Im Zuge einer nachhaltigen Lebensweise ist die Nutzung erneuerbarer Energien ein wichtiger Faktor, geht es doch darum, Ressourcen zu schonen und den Treibhausgas-Ausstoß zu vermindern, um langfristig lebenswerte Bedingungen auf der Erde zu erhalten. Nicht nur im Hinblick auf Klima- und Umweltschutz ist der Wechsel von fossilen Energiequellen hin zu erneuerbaren Energieträgern der richtige Weg. In Anbetracht schwindender fossiler Brennstoffvorkommen und der immer aufwändigeren und kostenintensiven Gewinnung dieser Ressourcen (Stichwort „Fracking“), ist es ein konsequenter Schritt auf regenerative Energiequellen umzusteigen.
Anders als die fossilen Energiequellen Erdgas, Kohle und Erdöl, die endliche Ressourcen darstellen und bei ihrer Nutzung zu hohen CO2-Emissionen führen, basieren die erneuerbaren Energien auf der Nutzung von Ressourcen, die regenerativ sind und damit praktisch unendlich zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zu der Nutzung von Atomkraft als Energiequelle besteht bei der Nutzung erneuerbarer Energien kein unkalkulierbares Gefahrenpotenzial und kein Endlagerproblem. Zu den erneuerbaren Energien gehören Sonnenenergie, Wasserkraft, Wind, Erdwärme und Biomasse aus nachwachsenden Rohstoffen.
Erneuerbare Energien in Deutschland
Energie wird für die Erzeugung von Strom und Wärme und als Kraftstoff benötigt. Dafür eignen sich die einzelnen erneuerbaren Energiequellen in unterschiedlicher Weise. Windkraft und Sonnenergie liefern vornehmlich Strom, nachwachsende Biomasse liefert Strom, Wärme und Kraftstoff und aus der oberen Erdkruste kann Wärme, die sogenannte Geothermie, genutzt werden. Die Beteiligung der einzelnen Formen regenerativer Energieerzeugung an der Deckung des Energiebedarfs in Deutschland ist regional unterschiedlich verteilt. So überwiegt beispielsweise im Süden der Anteil der Sonnenenergienutzung mit Hilfe der Photovoltaik, während im Norden die Windenergie einen Großteil der regenerativen Energie liefert (Agentur für Erneuerbare Energien (AEE)).
Der Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch ist in Deutschland seit den 90er Jahren insgesamt beständig angestiegen. 2023 wurden bereits 22 Prozent des Endenergieverbrauchs von erneuerbaren Energien gedeckt (Umweltbundesamt).
Erneuerbare Energien weltweit
Weltweit decken die erneuerbaren Energien derzeit 19 Prozent des Endenergieverbrauchs und circa 30 Prozent des Stromverbrauchs (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)). Hierüber gibt der jährlich erscheinende „Renewables Global Status Report“ Aufschluss.
Die internationale Organisation IRENA (International Renewable Energy Agency) treibt den Ausbau erneuerbarer Energien international voran. Deutschland nimmt eine Vorreiterrolle bei der regenerativen Energieerzeugung ein, insbesondere in Bezug auf den Ausstieg aus der Atomkraft, der in dieser Form bisher in keinem anderen Land vollzogen wurde. Weitere Länder in denen die erneuerbaren Energien einen immer wichtigeren Beitrag zur Energieerzeugung leisten sind China, die USA, Spanien, Italien, Indien und Japan (BMU).
Die gesetzliche Förderung erneuerbarer Energien in Deutschland
Die EU gibt den Mitgliedsstaaten verbindliche Ausbauziele für die erneuerbaren Energien vor. Deutschland hat sich laut dem Nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) dazu verpflichtet, bis 2030 den Anteil erneuerbarer Energien am Energieendverbrauch (Strom, Wärme, Kraftstoff) auf 40,2 Prozent zu steigern. Das zentrale Element dabei ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
Damit erneuerbare Energie auch produziert wird, gibt es beispielsweise die im EEG geregelte, garantierte Einspeisevergütung für Strom. Wer regenerativen Strom produziert, hat also die Sicherheit, dass dieser auch zu einem bestimmten, gesetzlich festgelegten Preis abgenommen wird. Damit sich Investitionen in diese Art der Stromerzeugung rentieren, legt die EEG-Umlage fest, dass der Differenzbetrag zwischen dem Börsenwert von Ökostrom und der gesetzlich garantierten Einspeisevergütung auf alle Stromverbraucher umgelegt wird. Durch den stetigen Anstieg der Ökostromproduktion sinkt der Strompreis an der Börse (ein Prozess von Angebot und Nachfrage) und die Kluft zwischen Marktwert und gesetzlich festgelegter Vergütung von Ökostrom steigt an. Das führt dazu, dass die steuern- und abgabenfinanzierte EEG-Umlage ansteigt (tagesschau.de).
