parks)

Politische Grenzen korrelieren nicht unbedingt mit den Grenzen zwischen Ökosystemen. Dies führt dazu, dass Grenzen oft Lebensräume von Tieren und Menschen teilen und damit den Zugang zu wichtigen Ressourcen wie z.B. Wasser und Jagdgebieten erschweren. Zudem ergeben sich aus der Nutzung natürlicher Ressourcen in einem Land oftmals Folgen, die sich über den Nutzungsort erstrecken und die Nachbarstaaten oder größere Teile der Erde betreffen. Um zusammenhängende ökologische Einheiten dennoch nachhaltig und umweltschonend nutzen zu können, ist eine grenzüberschreitende Kooperation sinnvoll. Zudem kann ein länderübergreifendes Managment für Ressourcen wie Wasser, Energie und Nahrungsmittel zur Vermeidung von Konflikten beisteuern.

Das ist die Idee von Peace Parks, im deutschsprachigen Raum auch als Grenzübergreifende Schutzgebiete, in englischsprachigen Ländern Transboundary Peace Parks, Transboundary Protected Areas oder Transfrontier Conservations Areas genannt. In Afrika hat sich der Begriff Transfrontier Conservations Area (TFCA) bzw. Transfrontier Park (TP) hierfür durchgesetzt.

Was ist ein Peace Park?

Bei Peace Parks handelt es sich um grenzübergreifende Schutzgebiete, in welchen der Ressourcenschutz mit der Friedenssicherung und der wirtschaftlichen Entwicklung der betroffenen Region vereinbart werden soll.

Neu ist die Idee nicht, durch grenzüberschreitende Schutzzonen wirksamen Naturschutz zu betreiben: Schon Mitte der 80er Jahre hat die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) weltweit von über 70 transnationalen Naturparks berichtet. Der erste Grenzüberschreitende Park war der Waterton-Glacier Peace Park, der bereits 1932 an der Grenze zwischen Kanada und den USA gegründet wurde mit dem Ziel, das Territorium der Blackfoot Indianer wiederherzustellen und als Zeichen der Völkerverständigung zwischen US-Amerikanern, Kanadiern und  den Indianern.

Bisher gibt es keine einheitliche Definition, was ein Peace Park genau ist, es existieren unterschiedliche Ansätze nebeneinander. Allgemein jedoch ist das Konzept der Peace Parks, durch grenzüberschreitende Schutzzonen nicht nur Natur und Kultur zu bewahren, sondern auch eine friedliche Kooperation zwischen benachbarten Staaten zu entwickeln und zu sichern. Dies bedeutet praktisch, dass alle Grenzbefestigungen entfernt werden, so dass sich Menschen und Tiere in diesen Gebieten frei bewegen können. Möglich sind nur Grenzanlagen um diese Parks herum, damit unkontrollierte Grenzübertritte verhindert werden können. Teil des Konzeptes ist auch immer eine aktive, im besten Fall partizipative Arbeit mit der Bevölkerung.

Schwierigkeiten bereiten Peace Parks oft die fehlenden Rahmenbedingungen der teilhabenden Länder, unterschiedliche Machtverhältnisse zwischen den Ländern erschweren die Kooperation. Auch auf Seiten der Bevölkerung ist ein Peace Park nicht immer ohne weiteres durchzusetzen: hier kann es zu Konflikten durch Naturschutzmaßnahmen kommen, die in die Lebensweise der Bevölkerung eingreifen, wie z.B. Einschränkungen der Fangquoten für geschützte Tiere.

Nach einer Information des Global Transboundary Protected Areas Networks gab es im Jahre 2007 135 Peace Parks. Im Unterschied zu den Peace Parks gibt es mehr als 3043 als allgemein definierte grenzübergreifende Schutzgebiete von kulturellem Belang oder zum Natur- und Tierschutz, die den Rang von Peace Parks nicht erreichen.

Peace Parks gibt es mittlerweile in vielen Regionen Afrikas, Asiens, Amerikas und Europa.

Peace Parks in Afrika

Frei ziehende Tiere in Afrika.

Noch vor wenigen Jahren galten Pläne für den Süden Afrikas als illusionär, die so etwas wie Peace Parks errichten wollten. Doch seit dem politischen Wandel der Region – vor allem seid Abschaffung der Apartheid – wird die Verwirklichung dieser Vision durch die Peace Parks Foundation vorangetrieben. Mit der Gründung der Peace-Parks-Foundation, die sich vor allem zum Ziel die Installierung von Peace Parks hat, wurden die Staatschefs von Botswana, Lesotho, Malawi, Mosambik, Simbabwe und Swasiland gewonnen. Schirmherr war Nelson Mandela.

In Afrika sollen die Peace Parks in erster Linie die traditionellen Wanderungen von Tieren und den Einheimischen den Zugang zu Trinkwasser und zu Gebieten zum Anbau von Nahrungsmitteln wieder ermöglichen. Mit der Entwicklung der Parks werden aber auch der Tourismus, das wirtschaftliche Wachstum, die Wanderungsbewegungen der einheimischen Bevölkerung und die Verständigung zwischen den Staaten befördert. Finanziert werden sollen die Parks vor allem über die Einnahmen aus dem Tourismus.

