Klimakiller Landwirtschaft?
Die Landwirtschaft ist für mehr als 13 Prozent der in Deutschland ausgestoßenen Treibhausgase verantwortlich. Für Menschen mit offenen Augen und Ohren ist die schlechte Klimabilanz vor allem von rotem Fleisch kein Geheimnis. Der Chef der Verbraucherorganisation foodwatch warnt gar: "Das Rind ist eine Klimabombe". Heißt es für uns Verbraucher: Zurück zum Sonntagsbraten?
Schädliche Ausdünstungen
Klimaschädlich sind zum einen (natürlich neben dem Ressourcenverbrauch, Futtermittel und Wasser) tatsächlich die Ausdünstungen der Milliarden Rinder, Ziegen und Schafe auf der Welt, die zu Großteilen aus den Treibhausgasen Methan, Lachgas und CO2 bestehen. Methan wirkt gar 23mal so stark auf die Atmosphäre wie Kohlendioxid.
Trockenlegung von Moorböden
Ein anderes großes Problem ist die Trockenlegung von Moorböden zur Gewinnung von Weideland. Diese Emissionsquelle ist mit 30 Prozent die höchste der Landwirtschaft: Diese Böden binden nämlich extrem viel CO2, welches bei einer Bewirtschaftung freigesetzt wird.
Biosprit-Pflanzen
Ein weiteres Problem sind die Biosprit-Pflanzen, die eine große Menge Dünger benötigen. Der hier meistens eingesetzte Stickstoffdünger setzt große Mengen Lachgas frei, das sogar 300mal so schädlich ist wie Kohlendioxid. foodwatch hat wissenschaftlich untersuchen lassen, wo in der Landwirtschaft die meisten Treibhausgase entstehen und wie sie reduziert werden können. Und gefragt: Ist Bio-Essen besser für das Klima? Wer Bioprodukte kauft, schützt auch das Klima - so denken vermutlich viele Verbraucher. Aber ist das wirklich richtig? "Einen vollständigen, allgemein anerkannten und umfassenden Vergleich zum Unterschied der Treibhausgasemmission zwischen dem konventionellen und dem ökologischen Landbau gibt es bis heute nicht", stellte die Bundesregierung im Mai 2007 lapidar fest. Um diese Lücke zu schließen, hat foodwatch das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) beauftragt. Die Wissenschaftler haben untersucht, wie die herkömmliche und die ökologische Landwirtschaft zum Treibhauseffekt beitragen. Die Ergebnisse hat foodwatch in dem Report "Klimaretter Bio?" zusammengefasst.
Treibhausgase Landwirtschaft = Treibhausgase Straßenverkehr

Die Landwirtschaft in Deutschland verursacht annähernd soviel klimaschädliche Gase wie der Straßenverkehr, nämlich 13 Prozent der Treibhausgase insgesamt. Das ist das Ergebnis der Studie, die foodwatch am 25. August 2008 in Berlin präsentiert hat. Sowohl konventionelle als auch ökologische Landwirtschaft tragen dabei erheblich zum Treibhauseffekt bei. Die ökologische Landwirtschaft verursacht zwar rund 15 bis 20 Prozent weniger Treibhausgase. In der Milch- und Rindfleischproduktion schneiden Bio-Bauern aber teilweise schlechter ab als konventionelle Tierhalter. Wer Bioprodukte kauft, ernährt sich deshalb nicht automatisch klimaschonend. Wichtiger für die persönliche Klimabilanz ist, wieviel Rindfleisch und Milchprodukte ein Mensch isst.
Treibhausgase könnten um 60 Prozent gesenkt werden
Die Landwirtschaft bietet enorme Möglichkeiten für den Klimaschutz: Der Ausstoß an Treibhausgasen könnte um 60 Prozent gesenkt werden, das wären 80 Millionen Tonnen CO2 jährlich. Die einfachste Maßnahme wäre der Stopp der Nutzung von Moorböden. Schon allein dadurch ließen sich 30 Prozent der Treibhausgase einsparen. Weitere 20 Prozent würde die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft bringen. Um den Treibhausgas-Ausstoß aber langfristig um insgesamt 60 bis 80 Prozent zu senken, müsste die Produktion von Fleisch und Milch gesenkt werden, denn vor allem die Rinderhaltung ist sehr klimaschädlich. Um die enormen Einsparmöglichkeiten in der Landwirtschaft zu nutzen, reicht es nicht, wenn jeder persönlich Konsequenzen zieht und weniger Fleisch und Milchprodukte isst. Die Politiker sind aufgefordert, die Regeln zu ändern: Die Agrarpolitik muss Teil der Klimapolitik werden.
Quellen und Links
- Verbraucherschützer brandmarken Viehzucht als Klimakiller (Spiegel)
- Die Ergebnisse des Reports "Klimaretter Bio?"
- Schluss mit der Subventionierung von Billigfleisch (Greenpeace)