Das EEG ist durchaus umstritten. Die weitere politische Entwicklung bleibt abzuwarten.
Klimaschutz und erneuerbare Energien
Wenn es um den Klimaschutz geht, leisten die erneuerbaren Energien einen wichtigen Beitrag, tragen sie doch zur Reduzierung von Luftschadstoffen und klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen bei.
Es lässt sich ermitteln, wie viel Treibhausgasemissionen bei der Erzeugung von Wärme, Strom oder Kraftstoff aus regenerativen Quellen im Vergleich zu der Menge an Treibhausgasemissionen vermieden werden, die beim Einsatz fossiler Energiequellen angefallen wären. Die Menge an eingesparten Emissionen ist im Stromsektor am größten, mit einem Anteil von über 86 Millionen Tonnen CO2.
Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien und die damit in Zusammenhang stehenden Innovationen und Energieeinsparungen werden den Beitrag zur Emissionen-Einsparung in Zukunft weiter steigern. Prognosen gehen von einer Senkung der Emissionen um 80 bis 95 Prozent bis zum Jahr 2050 aus.
Wer liefert den Ökostrom?
Anders als bei der konventionellen Energieerzeugung, die von wenigen Großkonzernen getragen wird, gibt es bei der regenerativen Energieerzeugung dezentrale Strukturen und eine Vielzahl von Anbieter*innen. In Deutschland wird beispielsweise der Ökostrom, in Form von Solar-, Biomasse- oder Windkraftanlagen zu einem großen Anteil von 42 Prozent von Privatpersonen erzeugt. Neben sozialen und ökologischen Motiven profitieren diese Anbieter*innen natürlich auch ökonomisch. Sie tragen zur regionalen Energieversorgung bei und sorgen gleichzeitig dafür, dass das Geld für die Energiekosten in der jeweiligen Region verbleibt. Das hat zahlreiche positive Nebeneffekte, wie zum Beispiel die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region oder die Möglichkeit der Reinvestition in weitere Projekte.
Erneuerbare Energien schaffen Arbeitsplätze und stärken den Industriestandort Deutschland
Der Arbeitsmarkt profitiert durch den Ausbau der erneuerbaren Energien. 2021 betrug die Anzahl der Beschäftigten im Bereich erneuerbare Energien 344.100. Die größten Arbeitgeber waren die Windkraft mit 130.200 Arbeitsplätzen und die Biomasse mit 113.800 Arbeitsplätzen (Umweltbundesamt).
Damit werden die erneuerbaren Energien für die deutsche Wirtschaft immer wichtiger. Die Bio- und Umwelttechnologie zählt bereits zu den sechs wichtigsten Industriebranchen.
Derzeit werden 98 Prozent des in Deutschland verwendeten Erdöls importiert sowie 95 Prozent des Erdgases. Durch den Einsatz erneuerbarer Energien verringert sich die Abhängigkeit von Deutschland und der EU insgesamt von der Einfuhr fossiler Energieträger.
Innovationen im Bereich der erneuerbaren Energien werden den Wirtschaftsstandort Deutschland zukunftsfähig halten und neue Möglichkeiten in den Bereichen Export und Wachstum erschließen. Die deutsche Wirtschaft spielt eine Vorreiterrolle bei den erneuerbaren Energien und Effizienztechnologien, Deutschland hat sich zu einem Leitmarkt für diese Technologien entwickelt.
Gibt es eine Alternative zu den erneuerbaren Energien?
Der Ausbau und die Nutzung erneuerbarer Energien sind nicht konfliktfrei. So können beispielsweise Wasserkraftanlagen das Ökosystem von Fließgewässern beeinträchtigen, Stromtrassen Landschaften zerschneiden oder Windkraftanlagen den Lebensraum von Vögeln stören und in einem Biomassekraftwerk fallen natürlich auch Abgase an. Im Vergleich zu Eingriffen in den Naturraum wie den Braunkohletagebau, Ölkatastrophen, die massive Beeinträchtigung der Atmosphäre durch die Verbrennung fossiler Biomasse oder die ungelöste Endlagerfrage von Atommüll scheinen viele dieser Probleme jedoch lösbar und durch eine verbesserte Beteiligung von Öffentlichkeit, Umweltverbänden und Anwohner*innen betroffener Gebiete in den Griff zu kriegen zu sein.