Im Süden von Afrika waren 2010 drei Peace Parks realisiert, sechs sind durch staatliche Absichtserklärungen gesichert und neun befinden sich in der Konzeptionsphase.Von den 18 Peace Parks reichen 11 über zwei, 6 über drei und 1 Peace Park über fünf Staatsgrenzen.

Der „Great Limpopo Transfrontier Park“ in Südafrika, Mosambik und Simbabwe

Der Park ist das derzeit wohl ehrgeizigsten Tierschutzprojekts Afrikas: der Zusammenschluss von drei Schutzgebieten in Südafrika, Simbabwe und Mosambik zu einem Peace-Park, einem grenzübergreifenden Naturreservat von der Größe der Portugals. Tausende Elefanten, Giraffen, Antilopen und andere Tiere werden dafür aus dem südafrikanischen Krüger-Nationalpark in den mosambikanischen Teil des „Great Limpopo Transfrontier Park“ umgesiedelt. Dort in „Coutada 16“, einem ehemaligen Jagdgebiet der Portugiesen, haben Großwildjagd und Bürgerkrieg, später dann Wilderei und Naturkatastrophen beinahe jegliches Tierleben ersterben lassen. Auch im heutigen Krügerpark gab es vor rund 100 Jahren keine Nashörner, keine Büffel mehr, nur ein paar Löwen und schätzungsweise noch zehn Elefanten. Dank des Abschussverbots und ständiger tierärztlicher Betreuung beherbergt er wieder über 10.000 graue Riesen, welche er nun nicht mehr ernähren kann – somit bedeutet die Umsiedelung der Tiere auch eine Erleichterung für den Krügernationalpark.

Wenn überall Grenzen fallen, so fragte sich nach dem Ende des Kalten Krieges der Multimillionär und Vorsitzende des WWF Südafrika, Anton Rupert, warum sollen sich dann nicht auch durch Grenzen zerschnittene Ökosysteme wieder vereinigen lassen? Seine Stiftung, die Peace-Park-Foundation, brachte die Fantasie von Naturschützern und Tourismusveranstaltern gleichermaßen zum Blühen. Der Name ist Programm – ohne Frieden taugt das ganze Vorhaben nichts. Die inneren Verhältnisse in Simbabwe ließen die Zusammenarbeit mit Südafrika und Mosambik ins Stocken geraten. So begann die Umsetzung der Vision hier zunächst zwischen diesen beiden Ländern. In 2005  wurde der Park offiziel für Besucher geöffnet. Hier geht es zur Internetseits des Parks: Great Limpopopark

„SI-A-PAZ“ – „Ja zum Frieden“ – ein riesiger Friedenspark in der Mitte Amerikas

Über viele Kilometer bildet der Rio San Juan die Grenze zwischen Nicaragua und Costa Rica. In einer Region, die jahrzehntelang Schauplatz blutiger Konflikte war, arbeiten jetzt engagierte Menschen aus beiden Ländern für den Erhalt wertvoller Ökosysteme zusammen. SI-A-PAZ – „Ja zum Frieden“ – heißt das Projekt zur engeren Verflechtung der zahlreichen nationalen Schutzgebiete, die sich wie eine Kette beiderseits des San-Juan-Flusses erstrecken. Das „Sistema Internacional de Areas Protegidas para la Paz“ – kurz SIAPAZ – umfasst über eine Million Hektar Fläche und schließt staatliche und private Reservate ein, die bis an die Karibikküste Costa Ricas mit ihren wichtigen Legeplätzen für bedrohte Schildkrötenarten reichen.

Die Niederlande, die Schweiz und Norwegen unterstützen den Friedenspark finanziell, die IUNC hilft bei der Koordination. Insbesondere auf nicaraguanischer Seite engagieren sich zahlreiche Nichtregierungs-Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Ihnen geht es vor allem darum, die Menschen, die nach dem Bürgerkrieg in das San-Juan-Becken zurückgekehrt sind, dort aber kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten können, aktiv in Naturschutz- und Aufforstungsprojekte einzubeziehen. Eine die Natur schonende Subsistenzwirtschaft soll gefördert und das Gebiet südlich und nördlich des großen Flusses touristisch erschlossen werden: mit der in ganz Mittelamerika einmaligen Vielfalt von Fauna und Flora als Hauptattraktion.

Vor allem während der Goldgräberzeit zählte der Rio San Juan zu den wichtigsten Handelsstraßen des Kontinents, denn bis zum Bau des Panama-Kanals war er die kürzeste Verbindung zwischen der Ostküste und der Westküste Nordamerikas. Die längste Strecke seines Weges vom Nicaragua-See bis zur Mündung in die Karibik gehört er heute vollständig zu Nicaragua, wird aber vor allem von Flüssen aus Costa Rica gespeist. Sein Delta verteilt ihn dann über beide Länder. Ein gemeinsamer Schutz von Fauna und Flora der einmaligen Regenwälder diesseits und jenseits der Grenze liegt nicht nur nahe, angesichts der Profitgier von Holzunternehmen ist er auch zwingend erforderlich. Nicaraguanische und costaricanische Reservate im Grenzgebiet der beiden Länder sollen nun zu einem gemeinsamen Peace Park verbunden werden. (Quelle: MDR)

Jenny Louise Becker und Indra Jungblut, RESET-Redaktion

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