Auch wenn alle Einwände gegen die Verwendung fossiler Energieträger in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz beiseitegeschoben würden, ist der Umstieg auf eine regenerative Energieerzeugung unumgänglich. Der einfache Grund ist die Endlichkeit der fossilen Brennstoffressourcen.
Neue Technologien zur Förderung fossiler Brennstoffe, wie die Gewinnung von Erdgas und Erdöl aus Ölschiefer und Ölsanden („Fracking“), können das Problem der Endlichkeit der fossilen Energieressourcen nur vertagen. Auch die hierdurch nutzbaren Rohstoffvorkommen sind endlich und die Möglichkeiten einer bedarfsgerechten Förderung sind fraglich. Dabei stellt sich außerdem die Frage, wie sinnvoll der Einsatz und die Erforschung neuer, kostenintensiver Fördertechniken bei den großen hiermit in Zusammenhang stehenden Umweltbelastungen und der zeitlichen Begrenztheit ihrer Nutzbarkeit ist.
Zu hohe Kosten für erneuerbare Energien?
Die Kosten, die aufgrund der Verschmutzung der Atmosphäre mit Luftschadstoffen aus der Verbrennung fossiler Energieträger (zum Beispiel Feinstaub und Schwermetalle) und der globalen Erwärmung durch die Emission von Treibhausgasen (zum Beispiel CO2 und Methan) entstehen, sind bisher ebenso wenig zu ermitteln wie die Kosten, die noch durch die Lagerung von hochgiftigem Atommüll entstehen werden. Diese Kosten müssten in den Preis für konventionell gewonnene Energie einbezogen werden. So sind die Kosten für erneuerbare Energien insgesamt gesehen vermutlich geringer als die der konventionellen Energieerzeugung. Im Strompreis schlägt sich das bisher nur unzureichend nieder.
Riesige Mengen an Subventionen sind in die Atomenergie geflossen, von 1950 bis 2010 mindestens 204 Milliarden Euro alleine in Deutschland. Auch die fossilen Energieträger wurden und werden gefördert, so flossen beispielsweise im Jahr 2010 weltweit 323 Milliarden Euro an Fördermitteln. Das Kostenargument ist also kein haltbares Gegenargument gegen die erneuerbaren Energien.
Die Zukunft ist erneuerbar!
Eine der Herausforderungen der Zukunft wird es sein, den Ausbau der regenerativen Energien besser mit dem der Stromnetze zu synchronisieren. Weitere wichtige Punkte bleiben zum Beispiel die Weiterentwicklung von Speichertechnologien für Energie, eine intelligente Steuerung von Stromverbrauch und Stromnetzen insgesamt, generelle Energieeinsparungen und Energieeffizienz oder auch das weitere Voranbringen der energetischen Gebäudesanierung.
Vor „Blackouts“ und Versorgungslücken bei Windstille oder durch eine Wolkendecke, die von Kritiker*innen immer wieder als Argument gegen erneuerbare Energien herangezogen werden, muss sich niemand fürchten. Die dezentralen Strukturen und diversen, sich ergänzenden Formen der Stromerzeugung werden die Versorgung mit Energie auch ohne konventionelle Energien in Zukunft sichern können. Grundlastfähig sind hier insbesondere die Bioenergie und Geothermie.
Die Nutzung regenerativer Energien ist ökologisch, sozial und ökonomisch sinnvoll. Energie sparen, Häuser dämmen, Ökostrom beziehen und auf öffentlichen Personennahverkehr und Elektromobilität setzen sind nur einige Beispiele dafür, wie jede*r einzelne zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung beitragen kann. Je schneller die konventionellen Energieträger verzichtbar werden, desto besser für das Klima, die Umwelt und die Gesellschaft.
Quellen und Links
- Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) http://www.unendlich-viel-energie.de/
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) http://www.bmu.de/
- Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) http://www.bgr.bund.de/DE/Home/homepage_node.html
- Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung http://www.diw.de/deutsch
- Naturschutzbund Deutschland (NABU) http://www.nabu.de/
- Greenpeace http://www.greenpeace.de/
- Internationale Energieagentur http://www.iea.org/
- Broschüre der Agentur für Erneuerbare Energien als PDF: „Daten und Fakten zu den wichtigsten Energiequellen der Zukunft„
Dieser Artikel wurde im März 2013 erstmalig veröffentlicht. Im März 2024 wurde der Artikel aktualisiert.